Dass Mercedes an den Young Driver Tests im Juli nach der Testgate-Affäre nicht teilnehmen darf, ist nach Ansicht von Konkurrent Red Bull keine ausreichende Strafe, da es bei diesen speziell für Nachwuchsfahrer eingerichteten Testfahrten vor allem darum ginge, diese an die Formel 1 heranzuführen. Ross Brawn kann diese Argumentation jedoch nicht nachvollziehen und holt zum Gegenangriff aus. "Den Test herunterzuspielen und so zu tun, als sei er unbedeutend, ist nicht korrekt und nur ein Versuch von Teams, denen es darum geht, die Fakten zu verdrehen", stellte der Mercedes-Teamchef gegenüber dem Telegraph klar. "Ich denke, wir erleiden einen äußerst handfesten Verlust."

Um die Einbußen deutlich zu machen, zählte Brawn die Vorteile des Young Driver Tests im Vergleich zu den Testfahrten von Mercedes und Pirelli in Barcelona auf. "Es ist offen gesagt etwas vollkommen anderes, einen dreitägigen Test über 1.500 Kilometer mit neuen Teilen und mit den Reifen, die wir tatsächlich fahren, zu bestreiten." Es sei bedauerlich, dass manche Teams die Tatsachen so hinstellen würden, als sei die Strafe nicht bedeutend.

Rückendeckung erhält Brawn aus dem Mercedes-Kundenteam McLaren. "Mit dem Mangel an Testfahrten auf der Strecke, den wir derzeit haben, ist es natürlich problematisch, die Young Driver Tests zu verpassen", meinte Geschäftsführer Jonathan Neale. "Es wird ihnen leid tun, dass sie es verpassen." Sein ehemaliger Schützling und jetziger Mercedes-Pilot Lewis Hamilton glaubt, dass unabhängig von der Strafe gute Ergebnisse der Silberpfeile weiterhin dazu führen werden, dass die Leute bestimmte Schlüsse aus ihnen ziehen. "Wir hatten ein paar positive Rennen, weil diese Kurse, was die Reifen angeht, leichter waren. Das hat dann so ausgehen, als ob wir von dem Pirelli-Test profitiert hätten", versuchte er, die Dinge geradezurücken.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Red Bull tut in der Tat zum Teil Unrecht daran, die Bedeutung der Young Driver Tests herunterzuspielen. Denn seien wir einmal ehrlich: Wie viele Nachwuchsfahrer sitzen tatsächlich in den Boliden? Gary Paffett kann man jedenfalls wohl kaum als solchen bezeichnen und auch Sam Bird, Mercedes' Ersatzmann, ist beileibe kein Anfänger mehr. Diese Piloten tragen also durchaus zur Entwicklung der Boliden bei. Doch auch die eigentlichen Rookies drehen nicht nur ein paar Runden, um mal zu sehen, wie sich ein Formel-1-Bolide anfühlt. Auch sie bekommen ein Programm auferlegt, in dem bestimmte Teile evaluiert werden sollen. So unbedeutend, wie es Red Bull öffentlich kundtut, sind die Young Driver Tests für die Teams also nicht. (Annika Kläsener)