Adrian Sutil machte bereits gegenüber Motorsport-Magazin.com seinen Ärger über das defekte DRS deutlich. Vor dem allgemeinen Interview hatte er bereits seine Daten in Augenschein genommen und rechnete vor: "Es hätte eine 1:30.4 oder 30.5 Minuten werden können, wenn man es zusammenrechnet. Aber selbst eine 1:30.4 Minuten wäre nicht genug für Q3 gewesen." Das Auto sei am Nürburgring schlicht und einfach nicht schnell genug. "Dabei fühlt es sich gar nicht so schlecht an, speziell auf weichen Reifen", befand der Force-India-Pilot. "Mit dem Medium lief es nicht ganz so gut, das Auto war etwas nervös." Wie die Red-Bull-Piloten machte auch er die Hitze dafür verantwortlich.

Schuld an der Misere war ein loser Schlauch für die hydraulische Betätigung des DRS. In der Kürze des Qualifyings war eine Reparatur nicht möglich. "Man hätte die Seitenkästen abnehmen müssen. Jetzt im Nachhinein ist das kein Problem, aber im Qualifying war in fünf Minuten einfach keine Zeit. So ist der Motorsport, überall kann sich eine Kleinigkeit einschleichen, die einem die komplette Rundenzeit zunichtemacht." Ein wenig haderte er mit seinem Schicksal, als er gefragt wurde, ob das Problem schon öfter aufgetreten sei: "Nein, man kann 1000 Kilometer testen und nichts passiert. Aber immer wenn bei mir etwas schief geht, dann passiert es entweder im Qualifying oder im Rennen."

Force India war eines von drei Teams, das sich bis zum Silverstone-Desaster vehement gegen neue Reifen ausgesprochen hatte. Ob die neuen Pneus etwas mit der schwachen Performance zu tun hätten? "Natürlich hat der neue Reifen einen Einfluss. Ich denke schon, dass das spürbar ist." Dabei fühle sich speziell der weiche Reifen zumindest anfangs gut an. "Aber diese neue Konstruktion erwärmt die Reifen schneller. Nach zwei Runden scheint er aufzugeben, dann hat man viel mehr übersteuern. Wir haben das Setup hin und her gebaut, aber es war stets mehr oder weniger dasselbe." Vielleicht hätten die anderen Teams einfach mehr vom neuen Reifen profitiert, witterte Sutil.

Rettungsanker Ein-Stopp-Strategie?

Talent allein reicht in der Formel 1 nicht aus, befindet Sutil, Foto: Sutton
Talent allein reicht in der Formel 1 nicht aus, befindet Sutil, Foto: Sutton

Doch er legte eine realistische Sichtweise an den Tag: "Man muss sich immer anpassen können in der Formel 1. Man muss mit den Regeländerungen umgehen können und Veränderung gehört einfach dazu. Wenn sich nichts ändern würde, würden die Leute ja auch wieder meckern, weil nichts passiert. Es ist eine entscheidende Kunst, sich schnell auf neue Umstände anzupassen." Eine strategische Möglichkeit brachte Sutil überraschend ins Spiel: Eine Ein-Stopp-Strategie. "Ob das möglich ist, wissen wir noch nicht, ich habe das nur mal so in den Raum geworfen", probte er schnell einen Rückzieher.

Mit den Problemen einher ging auch eine erneute Qualifying-Niederlage gegen Paul di Resta, die er aber auf die leichte Schippe nahm. "Wenn man ein Problem am Auto hat, kann man das erwarten", so der 30-Jährige. "Paul ist ja kein Nasenbohrer, er ist ein guter Fahrer." Würde man die verlorene Zeit wegen des defekten DRS raus rechnen, hätte es gereicht, sagte er. Die Formel 1 sei immer so gewesen, es sei eben nicht immer der Schnellste, der gewinnt. "Es sind einfach so viele Faktoren, die da rein spielen. Man muss im richtigen Auto sitzen, ein guter Teamplayer sein, die Strategie muss passen, man muss in der Öffentlichkeit gut auftreten..." Erst wenn alle Faktoren zusammenpassen, habe man in der Formel 1 eine Chance auf den Sieg.