Bereits bevor die Verpflichtung von Paddy Lowe offiziell gemacht wurde, munkelte man im Paddock, dass Ross Brawn früher oder später seinen Posten als Teamchef für den ehemaligen Technikdirektor bei McLaren würde räumen müssen. Auch wenn weder Lowe noch Brawn derzeit konkret vom Abschied des 58-Jährigen sprechen, klingt es danach, als sei es nur noch eine Frage der Zeit. Auf die Frage, ob er 2014 noch Teil des Teams sein wird, antwortete Brawn gegenüber der FAZ: "Das hoffe ich. Eines Tages muss ich meine Karriere beenden, aber ich will erst aufhören, wenn wir an der Spitze stehen."

Dieses Ziel möchte Brawn jedoch so schnell wie möglich erreichen. "Ich will, dass Mercedes die Konstrukteurs-Wertung gewinnt, und ich will, dass einer unserer Fahrer Weltmeister wird - und beides so schnell wie möglich. Ob am Ende Nico oder Lewis den Titel gewinnt, ist mir egal, aber ich will einen von ihnen ganz oben sehen", erklärte er. Wahrscheinlich wird dann jedoch der Tag kommen, von dem Brawn bereits jetzt spricht - wenn auch ein wenig in Rätseln. "Dann wird es den Tag geben, an dem ich feststelle, dass ich dem Team weniger geben kann, weil die Gruppe weiter wächst. Paddy Lowe hat jetzt seine Arbeit früher als erwartet begonnen, er muss sich erst einarbeiten, aber er wird viel Verantwortung tragen, und womöglich ändert sich meine Rolle dann noch einmal. Aber ich möchte es genießen, wenn wir in den nächsten Jahren für all die harte Arbeit mit Erfolg belohnt werden."

Angst um seinen Job habe er nie gehabt, das sei noch nie ein Faktor seines Denkens gewesen. Ebenso stimmt er nicht in den Tenor im Paddock ein, dass bei Mercedes zu viele Köche den Brei verderben. Denn mit Paddy Lowe, Bob Bell, Aldo Costa, Geoff Willis und Brawn arbeiten gleich fünf Top-Ingenieure am Erfolg der Silberpfeile. "Die Konstellation ist perfekt, jeder von uns hat eine eindeutige Aufgabe", stellte er klar. "Im Moment kümmert sich Bob um das diesjährige Auto, Aldo betreut das 2014er-Auto, und Geoff kümmert sich um das, was 2015 wichtig ist. Wir sind sehr gut aufgestellt." Daher denkt Brawn im Moment auch noch nicht konkret an seinen Rücktritt, er spüre noch jede Menge Motivation in sich. "Ich liebe diesen Nervenkitzel einfach. Mercedes hat eine schwere Zeit hinter sich, aber wir befreien uns gerade aus diesem Tief - und wir werden noch besser", kündigte er an.

Das Tribunal wegen der Testfahrten mit Pirelli habe bedauerlicherweise den Fokus von dem abgelenkt, was das Team erreicht habe. "Wir sind vier Mal von der Pole Position in ein Rennen gegangen, das ist eine enorme Leistung. Vor allem, wenn man bedenkt, wo dieses Team noch vor einem Jahr stand", unterstrich er und stellte erneut klar, dass Mercedes aus dem Test keine Erkenntnisse für die laufende Saison gewonnen habe. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Reifen während dieses Tests waren Reifen, die derzeit bei keinem Rennen zum Einsatz kommen. Wir haben davon nicht profitiert, wir konnten an diesen drei Tagen nichts lernen", versuchte er die Kritiker endgültig verstummen zu lassen.