Manche Stories sind zu gut, um wahr zu sein - manche sind für die bunte Kinowelt zu schnöde und geradlinig... und wieder andere geben einfach nichts her. Dass Letzteres auf die große Karriere von Jackie Stewart nicht zutrifft, ist hinlänglich bekannt. Doch trotz allen Glamours und der Action, die die Formel 1 und ihr dreimaliger Weltmeister bereits Anfang der Siebzigerjahre verbreiteten, war die Biographie des Schotten mit den markanten Koteletten für Hollywood wohl noch nicht aufregend genug. Eigentlich sollte im Fahrwasser des Kinofilms Rush, der diesen Oktober in den Filmtheatern rund um den Globus anläuft und der die Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt thematisiert, gleich noch ein weiterer Rennfilm entstehen. Das Racing ist in Hollywood angekommen, so schien es: Erst Senna, dann Lauda... und nun Stewart?

Wie nun jedoch bekannt wurde, haben die Pläne in Bezug auf einen Streifen über den Schotten jüngst nicht nur einen herben Dämpfer erlitten - nein, sie wurden gänzlich auf Eis gelegt. Und das auf Grund einer Ursache, wie es sie wohl wirklich nur in Hollywood geben kann. So sollen die Filmemacher Stewarts Frau im Film eine Affäre mit dessen 1973 viel zu früh verunglückten Tyrrell-Teamkollegen Francois Cevert angedichtet haben - um den Film inhaltlich etwas aufzupeppen, so hieß es. Eine Affäre unter Teamkollegen - sicher bringt das zusätzliche Brisanz rein, sorgt für Würze und das gewisse Etwas im knallharten Duell auf der Piste, Mann gegen Mann, Gatte gegen Liebhaber. Das einzige Problem: Unwahr ist es zumindest im Fall der Stewarts dennoch, die völlig schockiert von dem Vorhaben sofort Protest bei den Verantwortlichen einlegten.

Gemeinsame Flüge - Hollywood wollte es genau wissen: Wie nahe kamen sich Helen Stewart und Francois Cevert?, Foto: Phipps/Sutton
Gemeinsame Flüge - Hollywood wollte es genau wissen: Wie nahe kamen sich Helen Stewart und Francois Cevert?, Foto: Phipps/Sutton

Ein enger Freund

Darüber bekam man sich anschließend scheinbar derart in die Wolle, dass das Projekt nun ganz gecancelt wurde - sehr zum Leidwesen aller Renn- und Kinofans... und all das nur auf Grund einer derart lächerlich wirkenden Lappalie. "Es wäre ein großartiger Film geworden - aber sie wollten mir eine Affäre mit Cevert andichten und das kann ich einfach nicht zulassen, denn es entspricht nicht der Wahrheit", bestätigte Helen Stewart gegenüber der Mail on Sunday. "Mit Sicherheit wäre das der interessanteste Teil des Films geworden, wenn es denn gestimmt hätte. Das tut es jedoch nicht", so die Ehefrau des dreimaligen Champions aus Schottland. "Francois war ein enger Freund von Jackie und mir... aber sie wollten nun etwas daraus machen, das einfach verrückt wäre." An sich hätte William Pohlad, der federführende Regisseur, der auch schon für Brokeback Mountain verantwortlich zeichnete, hervorragende Arbeit geleistet.

Das Projekt befinde sich bereits im dritten Jahr der Entwicklung und allgemein seien die Charaktere gut umgesetzt gewesen. "Francois wurde als der aufregendste Mann Frankreichs zu dieser Zeit beschrieben. Und es war ja auch tatsächlich so: Wir hatten viel Spaß mit ihm, er mochte unsere Kinder und alle, mit denen wir uns so umgaben... auch hatte er selbst eine großartige Freundin." Dass sie selbst als Gegenspielerin zu dieser aufgebaut werden sollte, im Sinne einer spannenderen Story für das Kinopublikum, konnte Stewart allerdings nicht gutheißen. "Jackie und ich sind zusammen, seit wir Teenager sind und nun seit 50 Jahren glücklich verheiratet. Getroffen haben wir uns mit 16, mit 21 haben wir geheiratet und gemeinsam haben wir zwei Kinder und neun Enkel."

Eine Affäre, und wenn nur Hollywood zuliebe, passe da weniger ins Bild. "Der Film wird nun jedenfalls nicht gemacht und der einzige Grund dafür ist dieses Thema", schüttelte Stewart den Kopf. "Meiner Meinung nach ist das bescheuert, aber es ist eben einfach nicht die Wahrheit", sagte sie mit Bezug auf den Streit über das Drehbuch. Ihr Mann hatte erst vor wenigen Monaten noch stolz verkündet, dass er davon ausgehe, dass es ein sehr guter Film werde. "Die Verantwortlichen arbeiten wirklich hart daran und ich habe Bill bereits alles über unser enges Verhältnis erzählt", meinte der dreifache Weltmeister mit Blick auf seine gute Beziehung zu Cevert. "Da werden viele Tränen fließen", so Stewart in Bezug auf die Aufarbeitung der Geschichte. Der Schotte fügte an: "Im Grunde geht es darum, dass zwei Fahrer normale Kontrahenten sind, sich dann als Teamkollegen aber sehr nahe kommen." Wie nahe Cevert im Film seiner Frau kommen sollte, davon wusste Stewart zu diesem Zeitpunkt wohl noch nichts...