Nachdem Silverstone ein nahezu beispielloses Reifendrama erlebte, rang sich die Formel 1 endlich dazu durch, die Pneus einer gründlichen Überarbeitung zu unterziehen. Bereits eine Woche später kamen auf dem Nürburgring Hinterreifen mit Kevlar- statt Stahlgürteln zum Einsatz und in Ungarn sollen schlussendlich die Konstruktionen des Vorjahres gefahren werden, damit sich ein Schauspiel wie in Großbritannien nicht mehr wiederholt. Pirelli wollte dabei bereits nach dem Spanien GP neue Reifen einführen, nachdem es zu Delaminierungen und einer Vielzahl Boxenstopps gekommen war, doch Ferrari, Lotus und Force India sprachen sich dagegen aus, um keinen Wettbewerbsnachteil zu erleiden.

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh vertritt die Ansicht, dass Pirelli seine Forderungen bereits früher in der Saison härter hätte formulieren sollen. "Wenn man Fehler begeht - und wir haben das über die Jahre getan, inklusive diesem - gibt es immer eine gewisse Zurückhaltung, sie zuzugeben", sagte Whitmarsh. "Es besteht immer die Angst, wie die Medien damit umgehen. Aber es war für viele klar, dass es Probleme mit den Reifen gab", fuhr der Brite fort. "Es gab den Widerwillen, sie zuzugeben. Die Teams achten immer auf ihre eigenen Interessen."

Wie Whitmarsh verriet, hätte er schon einige Zeit vor Silverstone auf Pirelli eingeredet, um den Prozess zu beschleunigen. "Wie ich schon ein paar Wochen vor Silverstone zu Pirelli gesagt habe: 'Ihr könnt diesmal nicht auf die Teams hören. Ihr Jungs seid die Reifenexperten und habt die Verantwortung, uns sichere Reifen zu geben. Ihr müsst die richtige Entscheidung treffen'", so der McLaren-Teamchef, der anfügte: "Pirelli war ein bisschen zwischen Teams gefangen - vor allem aufgrund jener, die keine Änderungen wollten."

In der Eifel stellte sich die Rangordnung trotz der überarbeiteten Gummis unverändert dar - ein Indiz für Whitmarsh, dass die Änderungen bereits früher hätten in Kraft treten sollen. "Wenn man sich ansieht, wo die Leute jetzt stehen, denke ich nicht, dass sich durch die Gürtel-Änderungen viel verändert hat und ich denke auch nicht, dass das in Ungarn der Fall sein wird", meinte er nach dem Rennen auf dem Nürburgring. Niemand könne sagen, was in Budapest genau passieren wird, doch die Startaufstellung werde sich nicht umkehren, stellte Whitmarsh klar und fügte mit einem bitteren Lächeln an: "Leider."