"Über eine Runde ist unser Auto immer noch schnell, das Qualifying sollte für uns als in Ordnung sein", stellte Nico Rosberg am Freitag nach den ersten beiden Trainings zum Großbritannien GP mit einem Grinsen fest. Kein Wunder: 36 Runden spulte der 28-Jährige an Tag eins auf der Insel ab, am Ende stand P1 zu Buche. Tagesbestzeit im Silberpfeil - allen Wetterquerelen und einem zeitlosen zwölften Platz am Vormittag zum Trotz ein Einstand nach Maß. Doch von großer Freude wollte bei Rosberg trotzdem nichts aufkommen. Die Sonntags-Probleme der jüngeren Vergangenheit im Hinterkopf, erklärte der Deutsche, dass das Fragezeichen einmal mehr hinter der Pace im Rennen stehe.

Um diese habe man sich am Freitag zwar vermehrt gekümmert. "Bislang fühlt es sich auch ganz gut an. Aber am Sonntag könnte das Bild schon wieder ganz anders aussehen, da es dann viel wärmer sein soll", richtete Rosberg den Blick gleich wieder gen Himmel. Das Wetter auf der Insel - die ohnehin schweren Quervergleiche nach dem Training mache es diesmal noch schwieriger. "Momentan wissen wir also noch nicht genau, wo wir im Vergleich zu unseren Gegnern stehen", gab auch der Monaco-Sieger zu. Trotzdem eine Prognose für das Wochenende, Herr Rosberg? "Naja, ich bin schon zuversichtlich..." Damit hatte er seinem Teamkollegen immerhin schon einmal etwas voraus, denn wirklich happy klang Lewis Hamilton am Freitag nicht - trotz Fan-Ansturm, Heimspiel und Kanada-Podest im Rücken.

Becketts & Maggots als Indikatoren

Nur 33 Runden konnte er zum Auftakt in Siverstone abspulen - für seinen Geschmack zu wenig, konnte er so doch die scheinbar immer wieder auftretenden Balance-Probleme an seinem Boliden nicht wie gewünscht beheben, weshalb der Ex-Champ von einem ziemlich herausfordernden Tag sprach. Daran änderten auch die Plätze vier und fünf nichts. "Wir müssen morgen definitiv noch dazulernen. Ich habe noch ein paar Schwierigkeiten mit der Balance meines Autos, deshalb steht uns über Nacht noch etwas Arbeit bevor, um in das richtige Fenster für das Qualifying zu gelangen, denn noch entspricht das Paket nicht ganz meinen Vorstellungen." Und Hamilton wusste: "Gerade auf diesem Kurs hier kann man das sehr genau sagen, besonders in Becketts und Maggots."

Lewis' Fans sind schon einmal da - nur seine Balance sucht der Brite noch, Foto: Sutton
Lewis' Fans sind schon einmal da - nur seine Balance sucht der Brite noch, Foto: Sutton

Zwar glaube er, dass man die Probleme bis zum Samstag ausgemerzt bekäme, aber gutgelaunt wirkte der Lokalmatador bei dieser Ansage nicht - vielleicht hatte ihm auch nur der typisch britische Regen die Laune vermiest, der heuer zum dritten Mal in Folge den F1-Freitag in Silverstone heimsuchte. Auf Laola-Wellen zur Belustigung der im Nassen ausharrenden Zuschauermassen verzichteten die Silberpfeil-Verantwortlichen in Abwesenheit von Norbert Haug dieses Mal im Vergleich zum Vorjahr. Hamilton hatte den Regen und die damit Verbundenen Unabwägbarkeiten einfach nur langsam satt: "Hoffentlich bessert sich das Wetter morgen!" Teamchef Ross Brawn wollte die Lage derweil weit weniger dramatisch sehen. Der Brite fand, dass man es trotz des nassen Beginns geschafft habe, im zweiten Training noch wertvolle Arbeit zu verrichten - und das, obwohl es kühler als erwartet gewesen sei.

Beide Fahrer mit verschiedenem Programm

Der Brite fasste zusammen: "Wir müssen mit den Schlüssen, die wir aus der heutigen Session ziehen, noch vorsichtig sein. Die wenig aussagekräftigen Verhältnisse heute bedeuten, dass wir uns in Bezug auf das richtige Set-Up für das morgige Qualifying auf Prognosen verlassen müssen." Ein derartiges Herangehen sei zumeist ein Tanz auf dem Seil, denn kleinste Fehler bei der Abstimmung könnten besonders mit Blick auf Performance am Sonntag große Auswirkungen haben. Positiv sei aber, dass der Speed des Silberpfeils da sei. "In Sachen Performance war heute kein schlechter Tag und das Auto verfügte über eine vernünftige Balance, was uns geholfen hat, auf den verschiedenen Reifenmischungen wichtige Informationen zu sammeln", hielt Brawn fest.

Zudem verriet der Teamchef, dass Mercedes am Freitag mit mittlerer und hoher Spritzuladung getestet habe. Auch der Motorsportverantwortliche der Stuttgarter, Toto Wolff, räumte ein: "Wir sind mit beiden Fahrern leicht unterschiedliche Programme gefahren, um möglichst viel zu lernen." Der trockene Nachmittag habe einem dabei geholfen, doch noch eine achtbare Anzahl an Runden abzuspulen und alles in allem eine gute Session zu haben. Die Ergebnisse seien wie immer am Freitag aber noch Kaffeesatz - lesen wollte der Österreicher in ihnen dementsprechend nicht. "Wir müssen jetzt einfach die Daten analysieren und aus ihnen anschließend die richtigen Schlüsse für den Rest des Wochenendes ziehen", so Wolff, der erklärte, dass man Samstag und Sonntag ganz andere Bedingungen erwarte.