Es wird heiß, aber nicht nur in Budapest. Mit jedem Tag, der verstreicht, rückt die Entscheidung von Red Bull näher, wer der neue Teamkollege von Sebastian Vettel werden wird. Bereits vor den Young Driver Tests in Silverstone erklärte Teamchef Christian Horner, dass es im Prinzip auf einen Zweikampf zwischen Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo hinauslaufen werde - und die Entscheidung ist nicht mehr fern: "Wir werden uns die Sommerpause Zeit nehmen, die Dinge reflektieren und dann nach der Sommerpause wird [die Verkündigung] in Spa oder Monza stattfinden, aber sicherlich nicht später."

Im Vergleich der beiden Piloten fällt ins Auge, dass ein Weltmeister vermutlich einen anderen Gehaltsscheck erhalten wird als ein junger Pilot wie Ricciardo. Diese Überlegungen spielen in der Entscheidung für oder gegen einen Fahrer bei Red Bull aber keine Rolle, wie Christian Horner erklärte. "Natürlich sind die Finanzen immer ein Faktor, aber das lässt sich auch mit der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gleichsetzen: Es ist ein signifikanter Unterschied, ob du Erster oder Zweiter, oder Zweiter oder Dritter oder Vierter wirst - auch in finanzieller Hinsicht. Wenn du nicht die richtige Entscheidung triffst, wird es dich so oder so beeinflussen, wenn du keine Punkte einfährst", erklärte Horner.

Kimi Räikkönen selbst ist die Bezahlung beim Team nicht wichtig. "Egal, wie meine Entscheidung ausfallen wird, Geld spielt dabei mit Sicherheit keine Rolle", verriet der Finne im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Da Geld für die Parteien keine Rolle spielt, fällt die Entscheidung auf der Strecke. Dabei wurde gemutmaßt, Riccardo habe nun einen kleinen Vorsprung, da er den RB9 in Silverstone testen durfte. Horner wollte zwar nicht von einem Vorteil für den Australier sprechen, eine erste Idee vermittelte der Test Red Bull allerdings schon. "Wir hatten die Möglichkeit, ihn mit Sebastian zu vergleichen, der am nächsten Tag fuhr und er zog sich gut aus der Affäre", lobte Horner. Ricciardo war mit seiner Zeit von 1:33.187 Minuten nur 0.293 Sekunden hinter Vettels Bestzeit gelegen.

Damit bestätigte sich eine bereits bestehende Erkenntnis zu Ricciardo bei Red Bull nochmals: "Daniel ist sicherlich ein sehr schneller Rennfahrer", so Horner. Bei Red Bull sei Schnelligkeit aber nur ein Teil des Puzzles. Die Fähigkeit zu gutem Feedback in Richtung der Ingenieure sei mindestens ebenso wichtig, schließlich würde bald eine komplett neue Ära beginnen.

Der Vettel-Druck

Wer immer an die Seite von Vettel gesetzt wird, muss nicht nur seine Arbeit bei Red Bull gut erledigen, den eigenen Ansprüchen und denen des Teams genügen, sondern sich immer und immer wieder dem Vergleich zu einem - mindestens - dreifachen Weltmeister stellen. "Jeder Fahrer, der gegen Sebastian antritt, bekommt zwangsläufig den Druck zu spüren, an ihm gemessen zu werden", mahnte Horner.

Ein Teamkollege für Vettel sollte ein dickes Fell haben, um dieser Situation gewachsen zu sein. Ein Vorteil für Räikkönen, den coolen Finnen? Horner stellt es in den Raum. "Es herrscht eine Erwartungshaltung, die in Daniels aktuellem Team vielleicht nicht vorhanden ist", erklärte der Brite und sprach dabei auch die prüfenden Blicke der Medien an. Ricciardo hätte bisher aber einen guten Eindruck hinterlassen. "Der Druck auf einen Fahrer eines Top-Teams ist immer ein bisschen größer, aber was Daniel bisher demonstriert hat, war sehr positiv."