Bevor die Formel 1 in die Sommerpause geht, steht Rennen zehn auf dem Programm. Auf dem Hungaroring, rund 20 Kilometer nordöstlich der ungarischen Metropole Budapest, wird die nächste Runde im Kampf um die WM-Krone ausgetragen. An den vergangenen Wochenenden hieß der Kampf samstags Red Bull gegen Mercedes, am Sonntag dann Red Bull gegen den Rest. Doch die neuen Reifen wirbeln das Feld durcheinander, der Hungaroring mit seiner einzigartigen Charakteristik tut sein Übriges. Motorsport-Magazin.com macht den Form-Check der Top-Teams.

Red Bull

Die Plätze ein und zwei in beiden Trainingssitzungen am Freitag haben eindrucksvoll demonstriert, in welcher Verfassung das Weltmeisterteam nach Ungarn gereist ist. Zweimal setzt Sebastian Vettel die schnellste Zeit, zweimal folge Mark Webber auf Rang zwei. Besser geht es nicht. Zieht man zudem die Tatsache hinzu, dass beide Piloten ihre Zeiten zu einem relativ frühen Zeitpunkt der Sessions fuhren, ist dies umso eindrucksvoller, weil sich der Hungaroring sehr stark verbessert. Die überlegene Form der Bullen erkannte auch Red Bull Motorsportberater Helmut Marko: "Unter normalen Umständen sollten wir vorne stehen", so der Österreicher bei Sky.

Einzig und allein die Bremsen bereiteten Weltmeister Sebastian Vettel ein wenig Probleme. "Es ist nichts Schlimmes passiert, aber wir mussten den Longrun abbrechen, weil die Bremsen zu heiß wurden." Doch am Sonntag werden wohl weniger die Bremsen zum Problem, eher die Reifen dürften der Limitierende Faktor sein. Das Red Bull auf eine Runde nicht zu schlagen ist, dürfte fast klar sein, doch wie verhalten sich die neuen Reifen am Sonntag bei der tropischen Hitze? Aber auch bei diesem Thema macht der Heppenheimer der Konkurrenz wenig Hoffnung: "Der Unterschied zwischen der weicheren und härteren Mischung ist recht groß, aber beide Mischungen funktionierten auf den Longruns."

Lotus

Lotus reihte sich in beiden Freitagsessions jeweils direkt hinter Red Bull ein. Am Vormittag war Kimi Räikkönen ärgster Red-Bull-Verfolger, am Nachmittag war es Romain Grosjean, der den Österreichern am nächsten kam. Die Faustregel, 'je wärmer, desto besser ist Lotus', scheint sich zu bewahrheiten. Hätte Kimi Räikkönen seine schnelle Runde in FP2 sauber zu Ende fahren können, wäre für den Iceman auch deutlich mehr drinnen gewesen, als nur Platz acht. Doch der Run zeigte: Der Lotus behandelt die Reifen so gut, dass auch mehrere schnelle Runden hintereinander möglich sind.

"Sie sind schnell, aber sie sind sehr oft sehr schnell, daher bin ich von ihrem Speed nicht überrascht", analysierte Romain Grosjean die Pace der Red Bull nach dem Training. "Wir müssen am Sonntag sehen, was möglich ist", sagte er mit Blick auf den möglichen Reifenvorteil des Lotus. Vor allem die extrem heißen Temperaturen könnten dabei hilfreich sein. "Ich hoffe darauf", so die knappe Antwort des Franzosen. Dass Lotus in Ungarn so stark auftrumpft, ist nicht ganz überraschend, knabberte Räikkönen schon im vergangenen Jahr am Rennsieg, musste sich aber knapp Lewis Hamilton geschlagen geben. Damals Dritter: Romain Grosjean.

Ferrari

Die Mythosmarke zeigte sich am Freitag in Budapest stark verbessert. Die heißen Temperaturen scheinen der Scuderia entgegen zu kommen. Fernando Alonso stellte den F138 in beiden Sessions auf Rang vier, Felipe Massa reihte sich am Nachmittag unmittelbar dahinter ein. Nicht einmal zwei Zehntelsekunden fehlten Alonso am Ende auf die Tagesbestzeit, allerdings ist die Zeit des Spaniers etwas mit Vorsicht zu genießen, hat er selbst schon angekündigt, seinen Boliden eher in Richtung Qualifying abzustimmen - den wenigen Überholmöglichkeiten des Hungarorings sei Dank. "Ich glaube, dass jeder versuchen wird, das Auto für das Qualifying zu optimieren."

Fernando Alonso gewann in Budapest sein erstes Rennen, Foto: Sutton
Fernando Alonso gewann in Budapest sein erstes Rennen, Foto: Sutton

Dennoch wird der Ferrari auf die Renndistanz gesehen wohl seine Stärke ausspielen und wird traditionell am Samstag seine Schwäche aufzeigen. "Heute lief bei uns alles gut und das Auto ist anscheinend recht konkurrenzfähig", sah auch Felipe Massa den Auftakt positiv. "Selbst die Longruns brachten positive Resultate hervor und das ist ein sehr wichtiger Faktor für den Rest des Wochenendes", wusste der kleine Brasilianer.

Mercedes

Problemkind Mercedes: "Man sieht klar, dass Mercedes ein bisschen Traktionsprobleme hat und das ist hier bitter, da man viel aus langsamen Ecken herausbeschleunigen muss", analysierte Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner unmittelbar nach den Trainings. In der Tat sah Mercedes deutlich schlechter aus als noch an den vergangenen Wochenenden. Lewis Hamilton hatte eine Erklärung parat: "Wir sind an diesem Wochenende etwas im Hintertreffen, was die Erfahrung mit den neuen Reifen angeht."

Für die Silberpfeile reichte es in der Endabrechnung nur zu den Rängen sechs und sieben, mehr als eine halbe Sekunde fehlte auf dem winkligen kurzen Kurs. In Anbetracht der Tatsache, dass Überholen am Hungaroring fast unmöglich ist und die extreme Hitze sich nicht gerade positiv auf die Reifenprobleme von Mercedes auswirken dürfte, keine guten Voraussetzungen. Doch Hamilton gibt die Hoffnung noch nicht auf. "Wir können im Qualifying normalerweise noch ein Quäntchen zulegen." Das Kräfteverhältnis sah der Brite aber insgesamt wie Motorsport-Magazin.com: "Ferrari ist konkurrenzfähig, außerdem ist auch noch Lotus da - und Red Bull ist absolut bombastisch."