Wie geht es mit Sauber weiter? Den schweizerischen Rennstall plagen enorme Geldsorgen, weswegen mittlerweile die ersten Gläubiger ernst machen und Zwangsvollstreckungen betreiben. Die Summen sollen sich auf eine knappe Million Euro belaufen, doch das ist lediglich die Spitze des Eisbergs, denn das Privatteam steht noch viel tiefer in der Kreide - es werden von Schulden in Höhe von rund 90 Millionen Euro kolportiert.

Erleidet Sauber Schiffbruch, Foto: Sutton
Erleidet Sauber Schiffbruch, Foto: Sutton

Zuletzt stimmten zwar die Ergebnisse wieder ansatzweise - Nico Hülkenberg fuhr zwei Mal in Folge in die Punkte -, doch die finanziellen Engpässe erschweren die Weiterentwicklung des Bolidens. "Generell hätten wir vielleicht ein bisschen mehr Teile schneller ans Auto bringen können", musste Hülkenberg einräumen, dem nachgesagt wird, dass er seinen Vertrag ob ausstehender Gehaltszahlungen bereits gekündigt hat.

Was besonders bitter ist: Die Zukunft der Formel 1 hat bereits begonnen. Im nächsten Jahr tritt ein neues Motorenreglement in Kraft, weshalb die Teams schon jetzt mit Hochdruck an den neuen Autos arbeiten. Verpasst man in dieser Phase wichtige Entwicklungsschritte, kann man die kommende Saison mehr oder weniger abschreiben.

Bei Sauber ist man zumindest optimistisch, auch 2014 am Start zu sein. "Sauber ist seit mehr als zwanzig Jahren in der Formel 1", sagte ein Sprecher des Teams. "Wir werden diese schwierige Situation durchstehen und auch 2014 da sein." Bis es so weit ist, steht allerdings noch jede Menge harte Arbeit bevor, denn noch immer konnte kein Abschluss mit Motorenpartner Ferrari erzielt werden. Die Gespräche laufen bereits seit Monaten.

Rettung aus Russland?

Einer, dem das traurige Schauspiel besonders nahe geht, ist Teamgründer und Miteigentümer Peter Sauber. Eigentlich wollte sich der Schweizer nach der Machtübergabe an Monisha Kaltenborn zurückziehen, doch nun kämpft der 69-Jährige Tag und Nacht, um sein Lebenswerk vor dem Untergang bewahren. "Ja, das tut extrem weh. Und wie das Ganze nun in der Öffentlichkeit ausgebreitet wird, hat Dimensionen angenommen, die ich nicht verstehe", sagte der Motorsportveteran im Blick.

Vor allem die zahlreichen Medienberichte über den Zustand seiner Mannschaft treffen Sauber hart. "Vor kurzem sind in der Ostschweiz mehrere Hundert Arbeitsplätze verloren gegangen. Das war überall nur eine Randnotiz. Wir haben noch keinen einzigen Mitarbeiter entlassen. Und geraten derart in die Schlagzeilen", schüttelte er über die negative Presse den Kopf. "Ich muss meine Energie auf die Rettung des Teams konzentrieren und bräuchte diese Nebengeräusche nicht."

Dem kann sich auch Teamchefin Kaltenborn nur anschließen. "Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir momentan in einer schwierigen Situation stecken", sagte die Wienerin bei Motorsport-Magazin.com. "Doch es gibt einige Medien, die das entsprechend dargestellt beziehungsweise etwas dazu erfunden haben."

Derzeit wird fieberhaft mit Investoren verhandelt - vor allem Name Gazprom fällt immer wieder. Der russische Erdgaslieferant soll angeblich bereit sein, mit einer Summe von 30 Millionen Euro einzusteigen. Laut Informationen der Bildzeitung hat Russlands Präsident Wladimir Putin bis zum 21. Juli Zeit, um das Geschäft abzusegnen.

Trotz aller Missstände erfährt Sauber derzeit eine Welle der Solidarität, eine Privatperson soll beispielsweise ein zinsloses Darlehen angeboten haben. "Das rührt mich. Aber wir brauchen einen neuen, großen, starken Partner. Daran arbeiten wir", erklärte Peter Sauber und fügte hinzu: "Wir werden das Nationalteam des Schweizer Motorsports bleiben. In der Formel 1!"