Sebastian Vettel führt die Weltmeisterschaft seit dem zweiten Saisonrennen in Malaysia an. Daran hat sich auch nach seinem ärgerlichen Ausfall in Silverstone nichts geändert, doch an der Spitze geht es jetzt wieder richtig eng zu. Vettel liegt mit 132 Zählern vorn, doch Fernando Alonso fehlen jetzt nur noch 21 Punkte auf den dreifachen Weltmeister. Der Spanier sicherte sich beim Großbritannien Grand Prix nach einem Husarenritt in den letzten Runden nach der zweiten Safety-Car-Phase noch den dritten Platz auf dem Podium. Alonso preschte, ausgerüstet mit frischen Reifen, in den Schlussrunden von Platz acht nach vorn und machte Vettels Nullrunde dadurch noch schmerzhafter.

Eines ist klar: Wenn die Konkurrenz Probleme hat, ist Alonso hellwach und nutzt seine Chance - das stellte er beim achten Rennen des Jahres einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Und nicht erst seit diesem Sonntag kämpft der Ferrari-Pilot mit zeitweise unterlegenem Material. Während nach dem Qualifying alles darauf hindeutete, dass Mercedes und Red Bull das Podium unter sich ausmachen würden, hinkte die Scuderia hinterher. Das Qualifying als große Schwäche - keine Unbekannte für das Team aus Maranello und trotz des britischen Erfolgserlebnisses warnte Alonso vor übertriebener Euphorie.

Vettel: Vorzeitiger Feierabend, Foto: Sutton
Vettel: Vorzeitiger Feierabend, Foto: Sutton

"Ich habe gemischte Gefühle", erklärte er. "Zwar freue ich mich über die Punkte und wir haben den Abstand verkürzt, aber unsere Pace ist nicht gut genug und es gibt zu oft Samstage, an denen wir schon die Punkte vom Sonntag verlieren." Elf Rennen stehen in dieser Saison noch aus und sollte sich die Hackordnung nicht überraschenderweise ändern, dürfte Red Bull auch weiterhin das stärkere Komplettpaket aufbieten. Alonso kann nicht ewig auf Unzuverlässigkeiten und Pech der Konkurrenten hoffen und mahnte seine Mannschaft schon am Samstag, bessere Arbeit leisten zu müssen.

Der erfahrene Ex-Weltmeister weiß: Es kann ganz schnell eng werden für ihn, denn die Verfolger geben ebenfalls Gas. Da wäre Kimi Räikkönen, der in Silverstone zehn Punkte sammeln konnte und Alonso mächtig im Nacken hängt: Der Rückstand des Lotus-Piloten, der zum ersten Mal in einem Rennen mit dem kniffligen Drag Reduction Device-System (DRD) unterwegs war, hat nur noch 13 Zähler Rückstand auf Platz zwei.

Die Silberpfeile marschieren, Foto: Sutton
Die Silberpfeile marschieren, Foto: Sutton

In den Top-3 ist die Lage eng, aber dahinter geht es noch viel spannender zu. Mercedes schaffte es in den vergangenen Rennen meist, aus den starken Startpositionen auch im Rennen Zählbares mitzunehmen. Das schlägt sich in der WM-Tabelle nieder. Lewis Hamilton (89 Punkte) belegt Platz vier, Teamkollege und Silverstone-Truimphator Nico Rosberg (82) ist Sechster. In der Teamwertung drängelten sich die Silberpfeile inzwischen auf die zweite Position vor. Zwischen dem Mercedes-Sandwich lauert Mark Webber mit 87 Punkten. Der 36-Jährige musste sich in Großbritannien nur Rosberg geschlagen geben und hat den Titel - und damit seine letzte Weltmeister-Chance - noch lange nicht abgeschrieben.

Auffällig: Hamilton, Webber und Rosberg punkteten in den vergangenen drei Rennen überaus konstant. Die schlechtesten Resultate des Trios waren vierte Plätze und vor allem Rosberg machte dank seiner zwei Siege in Monaco und Silverstone einen ordentlichen Sprung nach oben. Hinter den Top-6 ist inzwischen schon eine ordentliche Lücke. Felipe Massa führt den Best-of-the-Rest mit 57 Punkten an - 25 Zähler Rückstand zu Rosberg und angesichts der Konstanz in der oberen Etage kaum noch Chancen, entscheidend in den Titelkampf einzusteigen.