Top: Underdog Mercedes

Selten dürften so wenige Leute auf einen Sieg des Pole-Setters getippt haben wie in Ungarn. Lewis Hamilton galt schon vor dem Rennstart als chancenlos, schließlich durften die Silberpfeile ja nicht in Silverstone testen und die Hitze würde dem Auto schon den Rest geben. Weit gefehlt! Hamilton marschierte mit drei Reifenwechseln souverän zu seinem ersten Silberpfeil-Sieg und ließ die Kritiker verstummen. Hamilton jubelte ausgelassen mit dem Team und Toto Wolff strahlte über beide Ohren. "Irgendeiner jammert immer, aber bei uns jammert heute keiner", stimmte Wolff das Feier-Lied an.

Doch halt! Wenn Mercedes etwas gewinnt, ist Tiefstapelei traditionell nicht weit entfernt. Man will sich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und nachher als Depp dastehen. Wolff deshalb mit Blick auf die zweite Saisonhälfte: "Wir sind immer noch die Underdogs, aber wir befinden uns in einem Aufwärtstrend." Die Konkurrenz ist gewarnt, wenn Mercedes nach sieben von zehn möglichen Poles und drei Siegen aus den vergangenen fünf Rennen von einem Aufwärtstrend spricht...

Der Underdog siegt, Foto: Sutton
Der Underdog siegt, Foto: Sutton

Top: Zielscheibe auf vier Rädern

McLaren findet ganz langsam zu alter Stärke zurück, doch im Konzert der Großen spielen die Briten noch lange nicht mit. Jenson Button rettete die Ehre in Ungarn immerhin mit Platz sieben. Wenn es schon nicht erfolgreich läuft, dann soll es wenigstens Spaß machen. Davon hatte Button am Sonntag reichlich, als er sich mit den Top-Teams anlegte. Zuerst war da Sebastian Vettel, den Button zum Verzweifeln brachte, als er den schnelleren RB9 mit seinem Medium-Reifen bestückten Chrompfeil rundenlang hinter sich hielt. Auch mit Lotus wagte Button ein Tänzchen, der Gegner hieß Romain Grosjean.

Den Franzosen musste Button zwar ebenfalls irgendwann ziehen lassen, schickte ihm aber immerhin noch eine Strafe mit auf die Reise. "Das war ein lustiges Rennen", so Button. "Aber anscheinend war ich die Zielscheibe für andere Autos. Ich hatte einen kleinen Kampf mit Sebastian und Grosjean hat wohl einfach nicht nachgedacht. Das war wahrscheinlich unser bestes Rennen des Jahres."

Top: Duell der Giganten

Noch fahren sie für unterschiedliche Teams, aber im kommenden Jahr könnten sie für dieselben Farben an den Start gehen. Die Rede ist von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel, die am Hungaroring die Plätze zwei und drei belegten und sich in der Schlussphase ein herzerfrischendes Duell lieferten. Besonders eng wurde es in Kurve vier, aber schlussendlich blieb der Iceman cool und behielt die Oberhand.

Kimi zu Seb: Du, Flasche, Foto: Sutton
Kimi zu Seb: Du, Flasche, Foto: Sutton

So hitzig es auch auf der Strecke zuging, so entspannt gaben sich die beiden Freunde nach dem Rennen. "Wir haben schon wegen Kurve 4 gesprochen und darüber gelacht. Das war schon in Ordnung", meinte Vettel. Räikkönen zweifelte ohnehin nie daran, den Heppenheimer in Schach zu halten: "Auch wenn es kritisch wurde, hatte ich keine Zweifel, dass es reichen würde, denn im letzten Sektor war ich immer gut unterwegs", berichtete er.

Top: Reifen? Welche Reifen?

Stellte das schwarze Gold in den bisherigen Saisonrennen oftmals das vorrangige Gesprächsthema dar, wurde nach dem Ungarn GP über allerhand Themen diskutiert, die Reifen zählten jedoch keineswegs dazu. Trotz der immens hohen Temperaturen hielten die überarbeiteten Pneus auf dem Hungaroring einwandfrei, womit sich bestätigte, dass Pirelli nach dem Desaster von Silverstone die richtigen Maßnahmen ergriffen hatte.

"Es war ein heißes und interessantes Rennen. Manchmal sind die Rennen hier nicht so aufregend, aber es war ziemlich schön, wie eng es zuging", zeigte sich Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery bei Motorsport-Magazin.com zufrieden. "Die aggressive Wahl der Mischungen erlaubt aufregende taktische Rennen. Heute war es wie beim letzten Rennen in Deutschland und das ist genau das, was wir erreichen wollen." Es bleibt zu hoffen, dass die bisweilen so widerspenstigen Gummis auch künftig lediglich eine Nebenrolle spielen und endlich wieder dem Racing die volle Aufmerksamkeit gilt.

Flop: Bullen-Hitze um Alonso

Es war die heißeste Nachricht aus dem heißen Ungarn: Fernando Alonso flirtet mit Red Bull, sein Manager unterhielt sich bereits mit Teamchef Christian Horner. Und bei dem Gespräch dürfte es vermutlich nicht um "spanischen Wein" gegangen sein. Im Fahrerlager ist man noch geteilter Meinung. Während Helmut Marko das Gerücht genießt und es vielleicht auch dazu nutzt, Unruhe bei Ferrari zu stiften, ist Landsmann Niki Lauda ganz anderer Meinung.

"Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe, den der Marko da daherschwafelt", so Lauda. Ferrari ist nun bemüht, die Wogen zu glätten, in Italien wurden die Gerüchte erwartungsgemäß nicht gerade freudig aufgenommen. Doch ob wirklich etwas dran ist am Gerücht? Schwer zu sagen, doch es ist auch gut möglich, dass Fernando Alonso Ferrari einfach unter Druck setzten will. In diesem Fall: Ein klarer Flop.

Flop: Deutsche - bitte bei den Mädels abschauen

Beim letzten Rennen vor der wohlverdienten Sommerpause hatten die vier deutschen Piloten wenig zu lachen. Gerade einmal Sebastian Vettel als Dritter schaffte den Sprung in die Punkte, für Nico Hülkenberg, Adrian Sutil und Nico Rosberg gab es hingegen nichts zu erben. Rosberg hatte an diesem Wochenende gleich in dreierlei Hinsicht Pech: Im Qualifying spielte das Bremsbalance-System nicht mit, am Start kollidierte er mit Felipe Massa und fiel bis auf Platz zwölf zurück und schlussendlich gab der Mercedes-Motor fünf Runden vor dem Fallen der Zielflagge den Geist auf. "Es war von Beginn an ziemlich enttäuschend", fasste der Wiesbadener zusammen.

Zumindest ist die Freundin hübsch, Foto: Sutton
Zumindest ist die Freundin hübsch, Foto: Sutton

Ein ähnliches Schicksal ereilte Sutil - und das ausgerechnet in seinem 100. Grand Prix. Der Force-India-Pilot musste ob eines Hydraulikdefekts verfrüht die Segel streichen. "Ich konnte nicht mehr schalten", schilderte er bei Motorsport-Magazin.com. "Ich vermute, dass in den letzten drei, vier Runden auch ein bisschen Öl auf meine Reifen gekommen ist, denn es ging zunächst gut und dann habe ich auf einmal den kompletten Grip verloren." Hülkenberg beendete das Rennen als Elfter, wobei eine Durchfahrtsstrafe einen möglichen Punktgewinn verhinderte. Immerhin: Wir sind Europameister! Deutschland gewann das Finale der Frauen-Fußball-EM mit 1:0 gegen Norwegen und machte den männlichen Rennsport-Kollegen vor, wie der Hase zu laufen hat.

Flop: Viel Lärm um Nichts

Die mag keiner im Motorsport: Strafen. Wir mögen sie erst recht nicht, wenn sie nach Rennende für große Aufregung sorgen und dann quasi im Nichts verpuffen. In Ungarn war das gleich zweimal der Fall. Dass die Angelegenheit zwischen Grosjean und Button untersucht werden würde, war schon während des Rennens klar. Da die Regelhüter gern mal kreativ werden, war mit so ziemlich allem zu rechnen. Was wurde es am Ende? Eine Durchfahrtsstrafe, umgewandelt in eine 20-Sekunden-Strafe. Gering genug, dass Grosjean seinen sechsten Platz behielt und eigentlich nichts passiert war.

Dann war da noch Alonso. Platz fünf war mit Blick auf den WM-Kampf sowieso schon nicht optimal für den Spanier und dann wurde auch noch bekannt, dass sein DRS während des Rennens zickte. Oha, dachten sich viele, was wird dem Ferrari-Star da wohl blühen? Während sich einige schon auf eine lange Nacht einstellten, hatten die Stewards ein Erbarmen: Ferrari kam mit einer 15.000 Euro-Strafe davon. Als wäre das Rennen nicht schon spannend genug gewesen, ging es auch danach noch einmal rund. Allerdings: Viel Lärm um (quasi) Nichts.

Alonso sucht die Pace, Foto: Sutton
Alonso sucht die Pace, Foto: Sutton

Flop: Ferrari

Bitteres Wochenende für die Mythosmarke. Nicht nur, dass Abwanderungsgerüchte von Fernando Alonso die Runde machten, auch der F138 lahmte einmal mehr. Eigentlich sollten die heißen Temperaturen Ferrari entgegenkommen, doch im Rennen war davon wenig zu sehen. "Ich glaube, der fünfte Platz heute war besser, als wir eigentlich sind. Mercedes, Lotus und Red Bull waren schneller als wir - eine Tatsache, die wir schon am Freitag beobachten konnten", konstatierte ein enttäuschter Fernando Alonso.

Doch es war nicht nur das Rennen in Ungarn, auch zuvor konnte die Scuderia nur wenig glänzen, wie auch dem Spanier nicht entgangen ist. "Mit diesem Rennen endete auch ein generell schwieriger Monat für uns. Gemeinsam mit Silverstone und dem Nürburgring war es eine Periode, in der wir nicht auf der Höhe des Geschehens waren." Will Ferrari noch ernsthaft um die Weltmeisterschaft kämpfen, muss in Spa ein deutlicher Aufwärtstrend folgen.