Warum waren Einsatzfahrer dabei und was durften die Stammfahrer testen?

Eigentlich dürfen an Young Driver Tests nur Piloten teilnehmen, die an nicht mehr als zwei Grands Prix teilgenommen haben. Weil aber beim Rennen in Silverstone reihenweise die Pirelli-Pneus platzten, sahen sich FIA und Pirelli gezwungen zu handeln. Pirelli brachte zwar schon zum Deutschland GP überarbeitete Reifen mit - die der Belastung auch standhielten - doch ab Ungarn sollen nochmals neue Reifen zum Einsatz kommen.

Vettel fuhr am letzten Tag Bestzeit, Foto: Sutton
Vettel fuhr am letzten Tag Bestzeit, Foto: Sutton

Einen Mix aus Konstruktion der 2012er Pneus und Mischung der 2013er Generation hat Pirelli angekündigt. Diese Reifen wurden nun in Silverstone - auf eben jener Strecke, auf der die zahlreichen Reifenschäden auftraten - getestet. Weil die Tests repräsentativ sein sollten, erlaubte die FIA kurzerhand auch die Teilnahme der Stammpiloten. Ihnen war es allerdings untersagt, Updates zu testen. Lediglich Bremsbalance und Frontflügeleinstellungen durften verändert werden.

Hat der Test für Stammfahrer Sinn gemacht?

Bedingt. Weil von der FIA Setup- und Entwicklungsarbeiten bei Stammfahrern verboten wurden, sagten Mark Webber, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen ihre Besuche kurzerhand wieder ab. Und die Stammpiloten, die letztendlich im Einsatz waren, konnten nur wenige Erkenntnisse sammeln.

Zum einen machten die geradezu tropischen Temperaturen Vergleiche mit dem Rennwochenende schwierig, zum anderen konnten die Piloten nicht auf Setup-Probleme wie an normalen Wochenenden reagieren, sodass lediglich ein erstes Fahrgefühl mit den neuen Reifen gewonnen wurde. "Wir brauchen noch mehr Zeit in Ungarn, weil wir heute keine Setup-Änderungen vornehmen durften", beschwerte sich beispielsweise Pastor Maldonado.

Wie gut sind die neuen Reifen?

Die Stammpiloten, die im Rahmen des Young Driver Tests die neuen Pneus von Pirelli unter die Lupe nahmen, waren sich einig, dass diese vor allem in puncto Konstanz eine Verbesserung darstellen. "Vielleicht sind die Reifen nicht schneller als die der Vergangenheit, aber sie sind sehr konstant", berichtete etwa Pastor Maldonado. "Ich glaube, es ist eine Verbesserung in Sachen Zuverlässigkeit und Leistung."

Als Kritikpunkte nannte Max Chilton lediglich, dass es schwieriger sei, die Reifen auf Temperatur zu bringen und dass sie weniger Grip bieten. "Wir können aber an der Reifentemperatur mit unterschiedlichen Setup-Arten arbeiten, daher ist es nicht immer ein so großes Problem", erklärte der Marussia-Pilot.

Welche Neuerungen kamen bei den Teams zum Einsatz?

An den meisten Boliden waren zunächst nur gigantische Messgeräte zu sehen. Doch nahezu jedes Team brachte ein paar Updates mit nach Silverstone. Den größten Umbau gab es bei Sauber: Die Truppe aus Hinwill tauschte das komplette Auspufflayout und testete erstmals einen Voll-Coanda-Auspuff. Das Drag Reduction Device war ebenfalls Thema bei den Young Driver Tests, Sauber und Lotus fuhren mit entsprechenden Vorrichtungen. Am Freitag zeigte McLaren zudem eine neue Nase mit geradezu gigantisch großen Pylonen.

Welche echten Rookies waren dabei?

Zwei Briten, ein Spanier, ein Japaner und ein Zypriot pilotierten in Silverstone im Rahmen der Young Driver Tests erstmalig einen Formel-1-Boliden. GP2-Pilot James Calado griff für Force India ins Lenkrad, Landsmann Will Stevens - sonst in der Formel Renault 3.5 unterwegs - kam bei Caterham zum Einsatz. GP3-Fahrer Carlos Sainz Junior erhielt von Toro Rosso die Chance, sein Talent zu zeigen, während Auto GP-Pilot Kimiya Sato für Sauber testen durfte. Last but not least steuerte mit Marussia-Pilot Tio Ellinas erstmals ein Pilot aus Zypern einen Formel-1-Renner.

Wie hat sich Susie Wolff geschlagen?

Wolff landete auf P9, Foto: Sutton
Wolff landete auf P9, Foto: Sutton

Manch Kritiker und Fahrerkollege könnte nach dem letzten Tag der Young Driver Tests ein wenig enttäuscht sein. Warum? Tja, Susie Wolff hat sich keinen Fehler erlaubt und den Williams nicht im Kiesbett versenkt - wie manch anderer Pilot. Mit Platz neun lieferte die Schottin einen soliden Job ab. Auf die Bestzeit von Sebastian Vettel fehlten ihr zwei Sekunden, was auch Felipe Massa beeindruckte. "Ich finde, sie war heute sehr gut. Sie war schnell und das freut mich sehr für sie", erklärte der Ferrari-Pilot.

Wer hat sich für zukünftige F1-Einsätze empfohlen?

Naturgemäß lassen sich die Zeiten aufgrund unterschiedlicher Programme nur schwerlich vergleichen, doch am Ende des Tages an der Spitze des Tableaus zu stehen, kann hinsichtlich der Zukunftsplanung sicherlich nicht schaden. Dieses Kunststück gelang Kevin Magnussen, der für McLaren normalerweise die Simulatorarbeit erledigt und zum ersten Mal im MP4-28 Platz nahm. Normalerweise geht der Däne in der World Series by Renault auf Punktejagd und liegt dort drei Punkte hinter der Spitze.

Auch Antonio Felix da Costa machte positiv von sich reden. Der Portugiese erreichte für Red Bull am Mittwoch den dritten Rang. Noch besser schnitt Carlos Sainz jr. ab, der die Bestzeit von Daniel Ricciardo lediglich um 44 Tausendstel verpasste. Sollte es den Australier zu Red Bull ziehen, gelten da Costa und Sainz jr. als potenzielle Nachfolgekandidaten.

Wo war Mercedes?

Roscoe und der etwas andere Reifentest, Foto: Hamilton via Twitter
Roscoe und der etwas andere Reifentest, Foto: Hamilton via Twitter

Lotus bemerkte am ersten Testtag via Twitter: "Viele Trucks hier, aber es sieht so aus, als würde einer fehlen. Was bedeutet, dass es keinen Besuch vom vierbeinigen Freund des Paddocks geben wird." Doch damit nicht genug. Das Team stellte gar auf seinem schwarz-goldenen Renner mit einem Hashtag die Frage: Wo ist Roscoe? Lewis Hamiltons Hund war ebenso wie die gesamte Mercedes-Crew nicht in Silverstone, da das Internationale Tribunal der FIA Mercedes nach den Reifentests mit Pirelli im Anschluss an den Spanien GP von den Young Driver Tests ausschloss. Untätig war Mercedes derweil jedoch nicht, wie Hamilton via Twitter verriet.