Wieder einmal sorgen die Reifen in Spa-Francorchamps für Aufsehen. Im 2. Training am Freitag handelten sich sowohl Sebastian Vettel als auch Fernando Alonso Schäden an ihren Pirellis ein, Vettel musste die Session 20 Minuten vor dem Ende frühzeitig abbrechen. Noch hat Pirelli den Grund für die Probleme nicht herausgefunden, ein Team von Ingenieuren wird die Strecke nach möglichen Ursachen absuchen. Vor allem der Bereich zwischen Kurve 13 und 15 - also Fagnes bis in Richtung Stavelot - liegt dabei im Fokus der Untersuchungen.

Bei Vettel soll ein sichtbares Loch im Reifen aufgetreten sein, bei Alonso handelte es sich um zwei kleinere Löcher im Reifen. "Beim Red Bull sieht es aus, als ob etwas am Untergrund gerieben und dann durch die Oberfläche des Reifens geschnitten hätte", stellte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery erste Vermutungen an. "Beim Ferrari handelt es sich um zwei Löcher im Profil." Möglicherweise könnten diese Schäden beim Überfahren eines Kerbs aufgetreten sein, wenngleich Vettel meinte, dass er nicht zu hart über die Randsteine gefahren sei.

Pirelli muss nun schnellstens die Gründe herausfinden, denn auch anderen Autos wurden offenbar kleine Einschnitte an den Reifen gefunden. Ein ähnliches Debakel wie beim Reifen-Massaker von Silverstone will der Reifenhersteller mit aller Macht vermeiden, doch Hembery machte sich keine Sorgen, dass sich so etwas in Belgien wiederholen könnte. Er machte klar, dass es sich nicht um Probleme mit den Reifen handelte, sondern äußere Umstände zu den Vorfällen geführt hätten. "Es ist komplett anders als in Silverstone", wollte Hembery umgehend jegliche Reifenpanik vermeiden.

Ideal seien diese Zwischenfälle auf der Ardennenstrecke aber natürlich nicht gewesen. Hembery: "Das ist eine Sorge um den Sport, denn wir müssen herausfinden, was los war. Es gibt nicht so viel, das wir tun können, aber wir geben unser Bestes um zu identifizieren, wie es dazu kommen konnte." Die Strecke von Spa - auf der stets starke Kräfte auf die Reifen einwirken - habe vom Layout her diesmal nichts mit den Reifenproblemen zu tun, versicherte Hembery. "Es ist eine schnelle Strecke, aber das sollte keine Schwierigkeiten verursachen", erklärte er. "Blistering (Blasenbildung an den Reifen; d. Red.) gab es immer wieder, diesmal aber noch nicht. Von den Schnitten einmal abgesehen, schauen die Reifen hier gut aus."

Die anberaumte Streckenkontrolle könnte Pirelli Aufschluss geben für die beiden Vorfälle. Es sei auch nicht das erste Mal, dass das Unternehmen die Strecke inspiziert. "Es gibt viele Rennen im Jahr, wo man bestimmte Dinge an den Reifen sieht und diese verstehen möchte", so Hembery. "Das ist aber oft schwierig, weil uns kein bestimmter Punkt auf der Strecke vorgegeben wird - es gleicht ein wenig der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen."

Doch Pirellis Absicht allein reichte den Fahrern offenbar nicht. Bei einem Treffen am Freitagabend mit Renndirektor Charlie Whiting forderten die Fahrer eine Garantie von Pirelli, dass die Probleme nicht mit der Struktur der Reifen zusammenhängen. Außerdem wollen die Piloten Klarheit über die Vorfälle während des Trainings. "Wir brauchen Antworten und 'Trümmerteile auf der Strecke' ist keine Antwort", sagte Mark Webber.