Während sich die Formel 1 in der wohlverdienten Sommerpause befindet, wird hinter den Kulissen heiß verhandelt. Die sogenannte Silly Season hat Hochkonjunktur und es wird mit Nachdruck an den Verträgen für kommende Saison gefeilt. Motorsport-Magazin.com fasst das bunte Treiben auf dem Fahrermarkt zusammen.

Red Bull

Im fraglos begehrtesten Cockpit für 2014 sitzt derzeit noch Mark Webber, der seine Formel-1-Karriere am Ende der Saison jedoch beenden wird. Wer künftig an der Seite von Sebastian Vettel fährt, beschäftigt die Königsklasse momentan wie kaum ein anderes Thema, zumal durchaus prominente Namen gehandelt werden. Als Favoriten gelten Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo, wobei der Australier die Nase leicht vorne haben dürfte, da er aus dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm stammt und man beim Weltmeisterteam gerne einen Star aus dem eigenen Hause sehen würde.

Wer schnappt sich das Red-Bull-Cockpit?, Foto: Sutton/adrivo
Wer schnappt sich das Red-Bull-Cockpit?, Foto: Sutton/adrivo

Zuletzt machte jedoch das Gerücht die Runde, dass Fernando Alonso zu Red Bull wechseln könnte. Der Manager des Spaniers führte in der Tat Gespräche mit Teamchef Christian Horner. Dass Alonso tatsächlich die Seiten wechselt, gilt jedoch als eher unwahrscheinlich, vielmehr wollte der zweimalige Weltmeister wohl Druck auf Ferrari ausüben, nachdem es die Scuderia wieder einmal verabsäumte, ihm ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung zu stellen.

Lediglich Außenseiterchancen auf das Red-Bull-Cockpit hat Jean-Eric Vergne. Im Gegensatz zu Ricciardo durfte der Franzose bei den Young Driver Tests nicht für das Weltmeisterteam ins Lenkrad greifen, was ihn zunächst verärgerte, jedoch kehrte bald die Einsicht ein: "Daniel hat mehr Erfahrung als ich in der Formel 1 und das ist Teil des logischen Auswahlverfahrens", erkannte Vergne. Eine Entscheidung soll bis Ende August fallen.

Mercedes

So turbulent die Saison für Mercedes bisher auch verlief - von umstrittenen Reifentests bis hin zu vielumjubelten Siegen - so ruhig ist es um die Stuttgarter auf dem Transfermarkt. Sowohl Lewis Hamilton als auch Nico Rosberg stehen für 2014 unter Vertrag und es gibt für die Silberpfeile keinen Anlass, daran etwas zu ändern.

Ferrari

Sollte Fernando Alonso sich nicht überraschend doch dafür entscheiden, bei Red Bull anheuern, ist der Spanier auch 2014 bei der Scuderia als Teamleader gesetzt. Zuletzt soll Ferrari zwar Kimi Räikkönen laut Medienberichten ein Vertragsangebot unterbreitet haben, doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies in die Kategorie Sommerloch fällt, denn dass sich der Finne noch einmal zu einem Wechsel nach Maranello entschließt, gilt als schwer vorstellbar.

Während Alonsos Vertrag noch bis 2016 läuft, ranken sich um seinen Teamkollegen Felipe Massa wie nahezu üblich viele Gerüchte. Nach einem guten Saisonstart fiel der Brasilianer zuletzt in ein Loch und bekam auch von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Rute ins Fenster gestellt. "Felipe ist ein schneller Fahrer und ein toller Kerl. Aber wir waren stets direkt und haben ihm gesagt, dass wir Ergebnisse und Punkte sehen wollen. An einem gewissen Punkt werden wir uns in die Augen sehen und entscheiden müssen, wie es weitergehen soll", polterte der Italiener. Als Nachfolgekandidat gilt Jules Bianchi, der die Ferrari-Nachwuchsschule durchlief und bei Marussia ein gutes Bild abgibt. Aber auch Nico Hülkenberg darf sich Hoffnungen machen.

Zieht es den Iceman zurück zu Ferrari?, Foto: Sutton
Zieht es den Iceman zurück zu Ferrari?, Foto: Sutton

Lotus

Bei Lotus steht und fällt alles mit Kimi Räikkönen. Entscheidet sich der Finne für einen Verbleib, könnte es für Romain Grosjean trotz dessen zuletzt guten Ergebnissen eng werden, während der Franzose bei einem Wechsel des Icemans wohl aufatmen könnte. Am liebsten würde die Truppe aus Enstone aber ohnehin beide Piloten binden, wie Teamchef Eric Boullier verriet: "Es ist wahr, dass ein komplett neues Fahrer-Line-up nicht gut ist. Aber die beste Option wäre, Kimi und Romain zu halten."

Grosjean blickt einer ungewissen Zukunft entgegen, Foto: Sutton
Grosjean blickt einer ungewissen Zukunft entgegen, Foto: Sutton

Zuletzt wurde immer wieder der Name Nico Hülkenberg in Zusammenhang mit Lotus genannt, der für 2014 noch nicht bei Sauber unterschrieben hat. Geringe Chancen haben hingegen die Test- und Entwicklungspiloten Jerome D'Ambrosio, Nicolas Prost und Davide Valsecchi. Vor allem Letzterer dürfte sich nach einem neuen Job umsehen, ist die aktuelle Situation für den noch regierenden GP2-Champion gewiss nicht befriedigend.

Force India

Paul di Resta steht bei Force India auch für 2014 unter Vertrag, doch sollte ein größeres Team beim Schotten anklopfen, würden die Inder ihn wohl ziehen lassen. Im Gegensatz zum Vorjahr, als angeblich Ferrari und McLaren Interesse bekundeten, war in diese Richtung bisher jedoch noch nichts zu vernehmen. Wie es mit Adrian Sutil weitergeht, steht noch nicht fest. "Es ist schön, Angebote zu haben, aber ich treffe am Ende die Entscheidung. Es ist noch etwas früh", gab sich der Gräfelfinger zuletzt kryptisch.

Als Freitagstester bei Force India ist James Calado im Gespräch. Nicolas Todt, der Manager des 24-Jährigen, führt diesbezüglich Verhandlungen.

McLaren

Langsam, aber sicher geht es bei McLaren nach dem schwachen Saisonstart bergauf. Sowohl Jenson Button als auch Sergio Perez stehen beim Traditionsrennstall auch für das kommende Jahr unter Vertrag und es gilt als unwahrscheinlich, dass es auf dem Fahrersektor zu Veränderungen kommt.

Toro Rosso

Wechselt Daniel Ricciardo zu Red Bull, dürfte der frei gewordene Platz konzernintern nachbesetzt werden. Gute Chancen werden Antonio Felix da Costa zugebilligt, der aktuell in der World Series by Renault unterwegs ist. Bereits im Mai hatte er gegenüber Motorsport-Magazin.com verraten: "Die Formel 1 ist das Ziel. Entweder nächstes Jahr oder nie."

Sollte Jean-Eric Vergne wie erwartet nicht bei Red Bull zum Zuge kommen, muss sich der Franzose keine Sorgen um seinen Platz beim ehemaligen Minardi-Rennstall machen. "Ich bin überzeugt, dass Jean-Eric im nächsten Jahr für Toro Rosso fahren wird", erklärte Teamchef Franz Tost. "Soweit ich denke, ist er nächstes Jahr bei Toro Rosso."

Sauber

Viele Fragen gibt es derzeit bei Sauber. Während die Zukunft des Teams ob des Einstiegs russischer Investoren gesichert scheint, ist unklar, wer für die Schweizer 2014 ins Lenkrad greift. Bestandteil des Investorendeals ist auch der erst 17-jährige Russe Sergey Siroktin, der bereits im kommenden Jahr für Sauber fahren soll. Ob es auch wirklich so weit kommt, steht jedoch noch in den Sternen, denn der Jungspund verfügt nicht einmal über die notwendige Superlizenz.

Sirotkin ist die große Unbekannte, Foto: WS by Renault
Sirotkin ist die große Unbekannte, Foto: WS by Renault

Wie es mit den beiden Stammpiloten Nico Hülkenberg und Esteban Gutierrez weitergeht, ist ebenfalls ungewiss. Immer wieder wird der Deutsche mit Lotus in Verbindung gebracht, aber auch der Name Ferrari fällt hin und wieder. Selbst Kontakte mit Red Bull wollte der Emmericher nicht bestreiten: "Ich hätte nichts dagegen, zumal man dann in einem Auto sitzt, das sehr konkurrenzfähig sein sollte, das die letzten drei Jahre Weltmeister geworden ist", grinste er.

Einigt sich Sauber mit Ferrari auf einen neuen Motorenvertrag, besteht auch die Chance, dass die Scuderia Jules Bianchi von Marussia abzieht und in Hinwil parkt.

Williams

Hartnäckig machten in den vergangenen Wochen Gerüchte die Runde, Pastor Maldonado könnte Williams mitsamt den von PDVSA bereitgestellten Sponsormillionen Richtung Lotus verlassen. Claire Williams will davon zumindest offiziell nichts wissen. Er ist ein guter Fahrer", lautete das einfache Statement der Neo-Teamchefin, "und wir stehen voll zu ihm." Sollte der Venezolaner doch gehen, könnte Vitaly Petrov in Grove anheuern, der sich offenbar über die Unterstützung der Organisatoren des Rennens in Sotschi freuen darf.

Ein Verbleib von Valtteri Bottas gilt als wahrscheinlich. Der Finne gehört dem Team bereits seit einigen Jahren an und stieg in dieser Saison vom Test- zum Einsatzpiloten auf. Es wäre unlogisch, sollte Williams ihn nach jahrelanger Aufbauarbeit wieder fallen lassen.

Maldonado holte für Williams den ersten Punkt, Foto: Sutton
Maldonado holte für Williams den ersten Punkt, Foto: Sutton

Marussia

Wie Timo Glock und Luiz Razia erkennen mussten, spielt die finanzielle Situation der Piloten bei Marussia eine ganz besonders wichtige Rolle. Mit den aktuellen Paydrivern Max Chilton und Jules Bianchi ist das Nachzüglerteam jedenfalls zufrieden und würde mit dieser Paarung auch gerne in die nächste Saison gehen.

Bianchi hat sich für höhere Aufgaben empfohlen, Foto: Sutton
Bianchi hat sich für höhere Aufgaben empfohlen, Foto: Sutton

"Wir sind mit zwei Renn-Neulingen ein großes Risiko eingegangen. Aber sie sind beide schon einige Kilometer in Formel-1-Autos gefahren, weshalb sie keine gänzlichen Formel-1-Neulinge waren", sagt Teamchef John Booth. "Ich würde sie beide gerne für das nächste Jahr behalten." Bianchi könnte sich mit seinen guten Leistungen jedoch für ein besseres Team empfohlen haben, sogar Ferrari wird regelmäßig genannt. Fest steht jedenfalls: Die Fahrerentscheidung soll diesmal deutlich früher und nicht erst im Rahmen der Testfahrten fallen.

Caterham

Ähnlich wie bei Marussia stellt sich die Situation bei Caterham dar. Zwar ist man mit Giedo van der Garde und Charles Pic zufrieden, dennoch kursieren zahlreiche Gerüchte. So wird immer wieder berichtet, dass Heikki Kovalainen den Niederländer ablösen könnte, der jedoch über eine umfangreiche Mitgift verfügt, auf die der Finne nicht verweisen kann. Zuletzt verriet Bernie Ecclestone, dass er hinter der F1-Karriere von Felipe Nasr steht und bereits mehrere Teams beim GP2-Piloten angefragt hätten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch Caterham dazu zählte.