Wie schon zuletzt in Kanada stand mit Fernando Alonso am Sonntag erneut ein Ferrari-Pilot auf dem Podest. Doch von großer Freude darüber, wollte bei der Scuderia im Anschluss an den Großen Preis von Großbritannien nichts aufkommen. Die Mannen von Stefano Domenicali waren sich darüber im Klaren, in Silverstone mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Der Teamchef selbst räumte ein: "Wir sind mit ganz anderen Erwartungen an unsere Performance hier her gekommen als die, die wir nun am Wochenende haben zeigen können. Nun muss unser Hauptziel sein, sofort zu verstehen, warum wir uns jetzt in dieser Situation befinden." Das sei unabdingbar, wolle man weiter um die Weltmeisterschaft mitkämpfen. "Dann müssen wir schleunigst das Auto verbessern, denn unsere Rivalen haben hier einen Fortschritt erzielt - wir nicht", stellte der Italiener nüchtern fest.

Dabei war Domenicali nicht entgangen, dass man P2 bei den Konstrukteuren an die silberne Konkurrenz aus Stuttgart abtreten musste - und das, obwohl man mit der Silverstone-Ausbeute in Sachen WM-Zähler ja ohnehin noch zufrieden sein müsse. "Der Blick auf unsere Punkte am heutigen Tag erfüllt die Erwartungen, denn wir wollten und wollen nach wie vor noch vor der Sommerpause die Lücke zur Spitze reduzieren." Immerhin an seinen Fahrern hatte Domenicali diesbezüglich auf der Insel gar nichts auszusetzen. "Fernando und Felipe sind hervorragende Rennen gefahren und auch das Team konnte den großen Reifenproblemen noch bestmöglich Herr werden." Trotzdem fehle Ferrari eindeutig Speed. "Und nun bleibt nur sehr kurz Zeit, um darauf zu reagieren", wusste der Teamchef.

Überstunden schieben

Die Mitarbeiter beim Rennteam der Scuderia müssten sich daher auf beschäftigungsreiche Tage einstellen, kündigte Domenicali an. "Wir müssen die Zeit bis zum Deutschland GP nun wirklich nützen, dabei aber ruhig bleiben und weiterarbeiten. Nur mit dieser Kontinuität können wir die Antworten auf die Fragen finden, die dieses Wochenende in unserem Fall zweifelsohne aufgeworfen hat", wollte der Italiener nichts beschönigen. Technikdirektor Pat Fry erklärte mit Blick auf den Sonntag: "Das war heute ein spektakuläres Rennen, ganz sicher aber nicht leicht zu handhaben. Mit gleich zwei Safety-Car-Phasen und den Reifenproblemen, war der Job am Kommandostand nicht einfach."

Nach Massas Reifenplatzer sei man alarmiert gewesen und habe anschließend versucht, beide Fahrer via Funk stets mit allen nötigen Informationen auf dem Laufenden zu halten, um weitere Schwierigkeiten mit dem Pneus zu vermeiden. "Bei den Boxenstopps haben wir zu diesem Zweck dann auch die Reifendrücke angepasst", verriet Fry, der mit der strategischen Leistung der Scuderia am Sonntag insgesamt zufrieden sein wollte. "Bei Fernando hatten wir mehr Glück als bei Felipe, aber alles in allem haben wir das Rennen gut gelesen - die Performance des F138 hat sich zudem im Vergleich zum Freitag und zum Samstag heute verbessert." In der Zeit bis zum Rennen auf dem Nürburgring, werde man nun von technischer Seite einen Kompromiss suchen, wie der Scuderia-Mann verriet: "Um eine gute Mischung aus Qualifying- und Rennabstimmung zu finden - denn wie wir heute gesehen haben, gibt es die Punkte nur am Sonntag."