Rund 1.800 Reifen liefert Pirelli zu jedem Formel-1-Grand-Prix. Der italienische Reifenhersteller produziert die sensiblen Gummis in Pirellis Motorsportfabrik in Izmit vor den Toren der türkischen Metropole Istanbul, die als Fabrikations- und Logistikzentrum genutzt wird. Pirelli hat in den letzten Jahren rund 140 Millionen Euro in die hochmoderne Anlage investiert, um die Einrichtungen auf dem neuesten Stand zu halten. Insgesamt werden in Izmit 200 verschiedene Reifentypen für die verschiedensten Serien produziert wie Einsitzer-Meisterschaften, nationale und internationale Rallyeserien und Markenmeisterschaften und die Formel 1. Insgesamt beschäftigt Pirelli etwa 140 qualifizierte Fachkräftige für die Fertigung.

Barcode für jeden Reifen

Für jedes Rennen der Königsklasse werden die Pneus in einem speziell auf das jeweilige Rennen abgestimmten Produktionslauf angefertigt. Jeder Reifen wird mit einem von der FIA vorgegebenen Barcode versehen, der zur Identifikation des schwarzen Goldes, quasi als Personalausweis, dient. Der Code wird bei der Vulkanisierung in der Struktur des Reifen verankert, so dass alle Informationen während des Wochenendes mit Hilfe der Pirelli-Software RTS (Racing Tyre System) abgerufen werden können.

Für die Europa-Rennen werden die Reifen in das Logistikzentrum ins britische Didcot verschifft. Dort versieht sie ein Vertreter der FIA dann mit dem zugehörigen Barcode für den jeweiligen Grand Prix. Im Anschluss verteilt der Dachverband die Pneus auch an die Teams, Pirelli hat somit keinen Einfluss auf die Vergabe des schwarzen Goldes. Der Reifenhersteller stellt einzig sicher, dass alle Reifen, die das Werk verlassen, von gleicher Qualität sind. An der Strecke angekommen, werden die Gummis dann nach dem Schlüssel der FIA an die Teams ausgegeben. Durch die Barcodes sind Pirelli und die FIA in die Lage, deren Verwendung zu überwachen.

Die Rennställe bekommen von Pirelli einen Ingenieur zur Verfügung gestellt, der die gesamte Saison über exklusiv für das jeweilige Team arbeitet. In der Pirelli Datenbank kann der Pirelli-Ingenieur nur Informationen einsehen, die das Team betreffen, das er betreut. Es ist ihm hingegen unmöglich, Informationen über die Strategien anderer Teams zu erfahren. Einzig die Chefingenieure von Pirelli sind in der Lage, alle vorliegenden Daten einzusehen.

"Selbst wenn wir wollten - und das wollen wir auf keinen Fall - gibt es keine Möglichkeit für uns, die Verteilung der Reifen an die Teams zu beeinflussen. Diese Aufgabe übernimmt die FIA, sobald die Pneus die Fabrik in Izmit verlassen haben", erklärt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Das ist eine weitere Maßnahme, um unsere Neutralität gegenüber den Teams zu garantieren. Für Pirelli als Exklusivlieferanten ist dieser Punkt sehr wichtig. Auch die Arbeitsweise unserer Ingenieure bei den Teams basiert auf gegenseitigem Vertrauen und höchster Vertraulichkeit, ein weiterer bedeutender Aspekt."