Seit dem 15. Mai steht der Nürburgring offiziell zum Verkauf. In Folge der Insolvenz der Traditionsstrecke sowie der umliegenden Peripherie können Investoren den gesamten 'Ring' oder einzelne Pakete kaufen. Nun ist auch der ADAC ins Rennen eingestiegen, wie die Wirtschaftswoche berichtet. Am Montag meldete sich der zweitgrößte Automobilclub der Welt als offizieller Interessent bei der zuständigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. "Wir legen unser Augenmerk darauf, dass die Motorsportstätte auch wirklich nachhaltig betrieben werden kann", sagte ADAC-Verbandschef Peter Meyer. "Das Ziel ist es nicht, möglichst hohe Profite aus der Rennstrecke herauszuholen."

Bei der Ausschreibung des Nürburgrings hatten die von der rheinlandpfälzischen Regierung eingesetzten Sanierer Thomas Schmidt und Jens Lieser bereits betont, dass die Strecke nicht an einen Oligarchen verkauft werden soll, der nur auf Profit aus ist. Das Hauptaugenmerk habe der ADAC eher auf die beiden Rennstrecken, also die Nordschleife sowie den Grand-Prix-Kurs, gelegt als auf die umliegenden Hotels, Discotheken sowie den Freizeitpark. "Beim Nürburgring handelt es sich ohne Frage um die Wiege des deutschen Motorsports", so Meyer. "Man kann ihn mit Recht als automobiles Kulturgut bezeichnen. Deshalb sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um diese Sportstätte auch für die Zukunft im Sinne des Motorsports zu erhalten."

Wirtschaftsprüfer beziffern den Wert des kompletten Nürburgrings auf etwa 120 Millionen Euro, die Sanierer erwarten sich jedoch einen wesentlich höheren Erlös. In der ersten Verkaufsphase geht es nicht darum, ein verbindliches Angebot abzugeben. Durch die Interessensbekundung erhalten potenzielle Käufer erst einmal Einblick in die Bücher und können sich so ein besseres Bild der Gesamtsituation verschaffen. Angeblich sollen bislang 100 Parteien Interesse angemeldet haben, 30 davon seien ernstzunehmende Bieter - darunter also auch der ADAC, der jedoch noch kein konkretes Angebot abgegeben haben soll.

"Klarheit ist hier nur zu erlangen, wenn das - hoffentlich belastbare - Datenmaterial einer eingehenden Prüfung unterzogen werden kann", erklärte Meyer den Prozess. "Erst danach kann in seriöser Weise eine Entscheidung getroffen werden." Mit einem definitiven Verkauf des Nürburgrings wird Anfang 2014 gerechnet, die Verhandlungen dürften sich also noch eine ganze Weile hinziehen. Welche anderen Bieter in den Nürburgring-Poker eingestiegen sind, ist derzeit nicht klar. Die Sanierer geben diesbezüglich keine konkreten Auskünfte.

Mit dem Einstieg des ADAC in den laufenden Prozess herrscht Hoffnung am Nürburgring sowohl für die angrenzende Wirtschaft, die stark von den Motorsportaktivitäten in der Eifel abhängig ist, als auch für die Fans des Motorsports. Der ADAC sei inzwischen bereit, seine auslaufenden Verträge bis Ende 2014 zu verlängern, ließ Meyer durchblicken. Heißt: DTM, Truck-Grand-Prix, 24-Stunden-Rennen, ADAC GT Masters und Co. könnten in naher Zukunft erst einmal gesichert sein, sofern es zu einer Einigung kommt. Allerdings soll sich der ADAC ein Sonderkündigungsrecht vorbehalten, sofern der Nürburgring an einen Investor verkauft wird, mit dem der Automobilclub aus wirtschaftlichen Gründen nicht zusammenarbeiten möchte.

Update: Inzwischen hat sich der ADAC zum Nürburgring bekannt und die Verträge für die eigenen Motorsport-Veranstaltungen bis 2014 verlängert. "Mit der frühzeitigen Verlängerung der Veranstalterverträge für das kommende Jahr bekennen wir uns zum Nürburgring als Veranstaltungsort. So haben Fans, Teams, Veranstalter und auch die Insolvenzverwalter Planungssicherheit", sagte ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk.