Knapp zwei Wochen ist es nun her, dass Sauber den Deal mit russischen Investoren bekanntgegeben hat. Nun war es an der Zeit, dass sich Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn den Fragen der Journalisten stellte. Allerdings sei es ein sehr komplexer und umfassender Deal und man befinde sich erst in der Phase der genauen Orientierung. Alle Spekulationen bezüglich einer Änderung der Besitzanteile bei Sauber oder einer Änderung des Namens dementierte Kaltenborn. Sie selbst werde weiterhin Teamchefin bleiben.

Angesprochen auf die finanzielle Situation und eine mögliche Pleite ohne die russischen Investoren stellte Kaltenborn klar, dass ein Ende des Teams nie zur Debatte stand. "Wir hatten schon in der Vergangenheit harte Zeiten und wir wussten, dass wir überleben können", machte Kaltenborn deutlich. "Die Frage ist nur: will man überleben, oder will man auf gleichem Niveau weitermachen und hoffentlich an einem bestimmten Punkt einen Schritt nach vorne kommen. Wir wussten, dass die Basis gut ist und wir werden auf lange Sicht nach oben kommen - Schritt für Schritt."

Der Vertrag mit den russischen Investoren beinhaltet drei wichtige Punkte. Der Hauptbestandteil ist die technische Kooperation. Dabei sollen beide Seiten ihr technisches Know How einbringen und damit Fortschritte erzielen. Ein weiterer Punkt ist der russische Fahrer, Sergey Sirotkin, der auf die Formel 1 vorbereitet werden soll. Der letzte große Punkt auf der Vereinbarungsliste ist die Hilfe des Teams, den Menschen in Russland die Formel 1 näher zu bringen. Das wird vor allem interessant, da im nächsten Jahr der Grand Prix in Sotschi erstmals im Kalender der Formel 1 ist.

Sirotkin soll fahren

Der wichtigste Faktor, um Russland und die Formel 1 einander näherzubringen, ist ein russischer Fahrer. Dieser ist mit Sirotkin gefunden und muss nun vorbereitet werden, denn aktuell ist der 17-Jährige noch in der Formel Renault 3.5 unterwegs. "Zum jetzigen Zeitpunkt konzentrieren wir uns darauf, ein Vorbereitungsprogramm für ihn zu entwickeln", erklärt Kaltenborn und weist sofort auf das größte Problem hin: "Er hat im Moment noch keine Superlizenz, daher müssen wir ihn auf das nötige Level heben."

Aus diesem Grund sind Freitagseinsätze 2013 nicht realisierbar. "Wir müssen sehen, welche Möglichkeiten sich bieten, aber wir finden einen anderen Weg, damit er nächstes Jahr für uns fahren kann", zeigte sich die Sauber-Teamchefin überzeugt. Bedenken, einen momentan 17-Jährigen in einen Formel-1-Boliden zu setzen, hat die Österreicherin nicht. "Wir kennen unsere Verantwortung und waren bereits öfter in dieser Situation, auch wenn die Fahrer vielleicht nicht ganz so jung waren. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir diese Verantwortung sehr ernst nehmen und unser Bestes geben, um ihn vorzubereiten."

Die russischen Investoren sind sich laut Kaltenborn der Verantwortung und des Risikos bezüglich Sirotkin ebenfalls voll bewusst. "Das Wichtigste ist, dass wir ihm in keiner Weise schaden wollen - deshalb muss sich niemand Sorgen machen", untermauerte die Sauber-Teamchefin. Die Verpflichtung eines russischen Fahrers und die Zusammenarbeit mit einem russischen Investor sei aber keineswegs gleichbedeutend mit einem Ende der Partnerschaft mit den mexikanischen Investoren, erklärte Kaltenborn.

Wie sich das Auto präsentieren wird und welche Sponsoren darauf zu sehen sein werden, konnte Kaltenborn noch nicht sagen, in naher Zukunft werde es dazu aber Auskunft geben. Nach Klärung der finanziellen Schwierigkeiten stehe nun aber wieder der Sport im Vordergrund. Die Sauber-Teamchefin gibt offen zu, dass die Entwicklung des 2014er-Boliden unter der finanziellen Situation gelitten hat. "Natürlich müssen wir zugeben, dass diese Sache die Vorbereitung auf die nächste Saison beeinträchtigt hat, aber wir haben immer noch Zeit. Mit der neuen Kooperation können wir hoffentlich aufholen." Um so schnell wie möglich auf die Konkurrenz aufzuholen, ist der Aufbau eines gemeinsamen Entwicklungscenters geplant.