Der 27.06.2012 war der Tag, an dem die große Bombe platzte, deren Zünder bereits die halbe Formel-1-Welt seit Wochen immer lauter zischen hören konnte. Mark Webber gab bekannt, dass er seinen Vertrag mit Red Bull nicht verlängern, sondern stattdessen zu Porsche in die WEC wechseln werde. Eine Nachricht, die schon längere Zeit feststand - zumindest für ihn. Für Teamchef Christian Horner platzte selbige Bombe nur kurze Zeit zuvor.

"Ich erhielt heute Morgen um 09:00 Uhr einen Anruf von Mark, in dem er mir erklärte, dass er diese Entscheidung getroffen hat", schilderte Horner. Britisch korrekt hielt sich Horner mit jeglicher Kritik an dieser kurzfristigen Information zurück, einen kleinen Seitenhieb in Richtung Webber konnte er sich dennoch nicht verkneifen. "Eine Stunde Vorsprung ist etwas kurz."

Besonders enttäuscht war Horner nicht bezüglich seiner Person, sondern für die vielen Mitarbeiter in der Fabrik. "Ich hörte heute Morgen bei seinem Anruf das erste Mal davon, aber er hat offenbar entschieden, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wahrscheinlich sind die Jungs in der Fabrik enttäuschter, denn sie haben es aus dem Internet erfahren", war die versteckte Kritik an Webbers Verhalten nicht zu überhören. Auch von Red-Bull-Eigner und Entscheidungsträger Dietrich Mateschitz hätte es diesbezüglich keine Informationen oder ein Gespräch gegeben.

Gleiche Hingabe und Entschlossenheit

Grundsätzlich kam zwar der Zeitpunkt, aber nicht der Inhalt der Entscheidung Webbers für Horner überraschend. Es sei kein Geheimnis, dass LeMans immer eine große Anziehungskraft auf den Australier ausgeübt habe und dass er dahin zurückkehren wollte. "Er hat offensichtlich entschieden, dass nun der Zeitpunkt in seiner Karriere ist, um diesen Schritt zu tun", fuhr Horner fort. Einfach sei Webber nach mehr als zehn Jahren der Abschied aus der Königsklasse aber sicher nicht gefallen, das Team müsse diese Entscheidung nun aber einfach hinnehmen.

Christian Horner galt immer als einer der Unterstützer Webbers, Foto: Sutton
Christian Horner galt immer als einer der Unterstützer Webbers, Foto: Sutton

Für die nun ausstehenden Rennen erwartet Horner von Webber uneingeschränkten Einsatz, schließlich gelte es, den Konstrukteurs-Titel erneut zu verteidigen. Dass dies auch das Ziel des Australiers sei, macht sich der Teamchef keine Sorgen. "Er wird sein Bestes geben und mit gleicher Hingabe und Entschlossenheit fahren, wie er das bisher getan hat", zeigte sich der Brite überzeugt. Schließlich ginge es auch darum, seinen neun bisherigen GP-Erfolgen, die er alle mit Red Bull erzielte - wie Horner extra betonte -, noch weitere hinzuzufügen.

Unabhängig davon, ob dies gelingt, sei es wohl für Webber die richtige Zeit gewesen, um sich aus der Formel 1 zu verabschieden, denn er sei nie ein großer Freund der anstehenden Regeländerungen gewesen. "Er hat sich aus allen Spekulationen für das kommende Jahr herausgenommen und seine Position klargemacht", so Horner weiter, der unterstrich, dass die missachtete Teamorder Sebastien Vettels in Malaysia und die teaminternen Differenzen der Fahrer nicht entscheidend gewesen seien. "Es herrschen seit Jahren immer wieder Spannungen zwischen den beiden. Malaysia war nichts Neues und hatte keinen Einfluss."