Für Daniel Ricciardo hat sich in den letzten Wochen einiges geändert. Seit Mark Webber seinen Abschied aus der Formel 1 verkündete, ranken sich Spekulationen, wer das Cockpit des Australiers übernehmen wird. Inzwischen kristallisierte sich heraus, dass entweder Kimi Räikkönen oder Daniel Ricciardo Webber ersetzten werden. "Es waren interessante Wochen, oder? Normalerweise sind zwei oder drei Leute bei meinen Presserunden am Donnerstag vor einem Grand Prix. Heute waren es 20 oder 30. Plötzlich interessiert sich jeder für meine Zukunft", staunte der Australier über das gesteigerte Medieninteresse.

Er jedenfalls habe noch keine Ahnung, wohin seine Reise gehen wird. Zuvor stand ohnehin ein anderes Highlight auf dem Programm: Bei den Young Driver Tests durfte Ricciardo am Vormittag im Toro Rosso Platz nehmen, nachmittags umrundete er den Silverstone Circuit im RB9. "Das hat eine Menge Spaß gemacht", resümierte er. In der kurzen Zeit sei es vorwiegend darum gegangen, möglichst schnell das Limit des Boliden zu finden. Dabei grub er den Red Bull zwar einmal im Kiesbett am Ende der Copse-Corner ein, nahm es jedoch mit Humor: "Ich hatte auch Zeit für einen kleinen Ausritt, das hat aber nur gezeigt, dass ich wirklich gepusht habe."

Das war aber nicht der einzige komische Moment. "Es gab ein paar Knöpfe auf dem Lenkrad, die anders positioniert sind als im Toro Rosso. Ich glaube, ich habe den Radio-Knopf ein paar Mal gedrückt, obwohl ich den KERS-Button drücken wollte." Sonst verlief für den 24-Jährigen aber alles nach Plan, auch die Ingenieure seien mit seinem Feedback sehr zufrieden gewesen.

Der unmittelbare Vergleich des Toro Rosso mit dem Red Bull brachte ihn vor allem zu einer Erkenntnis: "Sie hören sich unterschiedlich an." Keine große Überraschung, fährt Toro Rosso schließlich mit Ferrari-Motoren im Heck und Red Bull mit Renault-Aggregaten. Das Fahrverhalten unterschied sich eher in Details. "Ein bisschen mehr Downforce, ein bisschen mehr Traktion aus den Kurven heraus, dass dir erlaubt früher Vollgas zu geben, und etwas mehr Grip. Es ist das, was man sich von einem Auto, das Rennen gewinnt, erwartet."

Frustriert, jetzt wieder im Toro Rosso Platz nehmen zu müssen ist Ricciardo aber ganz und gar nicht. "Eine Sache, die ich aus Silverstone mitgenommen habe ist die Erkenntnis, dass unser Auto sehr gut ist - auch im Vergleich zum Red Bull." Dass es am Nürburgring im Rennen nicht besonders gut für die Mannschaft von Franz Tost lief, macht ihm dabei auch keine Sorgen, schließlich wurden die Probleme verstanden und sollten auch bereits gelöst sein. Als Ziel für den Ungarn gab Ricciardo ein Platzierung in den Punkten aus.

Dass der Test in Silverstone schon eine Vorentscheidung für die Red-Bull-Fahrerwahl brachte, glaubt er nicht. "Es war offensichtlich eine schöne Sache, dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, den RB9 zu testen, aber ich glaube nicht, dass das so entscheidend war - was man an einem Grand-Prix-Wochenende macht, das zählt. Ich glaube, sie schauen sich genau an, was bei Toro Rosso läuft, um zu sehen, was Jean-Eric [Vergne] und ich machen."