Seit seinem Abschied aus der DTM ist David Coulthard Motorsport-Rentner. Doch vermissen tut er denn Rennsport nicht. "Ich vermisse Dinge, die ich nicht mehr sehen oder berühren kann. Familienmitglieder oder Dinge, die nicht in meiner Reichweite sind, vermisse ich, aber wenn ich Rennen fahren will, dann mache ich das einfach", erklärte der Schotte. Zwar wäre er mit seinen zarten 42 Jahren nicht mehr die begehrteste Personalie auf dem Fahrermarkt der Formel 1, doch Paydriver würden überall benötigt, scherzte er.

Zwar ist DC nicht mehr aktiv in der Formel 1 unterwegs, als Kommentator für die BBC verfolgt er den Zirkus aber weiterhin sehr genau. Dabei fiel ihm auch etwas Eigenartiges auf, wie er gegenüber gpupdate erklärte: "Wenn man sich die Qualität er Fahrer ansieht: Sebastian [Vettel], Mark [Webber], Fernando [Alonso], manchmal auch Romain [Grosjean], Lewis [Hamilton], Nico [Rosberg] oder irgendeinen anderen dieser Jungs - dort gibt es eine wirklich hohe Qualität. Wenn man sich aber ansieht, wie die Performance schwankt, dann ist etwas verwirrend."

Das einzige Team, das den Schotten in den letzten Jahre durchgängig überzeugen konnte - wie sollte es auch anders sein - war Red Bull. "Ferrari war mal da, mal etwas weniger und auch bei McLaren gab es Hochs und Tiefs." Einzig Lotus könne bei Red Bulls Konstanz mithalten, doch das Niveau der beiden Rennställe liegt dann doch nicht ganz auf einer Ebene. Im Moment sind es aber die Silberpfeile, die Coulthard beeindrucken. "Sie haben ein sehr schnelles Auto. Nico und Lewis haben beide schon in diesem Jahr gewonnen und es gibt keinen Zweifel daran, dass sie nochmal gewinnen können. Sie werden stärker."

Auch im Kampf um die Fahrerweltmeisterschaft hat er Lewis Hamilton noch nicht abgeschrieben. "Wenn sie in jedem der letzten neun Rennen auf eins und zwei ins Ziel kommen und Sebastian Ditter wird - ich bin nicht schlau genug, um das mathematisch beweisen zu können - aber ich glaube, dass er dann immer noch die Weltmeisterschaft gewinnen könnte. Aber es ist unwahrscheinlich, dass das Podium in den nächsten neun Rennen so aussehen wird", gab er dann aber selbst zu.

Bleibt Sebastian Vettel vorne oder kommt Lewis Hamilton noch?, Foto: Sutton
Bleibt Sebastian Vettel vorne oder kommt Lewis Hamilton noch?, Foto: Sutton

Auch beim Blick zurück kommt der 42-Jährige zu dem Ergebnis, dass Sebastian Vettel die Weltmeisterschaft gewinnen wird. "Wenn man sich in der ersten Saisonhälfte einen Puffer herausfahren konnte, blieb man normalerweise dann auch dort und gewann die Weltmeisterschaft, auch wenn jemand bei der Performance einen Sprung gemacht hat." Bestes Beispiel für seine These ist die Saison 2009, als Jenson Button im Brawn in der ersten Saisonhälfte vorlegen konnte, zum Ende hin aber deutlich Federn lassen musste. "Aber er blieb vorne und hat die Weltmeisterschaft gewonnen."

Zwar ist Mercedes derzeit bärenstark und habe im Qualifying auch einen gewissen Vorteil gegenüber Red Bull, dennoch setzt Coulthard sein Geld lieber auf den amtierenden Weltmeister. "Ich weiß es natürlich nicht, aber ich wäre schon überrascht, wenn er [Sebastian Vettel] nicht seine vierte Weltmeisterschaft gewinnen würde. Aber es gibt natürlich auch noch neun Rennen zu fahren, es gibt also noch viele Punkte zu holen."