Es war der Aufreger des Deutschland GPs. Bei Mark Webbers erstem Boxenstopp gibt es Probleme am linken Hinterreifen. Nach kurzer Verzögerung fährt der Australier los und verliert umgehend ein Rad, das quer durch die Boxengasse springt und anschließend Kameramann Paul Allen einen Schlüsselbeinbruch, ein paar gebrochene Rippen und eine Gehirnerschütterung zufügt. Die FIA reagierte umgehend und verbannte Journalisten aus der Boxengasse. Lediglich Marshalls und Teammitglieder dürfen sich demnach in der Pit-Lane aufhalten.

"Sicherheitsmaßnahmen wie Helmpflicht in der Boxengasse, die Verbannung von Kamerateams an die Boxenmauer und Ähnliches sind eine Sache. Aber vielleicht sollte man sich auch die Ursache des Ganzen einmal anschauen, das Problem nämlich, dass von allen Teams mit aller Gewalt versucht wird, die Boxenstopp-Zeiten immer weiter nach unten zu drücken", kritisierte Adrian Sutil unlängst die Vorgehensweisen der Beteiligten in seiner Kolumne auf Motorsport-Magazin.com. "Ausgerechnet bei den Boxenstopps alles frei zu lassen, finde ich fast schon lächerlich", legte er mit Blick auf die stark reglementierte Formel 1 nach.

Doch bislang gab es nur wenige solcher Stimmen, mit einem Umdenken ist so schnell nicht zu rechnen. Deshalb reagiert jetzt Red Bull. "Wir müssen uns erst im Detail ansehen, warum der Wagen freigegeben wurde", sagte Adrian Newey noch unmittelbar nach dem Grand Prix zu Motorsport-Magazin.com. Entsprechende Analysen scheinen beim Weltmeisterteam nun zum Abschluss gekommen sein.

Ursprung allen Übels war offenbar eine Radmutter, die sich bei der Montage verklemmte. Der zuständige Mann am Schlagschrauber reagierte prompt und stellte sein Arbeitsgerät auf die andere Drehrichtung ein, um sie wieder abnehmen zu können und eine neue Radmutter anzubringen. Dabei veränderte sich aber das Drehmoment des Schlagschraubers, wodurch der Mechaniker abrutschte und dabei einen Knopf auslöste. Beim Auslösen des Knopfes wird ein Signal übermittelt das besagt, dass der Reifen fertig montiert wurde.

Das Corpus delicti: Der Schlagschrauber, Foto: Sutton
Das Corpus delicti: Der Schlagschrauber, Foto: Sutton

Wurden alle vier Schlagschrauber ausgelöst, erhalten die beiden Männer an den Wagenhebern - den sogenannten Front- und Rear-Jacks - ein entsprechendes Signal und lassen das Auto herunter, die Ampel springt auf grün und der Pilot darf losfahren. Weil hinten rechts allerdings das Signal nur ausgelöst wurde, weil der Mechaniker versehentlich beim Abnehmen der Radmutter auf den Knopf kam, fuhr Webber komplett ohne Radmutter los und verlor umgehend sein rechtes Hinterrad.

Um ein ähnliches Unglück in Zukunft zu verhindern, wandert der Knopf am Schlagschrauber an eine andere Position. Dort soll er nicht mehr so einfach versehentlich vom Daumen ausgelöst werden können. Außerdem untersucht das Team nach Berichten von Autosport die Möglichkeit, das Auslösen des 'Go-Knopfes' generell zu verhindern, wenn sich ein Schlagschrauber im Abschraub-Modus befindet. Sollte es dennoch zu Problemen beim Boxenstopp kommen - in welcher Weise auch immer - darf die Ampel nicht auf grün geschaltet werden, wenn nicht zusätzlich zum Signal jeder einzelne Mechaniker am Schlagschrauber ein Signal gibt, dass alles in Ordnung ist.