Selbst für Ferrari gefahren ist Jacques Villeneuve in seiner aktiven Karriere nie - ganz im Gegenteil: Die Scuderia unter Michael Schumacher war es, der er sich bei seinem knappen Titelgewinn in Jerez 1997 erwehren musste, Rammstoß des Kerpeners inklusive. Dennoch outete sich der ehemalige Champion dieser Tage als Fan der Strukturen beim ehemaligen Rennstall seines einstigen Rivalen - diese seien klar und würden Sinn ergeben. Andernorts sei das in der Königsklasse mittlerweile längst nicht mehr selbstverständlich, so Villeneuve, der auch die besondere Stellung seines Ex-Renault-Teamkollegen von 2004, Fernando Alonso, lobend hervorheben wollte.

"Das Gute an Ferrari ist doch, dass sie stets und unumwunden hinter ihrem Nummer-1-Fahrer stehen und diesen niemals hintergehen oder antasten würden. Das ist sehr wichtig und von außen interessant zu beobachten", so der 42-Jährige gegenüber der El Pais. Alonso verleihe diese Sicherheit zusätzliche mentale Stärke, war Villeneuve überzeugt - darin sei die Truppe aus Italien ohnehin sehr gut. "Auch haben sie es geschafft, gleichzeitig niemals Massa zu kritisieren - und das, obwohl sie Fernando rundum unterstützen." Letzteres sei auch gut so, schließlich dürfe man bei der Scuderia nicht vergessen, dass Alonso es quasi im Alleingang gewesen sei, der 2012 das Tor zum Titel bis zum letzten Rennen offengehalten habe. Oftmals werde im Sport auch intern zu viel kritisiert, gerade in der F1, so Villeneuve - ab einem gewissen Maß sei dies kontraproduktiv und könne hemmenden Druck verursachen.

Egal ob gegenüber Red Bull, etwa mit dem Beispiel der öffentlichen Handhabung der Multi-21-Causa in Sepang, McLaren, wo sich die Teamkollegen nur zu gerne vor allen Augen zanken oder Mercedes, wo sich die vielen Verantwortlichen Ross Brawn, Niki Lauda und Toto Wolff im Eifer des Gefechts gerne einmal widersprechen würden, sei Ferrari, was den Auftritt nach außen hin anbelange, meilenweit voraus und wahrlich vorbildhaft. "Bei Ferrari passieren solche Dinge einfach nicht", lobte Villeneuve das Ex-Team seines 1982 im belgischen Zolder tödlich verunglückten Vaters Gilles. Dass bei der Scuderia deshalb alles eitel Sonnenschein sei, glaubte der Kanadier aber noch lange nicht. Auch in Maranello setze man sich differenziert mit Problemen auseinander. "Aber wenn dann einmal negative Worte fallen, bleiben diese in jedem Fall hinter verschlossenen Türen. Das ist etwas, was die anderen Teams auch einmal lernen sollten", fand Villeneuve.