Seit mehr als 20 Jahren ist Adrian Newey das Technik-Superhirn in der Formel 1 und bekannt für seine einzigartigen Fähigkeiten auf dem Aerodynamik-Sektor. Nachdem er bereits bei Williams und McLaren große Erfolge feiern durfte, liegt Red Bull mit dem von ihm konstruierten Auto auch dieses Jahr wieder an der Spitze der WM-Tabelle. Was antwortet nun einer der besten Ingenieure unserer Zeit auf die Frage, welche Teile an einem aktuellen Formel-1-Auto die Schlüsselrolle innehaben? Richtig, die Aerodynamik. Dennoch verweist der Chefdesigner bei Red Bull auf weitere Faktoren, die die Performance eines Fahrzeugs wesentlich mitbeeinflussen. "Die Fahrzeugdynamik und Gesamtkonstruktion sind natürlich nicht weniger wichtig", lässt der 54-Jährige wissen. Geht es nach Newey, wir die Reglementänderung für 2014 auf alle diese Komponenten einen großen Einfluss haben.

Auch der Red Bull RB9 entstammt Neweys Feder., Foto: Red Bull
Auch der Red Bull RB9 entstammt Neweys Feder., Foto: Red Bull

Doch zusätzlich zu den bereits genannten Faktoren werden im nächsten Jahr wohl die Motoren eine wesentliche Rolle spielen. "Die neuen Antriebsaggregate brauchen ein ausgezeichnetes Kühlsystem, vor allem deswegen, weil es sich dabei nicht einfach nur um die Verbrennungsmotoren, sondern auch die Turbolader handelt. Auch KERS wird im nächsten Jahr mehr Kühlung brauchen, als noch in dieser Saison. Zusammen mit den Änderungen an der Aerodynamik wird das wohl eine große Herausforderung werden", erklärt der Technik-Guru. "Wir müssen die Konstruktion des Autos für 2014 neben der Weiterentwicklung des diesjährigen Fahrzeugs vorantreiben."

Dass neben der Arbeit der Ingenieure auch die Fahrer bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs eine wesentliche Rolle spielen, ist für den Briten klar. "Wir haben zwar hunderte Sensoren im Auto, aber dennoch ist das Feedback der Fahrer, wie das Auto reagiert entscheidend", ist Newey überzeugt.

Den Einfluss der Entwicklungen in der Formel 1 auf Autos im Straßenverkehr hält Newey für klein, aber vorhanden. "Es gibt tatsächlich Formel-1-Technologie, die in Straßenautos miteinfließt. Das beste Beispiel dafür sind allerdings lustigerweise die Carbonimitate, die viele jungen Leute irgendwo an ihrem Auto anbringen, um es sportlicher wirken zu lassen. Natürlich gibt es auch andere Dinge, aber die sind wohl eher bei Sportwagen bemerkbar, und nicht an normalen Straßenwagen. Sie sind weniger offensichtlich, aber kommen teilweise direkt aus der Formel 1."

Auf die Frage, welche Regeländerungen Newey sich für die Zukunft wünschen würde, weiß der Formel-1-Techniker schnell eine Antwort: "Ich hoffe, dass der Trend zu immer mehr Einschränkungen durch das Reglement keine Fortsetzung findet. Irgendwann wird es sonst so weit sein, dass die Autos nur noch vom Regelwerk designt werden und alle gleich sind. Wenn man zehn Jahre zurückschaut, wären einem die aktuellen Formel-1-Fahrzeuge wahrscheinlich lächerlich und eigenartig vorgekommen. Also hoffe ich, dass wir das gleiche nicht in zehn Jahren wieder sagen werden."