Wie sieht Ihre Analyse des Großen Preises von Großbritannien aus?
Alan Permane: Letztendlich ist Kimi vom achten Startplatz auf dem fünften Rang ins Ziel gekommen, somit war es kein Weltuntergang für uns. Dennoch haben wir einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen und unser Rennen lief bis zur letzten Safetycar-Phase, die uns ins Dilemma geführt hat, richtig gut. Die Frage war: Kimi reinholen, um ihm frische Reifen zu verpassen oder ihn bis zum Ende des Rennens durchfahren zu lassen. Im Nachhinein betrachtet haben wir die falsche Entscheidung getroffen.

Was waren die Umstände, die zum Funkspruch geführt haben?
Alan Permane: Nachdem Fernando Alonso wenige Augenblicke zuvor gestoppt hatte, stellte sich sein Timing als extrem glücklich im Zusammenhang mit der Safetycar-Phase heraus. Mark Webber war auf Option-Reifen, die schnell abbauten, also war das Timing von Sebastian Vettel, der sein Auto an einer Stelle abstellte, an der das Safetycar ausrücken musste für ihn am überraschendsten. Nico Rosbergs Führung war genau so, dass er einen freien Stopp hatte. Von allen Autos, die wie wir auf harten Reifen fuhren und planten, bis zum Schluss durchzufahren, blieben neben uns nur Daniel Ricciardo und Adrian Sutil draußen. Basierend auf den Informationen, die wir zu diesem Zeitpunkt hatten und auf unseren Berechnungen bezüglich der Zeitdifferenz zum Medium-Reifen, wurde der Funkspruch getätigt, weil wir dachten, unsere Reifen wären in einer Form, die genügen würde, um damit die Position bis ins Ziel zu halten. Hätten wir auf Option-Reifen gewechselt und danach gesehen, wie Kimi hinter Daniel und Adrian für den Rest des Rennens feststeckt, wären wir genauso kritisiert worden. Beide Strategien waren riskant.

Blicken wir nach vorne, erzählen Sie uns etwas über den Nürburgring.
Alan Permane: Es ist eine gute Strecke, eine die den Fahrern wirklich zu gefallen scheint, weil sie ein bisschen was von allem hat. Der Beginn ist ziemlich technisch geprägt, man benötigt gute Traktion und eine starke Front für einige langgezogene langsame Kurven. Dann gibt es natürlich noch ein paar mittelschnelle Kurven, die abwärts zur Haarnadel führen, gefolgt von einem High-Speed Knick, der – trotz des Gefälles - voll im sechsten oder siebten Gang mit 280 km/h gefahren wird und den Fahrer wirklich durchbeutelt. Danach kommt eine Abfolge aus mittel-, und sehr schnellen Kurven, die auf die lange Gegengerade führt, dann eine enge Schikane und die Zielkurve, wo wieder eine gute Front wichtig ist, um dem Tendenz zum Untersteuern entgegenzuwirken. Bezüglich des Chassis-Setups braucht es ein bisschen von allem; gute Richtungsänderungen in den mittelschnellen Sektoren, ausreichende Traktion und Front-Grip für die knifflige erste Sektion und einen hohen Top-Speed für die langen Geraden.

Wird es für den E21 an diesem Wochenende noch weitere Upgrades geben?
Alan Permane: Da zwischen den zwei Grand Prix in Silverstone und am Nürburgring nur eine Woche liegt, wird die Crew direkt nach Deutschland reisen, ohne eine Zwischenstopp in der Fabrik einzulegen. Deshalb wird es keine großen Upgrades geben. Wir haben aber noch einen neuen Flügel den wir bisher nicht benutzt haben und einige Updates die wir noch umsetzen können. Wenn das Wetter gut ist und alles nach Plan läuft, könnten wir das Auto an diesem Wochenende um einiges schneller machen.

Wie steht es um das DRD?
Alan Permane: In Silverstone ist Kimi mit dem DRD gefahren und Romain hat das neue, schlankere Chassis verwendet. Die Vorteile dieser beiden Entwicklungen waren in etwa gleich groß. Nachdem wir jetzt alle Daten verglichen haben, scheint es so, als könnte eine Kombination dieser beiden Systeme der richtige Weg sein. Das gilt aber nicht für Deutschland, wo wir uns noch für eines der beiden Packages entscheiden müssen.

Im Moment dreht sich in der Formel 1 aber wieder einmal alles um die Reifen…
Alan Permane: Wir unterstützen Pirelli, so wie wir das schon das ganze Jahr gemacht haben, mit allen Informationen und Daten die sie von uns benötigen. Klarerweise wünscht sich niemand, dass so etwas wie in Silverstone erneut vorkommt. Pirelli wühlt sich im Moment durch Daten und analysiert Reifen, um herauszufinden, was die Ursache war. Wir würden Regeländerungen nie blockieren, wenn dadurch die Sicherheit in Gefahr wäre. Pirelli hat immer betont, dass ihre Reifen sicher sind. Wenn sie der Meinung sind, dass der beste Weg, die Reifen sicher zu machen, eine Rückkehr zu den Pneus aus Kanada oder gar aus der letzten Saison ist, werden wir sie unterstützen. Abgesehen von Sicherheitsbedenken sehen wir keinen Grund, die Reifen zu ändern. Wir sind mit der ursprünglichen Version sehr gut zu Recht gekommen und wollen diesen Vorteil sicher nicht verlieren. Das ist in einem Wettbewerb ganz normal.