Neben den sportlichen, finanziellen und technischen Belangen haben sich in den letzten achtzig Jahren auch die politischen Faktoren in der Formel 1 als maßgeblich erwiesen. Der zweite Teil unserer Serie "Die Hintergründe der Formel 1" befasst sich daher mit den Berührungspunkten zwischen der Königsklasse des Motorsports und der Weltpolitik.

Um zu den ersten Verstrickungen des Motorsports mit den Fäden der internationalen Politik zurückzufinden, muss man den Blick weit nach hinten richten - noch vor die Gründung der Formel 1. Bereits Ende der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde der Rennsport unter der Flagge des nationalsozialistischen Deutschland zu Propagandazwecken missbraucht. Adolf Hitler und das "Nationalsozialistische Kraftfahrer-Korps" finanzierten die Rennsiege der deutschen Silberpfeile, um der Welt die Überlegenheit " […] deutscher Motoren, deutscher Boliden und deutscher Piloten" zur Schau zu stellen.

Hakenkreuze auf Silberpfeilen - Ende der 30er keine Seltenheit. Wer genau hinsieht kann sie sogar erkennen, Foto: Mercedes-Benz
Hakenkreuze auf Silberpfeilen - Ende der 30er keine Seltenheit. Wer genau hinsieht kann sie sogar erkennen, Foto: Mercedes-Benz

Doch auch nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes und der Gründung der Formel 1 1950 setzten erneut viele Diktatoren, umstrittene Machthaber und Könige neben anderen Sportarten den Motorsport und dessen höchste Rennklasse, die Formel 1, ein, um ihr Land und ihren Ruf für die ausländische Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken.

Der unter zweifelhafter politischer Führung stattfindende GP von Spanien sorgte 1969 für Jochen Rindts ersten großen Unfall im Lotus, Foto: Sutton
Der unter zweifelhafter politischer Führung stattfindende GP von Spanien sorgte 1969 für Jochen Rindts ersten großen Unfall im Lotus, Foto: Sutton

In Spanien fanden bereits 1951 und 1954 unter dem Regime Francos, der die Macht seit 1936 innehatte, Grand Prix-Rennen statt. Auch bei den weiteren Rennen Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre nahm niemand Anstoß an der Tatsache, dass die Figur hinter den Veranstaltern ein von seinem Volk furchtvoll "El Caudillo", "Der Führer", genannter und gefürchteter Diktator war. Zu dieser Zeit konnte auf jeder Strecke, die den Bedingungen entsprach, ein Formel 1-Rennen gefahren werden, und solange die Organisatoren den Teams genug bezahlten, um die Anreise und weitere Spesen bezahlen zu können, sahen die Ingenieure, die an der Politik kein Interesse hatten, keinen Grund, die Anreise zu verweigern.

Ebenso entschloss sich die Regierung in Südafrika ab 1962 einen Großen Preis von Südafrika auszurichten, der trotz der immer größer werdenden Kritik durch Anti-Apartheid-Kämpfer bis in die Mitte der achtziger Jahre durchgeführt wurde.

Auch die Militärdiktatoren von Argentinien und Brasilien fanden ihr Gefallen an den schnellen Wagen und dem Prestige des Westens und veranstalteten mit großem Eifer und rein sportlichem internationalen Interesse ihre Rennen. Wer Geld hatte, hatte die Macht über die Formel 1 und ihre - zumeist positive - Medienwirksamkeit.

Der nächste Part schildert die Zusammenhänge zwischen der Formel 1 und einer der ersten Kriegshandlungen eines westeuropäischen Landes nach dem Zweiten Weltkrieg: Der Falklandkrieg zog weite Kreise. Bereits morgen geht´s weiter.