Die Reifenschäden in Silverstone haben für eine Menge Unmut im Fahrerlager gesorgt. Auch Adrian Newey hat seine Bedenken: "Alles wird von den Reifen dominiert. Die Anzahl der Reifenschäden stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Es gibt in solchen Situationen zwei Gefahrenquellen: Einmal kann das Auto, das den Reifenschaden hat, einen schweren Unfall haben, und zweitens fliegen bei einem Reifenschaden etwa drei Kilogramm Trümmer durch die Gegend, die ein dahinter fahrendes Fahrzeug treffen können", sagte der Red-Bull-Chefkonstrukteur.

Auch sein Team sei nur haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert: "Sebastians erster Reifensatz wies Schlitze in der Lauffläche auf. Der von Mark war okay." Newey sparte nicht mit Kritik, allerdings nahm er nicht den Reifenhersteller Pirelli ins Kreuzfeuer, sondern konkurrierende Teams: "Es ist leider ein bisschen die Natur der Formel 1: Es war klar, dass wir einige besorgniserregende Reifenschäden in diesem Jahr hatten. Pirelli kam mit einer Lösung und hat diese für Montreal angeboten. Zwei oder drei Teams haben ein Veto eingelegt, weil sie befürchtet haben, dass andere Teams dadurch Vorteile erlangen würden", ärgerte sich 54-Jährige über Lotus, Force India und Ferrari. "Wären wir auf die andere Konstruktion gegangen, hätten wir keine katastrophalen Schäden wie heute gehabt."

Konsequenzen schon bis zum Nürburgring?

Jetzt sieht er die FIA in der Pflicht: "Wenn jetzt keine Konsequenzen gezogen werden, wäre ich sehr enttäuscht." Auf keinen Fall wolle er eine WM-Entscheidung durch zufällig auftretende Reifenschäden: "Das wäre keine befriedigende Weltmeisterschaft." Eine Änderung wolle er bereits am Nürburgring sehen, wenn es möglich ist. Newey legte auch dar, was das Team in einer solchen Situation machen könne: "Was man während des Rennens machen kann, ist, den Fahrern zu sagen, dass sie von den Kerbs wegbleiben sollen mit dem linken Hinterreifen, denn es war immer der Reifen linken hinten. Und man kann die Reifendrücke anpassen."

Er brachte auch eine erste technische Analyse: Die Reifenschäden seien scheinbar an der Innenschulter aufgetreten. "Wenn man jetzt die Drücke anhebt, dann verlagert man die Belastung vom Rand der Reifen in die Mitte", so seine Erläuterung über die möglichen Reaktionen seitens der Rennteams. Ausschlaggebend für die Reifenschäden sei wohl die Kombination aus schnellen Kurven und den Kerbs gewesen. Mehr Details zu den Reifenschäden konnte er nicht nennen. "Da müssen Sie Pirelli fragen." Auch zu Sebastian Vettels Aus liegen ihm noch nicht genügend Daten vor: "Es war definitiv ein Getriebeschaden, aber wir müssen erst die Daten analysieren. So etwas hatten wir bislang nicht."