"Wenn man mir heute beim Frühstück gesagt hätte, dass ich noch aufs Podium fahre, hätte ich das nie geglaubt", grinste Fernando Alonso ein paar Stunden nach dem Rennen schelmisch auf die Nachfragen der wartenden Reporter in Silverstone. "Gestern im Qualifying waren wir einfach viel zu weit weg. Es war ein sehr kompliziertes Wochenende und schwer, hier einen Rhythmus zu finden. Deswegen waren unsere Erwartungen für das Rennen, so um den sechsten oder fünften Platz anzukommen, um Punkte mitzunehmen." Doch am Sonntag kam bekanntlich alles anders, wenngleich Alonso klar war, dass das Pech von Lewis Hamilton und Sebastian Vettel in der Rechnung genau die zwei Plätze darstellte, die das tatsächliche Rennergebnis von der Kalkulation der Scuderia aus Maranello abwich.

"Wir haben heute viel Glück gehabt...", meinte Alonso. Nicht nur bei der Aktion mit Sergio Perez, dem direkt vor dem Ferrari-Piloten der Hinterreifen explodierte, sondern auch mit den eigenen Pneus, wie Alonso verriet. "Von einem derartigen Schaden sind wir zum Glück verschont geblieben, aber vor meinem ersten Stopp hatte ich auch Probleme mit den Reifen - in der letzten Kurve ist er sogar kaputtgegangen, aber da ich sowieso auf dem Weg in die Box war, hat das nicht viel Zeit gekostet." Mit Blick auf das Chaos an der Gummi-Front reagierte Alonso verärgert. "Das Problem mit den Reifen ist unmöglich. Es muss gelöst werden, aber es ist nicht unser Problem. Wir hatten heute nur Glück, dass nichts passiert ist und haben versucht, die Rundenanzahl auf den Reifen so klein wie möglich zu halten."

In Monza oder Spa sehr gefährlich

In Bezug auf Pirelli fand der spanische Doppelweltmeister dann deutliche Worte. "Alle wissen, dass der Abbau groß ist und wir alle wissen, was die Lösung ist. Jetzt sind die Verantwortlichen am Zug", machte Alonso Druck. "Gerade auf Hochgeschwindigkeitsstrecken wie in Monza oder Spa ist das sehr, sehr gefährlich", forderte der Scudria-Star schnelle Maßnahmen. Spöttisch fügte er hinzu: "Aber vielleicht sollten diese Fragen lieber in einer Pressekonferenz mit [Pirelli-Motorsportdirektor] Paul Hembery gestellt werden... da wären es fantastische Fragen." Den Blick wieder auf Ferraris Performance gerichtet, fuhr der 31-Jährige fort: "Ich bin nun wirklich neugierig, wie wir uns auf dem Nürburgring schlagen."

Prognosen seien derzeit mit Blick auf Ferrari mehr als schwer. "Dieses Wochenende sind wir eigentlich mit viel Selbstvertrauen angereist, aber nun wissen wir wieder nicht, wo wir stehen und ob wir jetzt gut oder schlecht sind", rätselte der Asturier. "Wir haben die Hoffnung, dass unser Auftritt hier eine Ausnahme war und wir schon bald wieder die Form zeigen, die wir größtenteils ja auch noch in Kanada hatten - bis dorthin konnte ein Ferrari immer ums Podium kämpfen", erklärte Alonso. "Ziel muss es sein, wenigstens wieder in diese Position zu kommen." Dem gegenüber stehe ein Rückgang der Performance, auf den Alonso selbstredend nicht hoffen wollte. "Falls wir wirklich so viele Schritte rückwärts gemacht haben, sehen wir das schon nächste Woche in Deutschland", so der WM-Zweite.