Nach dem überraschenden Abschied von Timo Glock bei Marussia stand der Rennstall vor der Saison gänzlich ohne Fahrer da. Doch genau das sollte die Chance sein: Zwei, statt wie zuvor einen Paydriver ans Team zu binden. Die Wahl fiel dabei auf Max Chilton und zunächst Luiz Razia. Als beim Brasilianer aber versprochene Zahlungen ausblieben und gleichzeitig Jules Bianchi zur Verfügung stand, weil sich Force India für Adrian Sutil entschieden hatte, verpflichtete das russisch-britische Team den Franzosen.

Bianchi zeigte am Anfang der Saison beeindruckende Leistungen, stellte nicht nur seinen Teamkollegen in den Schatten sondern konnte auch die beiden Caterham oftmals distanzieren. Doch nicht nur mit der Leistung Bianchis ist Teamchef John Booth zufrieden, beide Piloten erfüllen die Erwartungen des Briten. "Es ist wirklich eindrucksvoll, wie wenig Fehler sie beide machen. Mit zwei Rookies hätte das auch in einem Desaster enden können, aber man kann die Fehler, die sie beide gemacht haben, an einer Hand abzählen."

Gegenüber Sporting Life führt Booth weiter aus. "Wir sind mit zwei Renn-Neulingen ein großes Risiko eingegangen. Aber sie sind beide schon einige Kilometer in Formel-1-Autos gefahren, weshalb sie keine gänzlichen Formel-1-Neulinge waren." Die logische Konsequenz: "Ich würde sie beide gerne für das nächste Jahr behalten", zollte er den Leistungen der Rookies Respekt. Allerdings müssten die Vertragsverlängerungen auch mit bestimmten Optionen vereinbar sein, ganz so einfach scheint die Situation nicht.

So ist auch denkbar, dass Jules Bianchi im nächsten Jahr in einem besseren Auto sitzt, mit seinen durchwegs guten Leistungen bei Marussia hat er sich auch für höhere Aufgaben empfohlen. Auch das zweite Cockpit bei Ferrari soll nicht ganz abwegig sein, Marussia müsste dann wohl Ausschau nach einem neuen Fahrer halten. Dass sich die Fans des Rennstalls wieder so lange gedulden müssen wie in diesem Jahr, als in letzter Sekunde bekannt gegeben wurde, wer den Marussia letztendlich pilotiert, will Booth nicht. "Wir haben nicht vor, die Entscheidung wieder so spät wie in diesem Jahr zu fällen. Wir hoffen, dass es dieses Jahr ein bisschen angenehmer wird."