Nach drei Pole-Positions in Folge in Bahrain, Spanien und Monaco, musste sich Nico Rosberg teamintern zuletzt in Montreal am Samstag wieder einmal Lewis Hamilton geschlagen geben. Seit dem Silverstone-Qualifying steht nun fest, dass das kein einmaliger Ausrutscher war, denn der Brite brillierte auch bei seinem Heimspiel vor den Toren Londons und nahm Rosberg vier Zehntel ab. Wie fiel das Fazit des Deutschen nach dem Zeittraining also aus - Reihe eins hin, Hamilton vor der Nase her? "Natürlich sind es irgendwo gemischte Emotionen, wenn man hinter dem Teamkollegen steht", beantwortete Rosberg die Frage. Er fügte aber auch an: "In den Schatten wird das trotzdem von der Freude über Platz zwei gestellt."

So sei das lachende Auge weiter geöffnet als das weinende geschlossen und überhaupt müsse man dem Lokalmatador einfach auch mal ein Lob aussprechen, fand der Deutsche. "Lewis ist eine gute Runde gefahren und hat hier einen fantastischen Job abgeliefert. Meine Runde war in Ordnung, seine sehr stark, so einfach ist das." Dass 'in Ordnung' in der Formel1 im Regelfall nicht zur Pole-Position reicht, wusste Rosberg selber. "Wo ich es genau verloren habe? Das habe ich mir noch nicht genau angeschaut - wahrscheinlich einfach überall ein bisschen...", glaubte der Monaco-Sieger, den am Ende des Tages jedoch etwas ganz anderes überraschte. Mit Blick auf den Speed seines Autos fügte er mit einem Grinsen an: "Es ist komisch, denn es fühlt sich nicht so schnell an wie es ist - eigentlich ist es ziemlich schwierig zu fahren."

Pirelli-Reifenschäden bereiten Sorge

'Puh: Verdammt schnell Runde Junge!' Rosberg musste Hamilton Tribut zollen..., Foto: Sutton
'Puh: Verdammt schnell Runde Junge!' Rosberg musste Hamilton Tribut zollen..., Foto: Sutton

Die Probleme mit der Balance des Silberpfeils hatte in Silverstone auch schon Hamilton bemängelt - trotz der überlegenen Performance im Qualifying hat man diese also scheinbar noch nicht gänzlich aussortiert bekommen. "Es ist so...", fuhr Rosberg fort. "Es macht schon Spaß zu fahren, obwohl das Auto hier komischerweise nicht so gut lag, wie es auf dem Zeitenmonitor den Anschein erweckt. Die Zeiten sind sauschnell, keine Frage - aber wenn das Auto nicht so super liegt, ist es schwierig, das Set-Up zu finden", ortete er weitere Baustellen für seine Ingenieure. Doch von übermäßigem Lamentieren wollte sich Rosberg eh ganz schnell distanzieren. "Nein, nein... da habe ich in meiner Karriere schon ganz andere Erlebnisse gehabt", wehrte er sich dagegen, über einen zweiten Startrang enttäuscht zu sein. Vielmehr gebe ihm Mercedes' Potenzial viel Hoffnung. "Ich gehe jetzt in jedes Qualifying und weiß, dass ich die Pole erreichen kann - das ist toll."

Wichtig sei es nun, sicherzustellen, dass die Verbesserungen bei Mercedes sich durch das ganze Wochenende ziehen würden, sprich man sich auch im Rennen steigern könne. "Wenn ich zurück denke: In Barcelona bin ich in den Sonntag rein und habe, obwohl ich auf Pole stand, gesagt: 'Oh ne, das wird nix heute.' Wir verbessern uns jetzt aber die ganze Zeit", ließ Rosberg den Blick zurück schweifen. Dennoch stellte er klar: "Sonntag ist bei uns ein separates Problem, denn dann geht es um das Verwalten der Reifen. Mit der Performance am Samstag hat das nichts zu tun, das sind zwei verschiedene Sachen." In Bezug auf den Grand Prix in Silverstone stellte er fest: "Der Druck kommt morgen sicher von hinten, nicht nur von Red Bull." Auch Fernando Alonso wollte der Silberpfeil-Pilot noch nicht abschreiben - trotz Startplatz zehn für den spanischen Doppelweltmeister.

"Mit dem Ferrari waren sie zuletzt in Montreal sonntags noch die Schnellsten, also werden sie mit Sicherheit auch morgen gut unterwegs sein", glaubte der 28-Jährige, der erwartete: "Der Reifenverschleiß wird bei uns weiterhin sehr groß sein, das ist also die Herausforderung für morgen." Angst vor einem Reifenschaden wie bei Sergio Perez im Abschlusstraining am Samstagvormittag hatte Rosberg aber keine. "Ich weiß nicht, was da passiert ist. Pirelli sagt: 'Die Reifen sind sicher.' Dennoch wissen wir, dass in der Vergangenheit einige Reifenschäden passiert sind und heute auch wieder. Das muss jetzt genau analysiert werden und dann muss man sehen, wie entschieden wird", so der Deutsche, der mit Blick auf seine eigenen Ambitionen konstatierte: "Ich schaue morgen nur nach vorne: Volle Attacke!" Sein Ziel für den Sonntag? "Wie immer Platz eins - aber das ist wahrscheinlich nicht so realistisch", lachte Rosberg.