Die Formel 1 macht Station auf der Ardennen-Achterbahn. Mit 7,004 Kilometern ist die Strecke in Spa der längste Kurs im Formel-1-Rennkalender und verlangt den Fahrern einiges ab. Dennoch freuen sich die Fahrer jedes Jahr aufs Neue auf das Rennen in den Ardennen. Grund dafür ist das spezielle Streckenlayout des Kurses mit seinen 19 Kurven. "Spa bietet alle erdenklichen Kurventypen: ultraschnelle, mittelschnelle und langsame Schikanen, die sich mit schnellen Geraden abwechseln", erklärte Weltmeister Sebastian Vettel.

La Source - die brenzlige Kurve

Romain Grosjean hinterließ ein Trümmerfeld., Foto: Sutton
Romain Grosjean hinterließ ein Trümmerfeld., Foto: Sutton

Spa ist die Highspeed-Strecke schlechthin. Sie besteht aus langen Geraden, sehr schnellen Kurven und nur wenigen langsamen Passagen. Die berühmte Ausnahme - die knifflige Kurve La Source. Die Spitzkehre verlangt den Fahrern direkt nach dem Start hohe Konzentration ab, denn wer hier nicht aufpasst, kann sich sein Auto schwer beschädigen. Im vergangenen Jahr bestätigte sich die Gefahr der La Source. Nach dem Start fuhr das gesamte Fahrerfeld mit hoher Geschwindigkeit auf die Engstelle zu. Lotus-Mann Romain Grosjean verlor die Kontrolle beim Überholen, touchierte den McLaren von Lewis Hamilton und Beide rammten sich und zwei andere Boliden von der Strecke. Sie hinterließen ein Trümmerfeld und vier Autos mit Totalschaden.

Adrenalin und Nervenkitzel: Eau Rouge

Wer die La Source heil übersteht, rast ungebremst auf die bekannteste und wohl gefährlichste Kurve der Formel 1 zu - die Eau Rouge. Die Bergauf-Passage schießt bei jedem Formel-1-Piloten das Adrenalin durch die Venen. Mit Vollgas und rund 300 km/h durchfahren Vettel & Co. die Kuppe, welche den Eindruck erweckt, als würde sich der Magen in Richtung Gehirn bewegen. Dabei wirken Fliehkräfte bis zu 4g auf die Piloten und ihre Boliden ein. Auch für den Motor und das Getriebe ist die starke Beschleunigung der Eau Rouge eine Herausforderung.

"Die Eau Rouge ist eine harte Kurve, die im siebten Gang bei über 300 km/h gefahren wird. Dein Körper wird so in Spannung versetzt wie in keiner anderen Kurve in der gesamten Meisterschaft. Das ist das Besondere", schwärmte Fernando Alonso. Auch Mark Webber ist begeistert von der Passage: "Das ist ein sehr spezieller Teil der Strecke und die Zuschauer lieben es, die Autos dort zu verfolgen. Ich würde jedem raten, sich das einmal in seinem Leben live anzusehen - es ist atemberaubend." Die Eau Rouge ist nur eine der 19 Kurven, die das ständige Auf und Ab des hügligen Kurses erahnen lässt. Bis zu 100 Metern Höhenunterschied weisen manche Streckenabschnitte auf. Diese Charakteristik findet man nur in Spa wieder.

Vollgas zur Les Combes

Das Teilstück zwischen Eau Rouge und der Les Combes stellt das längste Vollgas-Stück der Strecke dar. 22,7 Sekunden bleiben die Piloten hier auf dem Gaspedal und erreichen einen Speed von bis zu 325 km/h ohne DRS. Auf keinem anderen Kurs wird länger Vollgas gefahren als auf dieser Gerade. Danach geht es bergab in die Les Combes und die Fahrer passieren die 180-Grad-Rechtskurve Rivage. Eine weitere Mutprobe stellt die Pouhon da, eine schnelle Doppellinkskurve, die mit 240 km/h im fünften Gang durchfahren wird. Hier wirken bis zu 3,75g auf die Piloten.

Es geht weiter bergab zur Fagnes, eine flache Kurve und von dort hinein in die sehr wichtige Stavelot-Passage. In der Stavelot beschleunigen die Boliden, um viel Speed mit in die schnellste Kurve des Kurses mitzunehmen - die Blanchimont. Hier rasen die Fahrer mit 297 km/h durch eine langgezogene Linkskurve, bevor es in die umgebaute Busstop-Schikane geht. Sie ist die letzte Hürde der Runde, aber auch eine Kurve, wo man als Fahrer viel Zeit liegen lassen kann. Die Kurve ist sehr eng, weshalb sich hier auch schon so einige Boliden geküsst haben.

Spa und das Wetter

Das Wetter in Spa ist häufig launisch., Foto: Red Bull
Das Wetter in Spa ist häufig launisch., Foto: Red Bull

Neben den Herausforderungen der Strecke, sorgt auch hin und wieder das belgische Wetter für Dramatik. Die unvorhersehbaren Witterungsbedingungen in der Ardennen-Region können binnen Minuten zu einem Renn-Chaos führen. Denn sollte es wirklich zu schütten anfangen, ist es für die Piloten durchaus entscheidend, auf welchem Streckenabschnitt sie sich gerade befinden und wie weit der Weg zurück in die Box ist. Aufgrund der Länge und der Höhenunterschiede des Kurses kann es passieren, dass es in der Eau Rouge heftig regnet und in Stavelot noch trocken ist. Die unterschiedlichen Bedingungen machen es für die Teams besonders schwerer, die perfekte Strategie-Entscheidung zu wählen.