Nico Rosberg musste in den letzten Minuten des zweiten Qualifying-Abschnitts auf dem Nürburgring zusehen, wie er im Klassement immer weiter nach unten rutschte und schließlich aus den Top-10 fiel. Dementsprechend enttäuscht zeigte sich der Silberpfeil-Pilot, der wie Teamkollege Lewis Hamilton ein Kandidat auf die Pole Position war. "Unglaublich, echt heftig", stellte er konsterniert fest. "Wir haben uns einfach verschätzt. Wir haben nicht gedacht, dass sich die Strecke so stark verbessert in diesem Teil des Qualifyings."

Der Mercedes-Kommandostand entschied sich am Ende von Q2 dagegen, Rosberg noch einmal auf einem frischen Satz Reifen auf die Strecke zu schicken. "Schlimmer geht es nicht mehr. Die Verantwortlichen an der Boxenmauer sehen die Zeiten, sie schätzen ein, wie es aussieht im Vergleich zu den anderen", verdeutlichte Rosberg, dass es nicht seine Entscheidung war, weshalb sich Toto Wolff umgehend bei ihm entschuldigte. "Ich hätte heute in der ersten Reihe stehen können und das ist der Grund dafür, dass ich so enttäuscht bin", erläuterte Rosberg. "Es war ein harter Tag, aber manchmal ist Motorsport so. Ich werde mein Bestes versuchen, morgen nach vorne zu kommen, aber es wird nicht leicht."

Fehler an der Boxenmauer

Auch Teamchef Ross Brawn war der festen Überzeugung, dass Rosberg die Pace hatte, um sich an der Spitze zu qualifizieren und bedauerte, dass er sich um nur eine halbe Zehntel außerhalb der Top-10 wiederfand. "Natürlich sind wir enttäuscht wegen Nico", erklärte er. "Wir hätten ihn noch einmal auf die Strecke schicken müssen. Wir dachten aber, dass es reicht." Das Team habe lediglich versucht, wie bei Hamilton einen Satz Reifen zu sparen, damit Rosberg in Q3 zwei Sätze zur Verfügung hat. "Letzten Endes liegt die Entscheidung an der Boxenmauer bei mir und es ist klar, dass wir heute bessere Arbeit hätten leisten können."

Wolff betonte jedoch, dass die Taktik im Qualifying eine Gratwanderung sei und dass Brawn an der Boxenmauer in 99 Prozent aller Fälle die richtige Entscheidung träfe. "Ich wünsche mir keinen anderen", nahm er Brawn aus der Schusslinie. "Wir erwarten mutige Entscheidungen." Sie müssten nun einmal gefällt werden und dieses Mal sei es eben die falsche gewesen. "Wir gewinnen als Team und wir stehen Rückschläge auch als Team durch." Auch Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda wollte den Fauxpas nicht überbewerten. "Fehler passieren. Viel mehr kann man nicht sagen."

Der einzige Pluspunkt für Rosberg ist die freie Reifenwahl. Er könnte wie die beiden Ferrari-Piloten auf den Medium-Pneus ins Rennen starten. "Wir haben zwei Autos auf komplett verschiedenen Strategien, das ist vielleicht eine Chance. Aber wir hätten uns natürlich gewünscht, dass es nicht so wäre", erklärte Wolff. Rosberg selbst kann der freien Reifenwahl dagegen "gar nichts" abgewinnen, wie er unumwunden zugab.