Natürlich war das Nürburgring-Ergebnis für mich schon eine Enttäuschung, denn ein bisschen scheint es so, als hätte diesmal uns das Reifenthema besonders getroffen. Ob uns der neue Hinterreifen weniger liegt, ob einfach die anderen besser damit zurecht kommen als mit dem alten Material und wir dadurch einen gewissen Vorteil verloren haben, den wir vorher hatten, ist schwer zu sagen. Aber Tatsache ist: Wir kamen das ganze Wochenende nicht so richtig zurecht, obwohl der Nürburgring eine Strecke ist, die mir liegt, die eigentlich auch immer gut war für uns.

Sutil ist enttäuschend über die Performance, Foto: Sutton
Sutil ist enttäuschend über die Performance, Foto: Sutton

Das Qualifying hätte man sicher besser machen können, da hatte ich ein Problem mit dem DRS, das mich im Endeffekt schon fast eine halbe Sekunde gekostet hat. Ansonsten lag ich schon etwa auf dem Zeitenniveau von Sauber oder McLaren, es wäre da um ein oder zwei Zehntel gegangen, es ins Q3 zu schaffen oder nicht. Deswegen hatte ich mich für das Rennen eigentlich schon auf ähnlichem Niveau gesehen und mir auch durchaus ausgerechnet, noch in die Punkte fahren zu können. Die ersten zwei Stints haben das eigentlich auch bestätigt, nur dann ging irgendwie alles nur noch nach hinten.

Die Reifen waren auf einmal nicht mehr im richtigen Temperaturfenster, sondern um einige Grad tiefer. Bei Paul war sie noch ein bisschen höher, da ging es zeitweise noch ein bisschen besser, am Ende dann aber auch nicht mehr. Letztlich wussten wir nicht genau, was da los war. Und auch ich selbst wusste im Auto nicht so recht, was ich eigentlich machen sollte. Muss ich jetzt mehr pushen, damit die Reifen wieder wärmer werden oder sind die schon grundsätzlich hinüber? Es war sehr schwierig, deswegen haben wir dann am Ende auch auf eine Drei-Stopp-Strategie umgestellt.

Wir waren ursprünglich auf einem klaren Zwei-Stopp-Fahrplan, aber wir mussten dann irgendetwas machen, denn es war klar: Mit dieser Pace würden wir nicht in die Punkte fahren. Also bin ich reingekommen, habe mir einen neuen Satz geholt - noch einmal Medium - um es noch einmal zu versuchen. Den weichen zu nehmen, war eigentlich kein Thema, denn den haben wir bei uns mit einer Lebensdauer von maximal sechs, sieben Runden kalkuliert. Jetzt müssen wir nach vorne schauen, aus der Niederlage lernen, uns auf den anstehenden Test in Silverstone konzentrieren.

Wir müssen schauen, dass wir unsere Hausaufgaben machen, eventuell eben auch mit den wieder neuen Reifen, die auch eine etwas andere Form haben sollen, noch einmal in den Windkanal gehen. Das sind natürlich wieder Kosten, die gerade bei den kleineren Teams schon eine Rolle spielen, insofern haben die es bei Änderungen in dieser Beziehung immer besonders schwer. Andererseits kann es natürlich sein, dass Änderungen ihnen erst einmal besonders in die Hände spielen, wie es auch dieses Jahr anfangs bei uns war. Da waren wir besser als die anderen, zum Teil sogar besser als die Top-Teams. Am Ende gleicht sich so etwas immer wieder aus.

Ich glaube, jetzt haben die einen Reifen bekommen, auf dem sie besser sind. So ist das nun mal und was jetzt der neue ab Ungarn bringt, das müssen wir abwarten. Noch ein Wort zu dem Unfall beim Boxenstopp von Mark Webber: Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Helmpflicht in der Boxengasse, die Verbannung von Kamerateams an die Boxenmauer und Ähnliches sind eine Sache. Aber vielleicht sollte man sich auch die Ursache des Ganzen einmal anschauen, das Problem nämlich, dass von allen Teams mit aller Gewalt versucht wird, die Boxenstopp-Zeiten immer weiter nach unten zu drücken.

Heute ist in der Formel 1 schon so vieles limitiert, standardisiert, die Reifen, nächstes Jahr muss man dann mit 100 Litern Sprit auskommen, Getriebeübersetzungen darf man auch kaum noch verändern. Alles wird vereinheitlicht, dann ausgerechnet bei den Boxenstopps alles frei zu lassen, finde ich fast schon lächerlich. Was da für unnötiges Risiko eingegangen wird, dabei gleichzeitig noch extreme Entwicklungskosten anfallen, um eine halbe Sekunde zu gewinnen und dann gehen trotzdem oder erst recht noch massenhaft Boxenstopps schief.

Bald standardisierte Boxenstopps?, Foto: Sutton
Bald standardisierte Boxenstopps?, Foto: Sutton

Ich habe mir das in der DTM angeschaut, da ist es bald jeder zweite, der daneben geht und auch in der Formel 1 werden die Pannen immer häufiger. Warum sagt man nicht einfach: Es gibt eine Mindeststandzeit von irgendwo zwischen drei und vier Sekunden - dann kann jeder etwas ruhiger und konzentrierter arbeiten, aber wer einen echten Fehler rein baut, wird immer noch bestraft. Wir reden überall von Sicherheit, haben auf den Strecken immer größere Auslaufzonen, aber in der Boxengasse macht man keine wirklichen Fortschritte.

Und es ist doch auch keine wirkliche Veränderung des Rennsports, ob nun alle ihren Boxenstopp in drei oder vier Sekunden machen oder in unter zwei. Drei bis vier sind immer noch eine tolle Leistung, und man begrenzt gleichzeitig die Kosten ein bisschen. Denn dieses ganze Super-Equipment, das alles noch ein bisschen schneller machen soll, kostet einen Menge Geld!