Egal, wie man zum Urteil des FIA-Tribunals stehen mag, Fans und Verantwortliche der Formel 1 waren am Freitag zunächst erleichtert, den Reifen-Test endlich abhaken zu können. Doch wie das so ist in der Formel 1, bleibt nichts unkommentiert. Erst recht nicht, wenn es um solch brisante Themen geht. "Das Urteil ist ganz klar. Das heißt: Regelverstoß gibt es keinen, es ist eine Verwarnung. Nicht einmal eine gelbe Karte, die dann zur roten Karte führen kann", legte Niki Lauda seine Sicht der Dinge im ORF dar. Christian Danner sah die Angelegenheit bei Motorsport-Magazin.com ganz anders.

"Ich würde sogar sagen, dass es von Anfang an klar war, dass Mercedes schuldig ist. Das war auch das Urteil: Mercedes ist schuldig des Vergehens, illegal getestet zu haben." Während beim Vergehen an sich Uneinigkeit herrscht, sind Lauda und Danner beim Strafmaß d'accord. Lauda: "Ich bin der Meinung, es ist ein Urteil für den Sport, weil die ganzen Intrigen und Geschichten, die da hinein interpretiert wurden, denen wurde nicht gerecht, weil alles richtig gemacht wurde im Sinne von: Wie man zu diesem Test kam." Zur Erinnerung: Danner bezeichnete den Ausschluss bei den Young Driver Tests als 'Salomonisches Urteil'.

Was Lauda in der ganzen Causa missfiel, war die Herangehensweise von Konkurrent Red Bull. "Red Bull ist auf die ganze Geschichte sehr aggressiv losgegangen, alles wurde hinein interpretiert, was man nur hinein interpretieren kann." Doch verwunderlich war diese Tatsache für das Formel-1-Urgestein nicht. "Das ist in der Formel 1 so, die Schlangengrube, die Intrigen toben im Fahrerlager immer, und der Ausgang ist das einzig Entscheidende." Gerade deshalb ist der Österreicher froh über das milde Urteil des Tribunals. "Ich muss ehrlich sagen, es ist eine Entscheidung für den Sport, gegen die Intrigen. Endlich ist Ruhe und man kann sich wieder aufs Rennfahren konzentrieren."

Die beiden Mercedes-Piloten drehten auf dem Circuit de Catalunya ihre Kreise alleine, Foto: Sutton
Die beiden Mercedes-Piloten drehten auf dem Circuit de Catalunya ihre Kreise alleine, Foto: Sutton

Noch beim Großen Preis von Kanada hatte Lauda versucht, das Tribunal zu verhindern. "Ich bin zu Red Bull gegangen, zu Ferrari gegangen und habe gesagt, wie das beim Test war." Dabei wollte er mit den beiden Konkurrenten über verschiedene Punkte diskutieren. "Was können wir jetzt für die Zukunft ändern? Wie können wir aus diesen Problemen, die Pirelli mit den Teams hat, herauskommen? Was können wir jetzt gemeinsam entscheiden?" Der 64-Jährige hätte eine außergerichtliche Einigung für deutlich sinnvoller erachtet, die drei Parteien hätten auch kurz vor einer Übereinkunft gestanden. "Aber die Zeit war dann eben zu kurz und dann sind wir eben bei Gericht gestanden".

"Ich bin sicher auch ein Egoist, zumindest sagt das meine Frau immer", entgegnete der Wiener auf die Frage, ob eine außergerichtliche Einigung in der Formel 1 überhaupt realistisch sei, schließlich sei sie doch ein 'Club der Egoisten'. Während er selbst in gewissen Situationen seinen Egoismus zurückschrauben könne, um eine sachdienliche Diskussion führen zu können, sei die Bereitschaft dazu nicht bei allen vorhanden. "Die anderen bleiben oft hoch oben noch mit ihrem Egoismus. Und ich sage immer: Kommt einmal herunter und überlegen wir uns, wie wir jetzt eine Lösung finden."