Pro: Der Herausforderung stellen

von Christian Menath

Kimi Räikkönen hat die Wahl: Entweder weiter bei Lotus um einzelne Rennsiege und Podien kämpfen, oder aber zu jenem Team wechseln, das die letzten drei Jahre die Formel 1 dominierte - und auch 2013 sieht es für Red Bull nicht schlecht aus. Will Kimi Räikkönen bestes Material, gibt es für den Iceman eigentlich keine Alternative. Während Lotus erst einmal finanziell wieder auf die Beine kommen muss, kann Red Bull aus den Vollen schöpfen. Gemeinsam mit Superhirn Adrian Newey und einem konkurrenzfähigen Motor ist das der Garant für Erfolg im nächsten Jahr. Auch wenn der Motor die große Unbekannte 2014 sein wird - bei Lotus erhält Räikkönen ohnehin das gleiche Aggregat.

Würden mit gleichem Material kämpfen: Vettel und Räikkönen, Foto: Sutton
Würden mit gleichem Material kämpfen: Vettel und Räikkönen, Foto: Sutton

Was gibt es für einen Sportler größeres, als den Besten zu besiegen? Mit Sebastian Vettel hätte er 2014 den bis dahin wohl vierfachen Weltmeister an seiner Seite. Vettel gilt damit als Maßstab, Ausreden wie jene von Fernando Alonso, er würde nicht gegen Vettel sondern gegen Newey-Autos verlieren, würden somit nicht zählen und Räikkönen könnte es allen beweisen. In seiner bisherigen Karriere hielt sich die Konkurrenz im eigenen Team in Grenzen: Heidfeld, Coulthard, Montoya, Massa und Grosjean sind zwar keine Nasenbohrer, vom Kaliber eines Sebastian Vettels sind sie jedoch zweifelsohne nicht. Ob Räikkönen solche Vergleiche interessieren, darf zwar bezweifelt werden, für seine Reputation wäre es aber sicherlich dienlich.

Der monetäre Aspekt sollte bei dieser Entscheidung natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden. Zwar kann sich Räikkönen auch mit seinem Lotus-Gehalt ganz ordentlich über Wasser halten, dass Red Bull noch den ein oder anderen Euro mehr zahlt, ist aber kein Geheimnis. Dabei sind vom Brausehersteller auch regelmäßige Zahlungen zu erwarten, die soll es ja bei Lotus nicht immer gegeben haben. Und das Geld für Mischgetränke in Form von Red Bull würde sich der Finne auch sparen...

Contra: Weniger Arbeit, mehr Spaß

von Annika Kläsener

Kimi Räikkönen und Lotus - das passt. Der Charakter des wortkargen Finnen wird vom Team geradezu zelebriert. Ob MiniKimi mit seiner großen Fan-Gemeinde auf Twitter, T-Shirts mit legendären Aussprüchen oder USB-Sticks in Form von Eis am Stiel - Lotus findet sich nicht bloß mit den Eigenheiten des Iceman ab, sondern unterstreicht sie.

Lotus will Räikkönen halten, Foto: Lotus/Twitter
Lotus will Räikkönen halten, Foto: Lotus/Twitter

Noch wichtiger ist, dass sich Teamchef Eric Boullier bewusst ist, dass man Räikkönen nicht in ein enges Korsett aus PR-Terminen und Interviews quetschen kann. Bei Red Bull dagegen könnte er sich nicht so ohne weiteres den zahlreichen PR-Auftritten entziehen und sie einfach Vettel überlassen. Auch vor der ungeliebten Arbeit im Simulator wird er sich wohl kaum drücken können. "Die Arbeit neben der Strecke wie Simulatorarbeit und technische Briefings müssen von beiden Fahrern gleichermaßen wahrgenommen werden", erklärte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko unlängst.

Zudem stellte er klar, dass Red Bull den Ersatz für Mark Webber für zwei bis drei Jahre verpflichten will. Räikkönen hat jedoch mehrfach angedeutet, dass er irgendwann keine Lust mehr auf die Formel 1 haben könnte. Einjahresverträge, wie er sie bei Lotus bekommen kann, sind daher sicher mehr nach seinem Geschmack. Nicht zuletzt kann er Kritikern, die ihm vorwerfen werden, sich vor dem Red-Bull-Cockpit zu drücken, lässig hinwerfen: 'Leave me alone. I know what I'm doing!'.