Trotz eines angekratzten Images konnte Bernie Ecclestone nach seinem ersten Skandal seine Geschäfte wie gewohnt fortführen. Inzwischen war er sogar in der Lage, noch mehr Geld von den Veranstaltern zu verlangen, da durch den höheren Bekanntheitsgrad bereits seit Jahren Rennstrecken auf allen fünf Kontinenten ihr Interesse an der Austragung eines Grand Prix bekundeten, obwohl die Konditionen Ecclestones dazu führten, dass immer mehr Rennen trotz staatlicher Subventionen zu einem Verlustgeschäft für die Veranstalter wurden. Für Länder, die jedoch ihren internationalen Ruf aufpolieren wollten oder aufgrund von Rohstoffvorkommen genug Geld hatten, spielten finanzielle Faktoren keine Rolle, wodurch viele Rennen von Europa nach Asien verlegt wurden.

Durch das Comeback des GP von Österreich wird Europa 2014 wieder auf dem Vormarsch sein, Foto: Thomas Draschbacher
Durch das Comeback des GP von Österreich wird Europa 2014 wieder auf dem Vormarsch sein, Foto: Thomas Draschbacher

Aus dem abgebildeten Diagramm lässt sich diese Verschiebung der Rennen auf den asiatischen Kontinent gut erkennen, 2010 wurden dort bereits gleich viele Rennen wie in Europa ausgetragen. Aktuell ist diese Zahl jedoch wieder leicht rückläufig. Trotz des geringeren öffentlichen Interesses der örtlichen Bevölkerung und schwerer Leistbarkeit der Kartenpreise stehen nach wie vor viele asiatische Länder Schlange, um ein Formel 1 - Rennen veranstalten zu dürfen.

Das neue Jahrtausend stellte Ecclestone vor eine Reihe von Problemen: Während die Beliebtheit der Formel 1 unter der drückenden Dominanz des Ferrari-Teams sank, drohte dieses auch noch damit, zusammen mit den anderen Automobilherstellern unter den Teams eine neue, von der FIA und Ecclestone unabhängige Grand Prix World Championship zu gründen. Durch Zusatzzahlungen an die Teams, die nun rund die Hälfte der Formel 1-Einnahmen erhalten sollten, konnte Ecclestone ein Debakel jedoch verhindern. Denn inzwischen war es zwar so weit gekommen, dass die Teambesitzer und etablierten Fahrer ihren Gewinn steigern konnten, durch immer höhere Kosten fuhren die Teams selbst jedoch teilweise wieder Verluste ein. Somit lag der große Gewinn weder auf der Seite der Veranstalter, noch auf der der Teams – Ecclestone hatte das Rennen gemacht.

2004 begann Gerhard Gribkowsky, Risikomanager der Bayrischen Landesbank, Ecclestone im Namen der Banken, die nun 75 % der Formel 1, aber keine Macht besaßen, unter Druck zu setzen und erwirkte schließlich mithilfe des Gerichts, dass er die Leitung der SLEC von 2005 bis 2006 übernehmen konnte. In dieser Position hätte er theoretisch Ecclestone entlassen können.

Bernie Ecclestone und Jean Todt beim Spanien-GP 2013, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone und Jean Todt beim Spanien-GP 2013, Foto: Sutton

Wie bereits in Teil 3 geschildert verkauften sowohl Ecclestone als auch die Banken ihre Anteile an der Formel 1 an CVC Capital Partners, ein Unternehmen, an dem Ecclestone mit 10% Teilhaber war. Er nahm nun zwar keine so hohen Gewinne mehr ein, Manager der Formel 1 war er aber nach wie vor. Am 30. März 2008 forderte Bernie Ecclestone nach einem Skandal um eine Sexorgie in Nazikostümen Mosleys Rücktritt. Durch gute Beziehungen konnte Mosley seinen Posten behaupten, doch das gute Verhältnis zwischen den beiden war stark beeinträchtigt. Nach weiteren Streitigkeiten um Zusatzzahlungen und ein neues Concorde Agreement gründeten die von Automobilherstellern unterstützten Teams die FOTA (Formula One Team Association), mit dem Ziel, sowohl Ecclestone als auch Mosley abzusetzen. Doch wieder einmal konnte Ecclestone sich durchsetzen, Mosley jedoch wurde 2009 nach 17 Jahren im Amt durch Jean Todt ersetzt, auf den Ecclestone keinen Einfluss mehr hat.

Durch Ecclestones Arbeit beträgt die Gebühr für die Austragung eines einzigen Rennens heute über 40 Mio. Dollar. In der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt rangiert "Bernhard Ecclestone and familiy" derzeit auf Platz 353 – mit einem geschätzten Privatvermögen von 3,8 Milliarden Dollar. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere vor Verkauf der Anteile betrug sein jährlicher Gewinn mehr als 500 Mio. Dollar.

Seine Lebenserfahrung fasst er wie folgt zusammen: "Erst musst du auf die Beine kommen, dann wirst du reich und danach ehrlich." Bleibt die Frage, ob sich man sich als normalsterblicher Formel-1-Fan an dieses Credo halten sollte. Der Ausgang des Gerichtsprozesses wird dieser Frage wohl eine Antwort liefern. Doch selbst wenn Ecclestone als Folge seinen Hut nehmen sollte - kaum jemand wird eine einzelne Sportart in Zukunft so prägen wie der Gebrauchtwagenhändler aus der englischen Provinz.

Der nächste Part der Serie "Die Hintergründe der Formel 1" wird sich mit den Verstrickungen der Formel 1 mit der Weltpolitik befassen. Bis dahin versorgt euch Motorsport-Magazin.com weiterhin mit den aktuellsten News rund um den Motorsport.