"Ich ziehe meinen Hut vor Norbert Haug, der den Job 22 Jahre lang gemacht hat", meinte Toto Wolff diese Woche im Hinblick auf die Reifentest-Affäre. Auf diese Bemerkung angesprochen, meinte Haug im Interview mit der deutschen Bild: "Ich habe nicht vor, in die Zeit zurückzukehren, in der ich 150 Tage im Jahr im Büro und 150 an der Rennstrecke verbracht habe." Dennoch bekannte er, sich vorstellen zu können, ein kleines privates Team zu unterstützen oder ihm in wichtigen Entscheidungen zur Seite zu stehen. Haug stellte nicht klar, ob er damit auf die Königsklasse des Motorsports anspielte oder auf andere Serien wie die DTM.

Außerdem wollte Haug, der die Rolle des Mercedes-Motorsportchefs über 20 Jahre innehatte, betonen, dass auch er seinen Teil zu den heutigen Erfolgen des Mercedes Formel 1 Teams beigetragen habe. "Mein Nachfolger Toto Wolff und Niki Lauda machen sicher einen großartigen Job. Aber auch die alte Garde, inklusive Michael Schumacher, hat ihren Beitrag geleistet. Auch die Leistung von Ross Brawn und den Ingenieuren in Brackley ist nicht zu unterschätzen, schließlich braucht es mehrere Jahre, ein erfolgreiches Auto auf die Räder zu stellen. Red Bull hat dafür fünf Jahre gebraucht, Mercedes drei", meinte der Deutsche.

Unkenrufen, wonach es bei Mercedes laufen würde, sobald Haug und Schumacher nicht mehr dabei sind, schob er einen Riegel vor. "Wenn einer sagen will, kaum sind Haug und Schumi weg, schon läuft's - kein Problem. Das Auto wurde aber bekanntlich seit Mitte letzten Jahres gebaut. Erfolg hat in der Formel 1 eine lange Vorlaufzeit."

Haug machte nie ein Geheimnis daraus, dass er an seine Arbeit und die des Teams stets glaubte - nicht erst seit den jüngsten Erfolgen. "Ich habe bereits im Dezember gesagt, dass Mercedes auch ohne mich Weltmeister wird. Und vielleicht früher, als viele das für möglich gehalten haben", fühlte sich Haug bestätigt.

Pirelli nicht der Schuldige

Wie schwierig aber die aktuelle Situation in der Formel 1 sei, mache alleine die Reifenproblematik immer wieder deutlich. "Die aktuelle Formel 1 ist unregierbar. Einer schert immer aus, weil er einen Vorteil für sich sieht", kritisierte der ehemalige Mercedes-Motorsportchef und nahm Pirelli in Schutz. Sie hätten genau die Reifen gebaut, die von den Teams verlangt wurden. Als schließlich Probleme aufkamen, waren es die Teams untereinander, die sich gegenseitig blockierten. "Wenn es um die Sicherheit geht, darf es keine Kompromisse geben. Das haben alle gerade noch rechtzeitig erkannt", erklärte Haug in Bezug auf Force India, Ferrari und Lotus, die sich gegen die neuen Reifen gesträubt hatten.