Das neunte Qualifying der Saison steht an. Auf dem Nürburgring deutet sich das nun bekannte Duell zwischen Mercedes und Red Bull um die erste Startreihe an. Während Mercedes bisher auf eine schnelle Runde die Nase meist vorne hatte, wollen es die Bullen wissen. Zwei Nürburgring-Poles in Folge für Mark Webber sprechen eine klare Sprache, doch folgt die dritte? Im Moment scheint die Hackordnung klar: Red Bull und Mercedes kämpfen um Reihe eins, Ferrari und Lotus hinken etwas hinterher. Doch Ferrari hat noch etwas im Köcher, warnt Fernando Alonso. Motorsport-Magazin.com macht den Form-Check der Top-Teams.

Red Bull

Kein Druck sondern Motivation - jetzt soll es in der Heimat endlich klappen, Foto: Sutton
Kein Druck sondern Motivation - jetzt soll es in der Heimat endlich klappen, Foto: Sutton

Schnell, schneller Red Bull. Der Juli-Fluch, das Pech auf deutschem Boden. Einfach alles spricht gegen einen Sieg von Sebastian Vettel auf dem Nürburgring. Im ersten Freien Trainings wollte es mit Rang acht tatsächlich noch nicht gut aussehen. "Am Morgen war ich nicht komplett mit dem Auto zufrieden, aber am Nachmittag passte es besser", so Vettel, dessen Aussagen mit der Bestzeit im zweiten Training bestätigt wurden. Bis auf die etwas zu schnell abbauenden weichen Reifen war der Weltmeister rundum zufrieden und optimistisch für den Rest des Wochenendes.

Die starke Performance unterstrich Mark Webber, der in beiden Trainings auf dem dritten Rang landete. Der Australier sieht Red Bull auf jeden Fall im Kampf um den Sieg, hat aber noch andere Kandidaten auf der Rechnung. "Es wird eng zwischen uns. Mercedes holte in den letzten Rennen immer die erste Startreihe, aber auf eine Runde sahen Sebastian und ich diesmal konkurrenzfähiger aus", so Webber. Der Red-Bull-Mann stand bei den letzten beiden Eifel-Rennen auf der Pole und sieht keinen Grund, warum der Hattrick nicht möglich sein sollte.

Mercedes

"Das Auto war nicht richtig in Balance, deshalb waren wir am Nachmittag deutlich langsamer im Vergleich zur Konkurrenz", erklärte Lewis Hamilton nach Rang acht im zweiten Freien Training. Am Vormittag setzte der Brite noch die bis dato mit Abstand schnellste Runde und deklassierte die nicht-Mercedes-Konkurrenz um über eine Sekunde. Doch zwischen dem ersten und zweiten Training stieg die Streckentemperatur um zehn Grad an und die Wahl der Reifen fiel bei den schnellsten Runden nicht mehr auf den Medium-Pneu, sondern auf den weichen Compound. Änderungen, die dem Mercedes offenbar nicht wirklich entgegen kamen.

Doch Nico Rosberg bewies mit Rang zwei, dass auch bei wärmeren Bedingungen mit den Silberpfeilen zu rechnen ist. In das Qualifying geht Mercedes ohnehin als Top-Favorit, auch wenn Red Bull auf eine Runde deutlich verbessert scheint. Fraglich bleibt aber weiterhin die Renn-Performance. Red-Bull-Pilot Mark Webber sieht auch im Rennen eine silberne Bedrohung: "Mercedes hat in den letzten Wochen bewiesen, dass sie am Sonntag nicht langsam sind." Die Longruns der Silberpfeile waren zwar nicht beeindruckend, doch ständiger Verkehr und die Tatsache, dass Mercedes hauptsächlich die weicheren Reifen testete, werten die Zeiten wieder auf.

Ferrari

Die Stirnfalten sind etwas gemildert. Mit P5 und P6 am Nachmittag ist Ferrari wieder näher an der Spitze als noch in Silverstone. Das war auch der Eindruck von Fernando Alonso. Der Spanier war sehr erleichtert, wieder zu alter Leistungsstärke gefunden zu haben. Obwohl er am Vormittag wegen eines Elektronikdefekts kaum zu fahren kam, sammelte er wichtige Ideen, wie der Anschluss nach vorne gelingen könnte. "Mercedes, Red Bull und Lotus sind vor uns und wir wollen Besseres, als die dritte oder vierte Kraft zu sein", ließ er keinen Zweifel an der Zielsetzung.

Fernando Alonso hat Lunte gerochen, Foto: Sutton
Fernando Alonso hat Lunte gerochen, Foto: Sutton

Immer noch schwer im Magen liegt der Scuderia allerdings die Performance in Qualifying. "Das ist immer noch unsere Schwachstelle", machte Felipe Massa keinen Hehl aus der Situation. Die Longruns hingegen ließen wieder viel Optimismus aufkommen, denn der F138 machte - zumindest auf Medium-Reifen - genau das, was sich der Brasilianer vorstellte. Ferrari sucht nun noch nach Lösungen, ein perfektes Setup für den Mix aus Reifenabbau und Graining zu finden, dann steht einem erfolgreichen Wochenende auf dem Nürburgring nichts mehr im Wege. Ob es aber zum 15. Sieg in der Eifel reicht, bleibt fraglich.

Lotus

Nach zuletzt schwierigen Rennwochenenden befindet sich Lotus am Nürburgring wieder im Aufwind. Im 2. Training besetzten Romain Grosjean und Kimi Räikkönen die Plätze drei und vier. Der E21-Bolide kommt gut mit den weichen Reifen klar, die zuletzt in China auf einer Nicht-Stadtkurs-Strecke zum Einsatz kamen. Dafür nörgelte Räikkönen über seine Longruns mit den Medium-Reifen, machte vor allem ein falsches Setup für die fehlende Pace verantwortlich. In der Eifel sind beide Autos mit dem neuen Aero-Paket unterwegs, das vor allem aus einer schmaleren Motorabdeckung besteht.

Grosjean testete im 1. Training das knifflige DRD-System, nachmittags verzichtete das Team komplett auf den Einsatz der Konstruktion und gab bekannt, dass es im weiteren Verlauf des Wochenendes nicht verwendet wird. Der Zugewinn sei wegen des Streckenlayouts zu gering, lautete die Begründung. Räikkönen, der mit dem Nürburgring in der Vergangenheit meist auf Kriegsfuß stand, erwartete im Qualifying wieder Probleme - der Samstag war zuletzt immer die große Schwachstelle von Lotus. Gleichzeitig ging der Finne davon aus, dass es im Rennen wieder besser laufen sollte.