Steht der Formel 1 bald die endgültige Anarchie bevor? Angeblich soll sich Red Bull vom milden FIA-Urteil in Bezug auf Mercedes' Pirelli-Test derart vor den Kopf gestoßen fühlen, dass das Weltmeisterteam nun selbst einen Test plant - in Eigenregie, versteht sich. Laut einem Bericht der englischen Times forciert die Truppe aus Milton Keynes im Fahrwasser des für ihren Geschmack viel zu milden Schuldspruchs von Paris nun seinerseits Privattests und damit einen ganz eindeutigen Regelbruch. Das Vorhaben könne als Form des aktiven Protests gegen das Urteil des FIA-Tribunals gesehen werden, so ein Insider. Red Bull plane demnach, absichtlich den Nachwuchsfahrertest in Silverstone zu boykottieren und stattdessen selbst Testfahrten auszurichten.

Red-Bull-Teamchef Horner war vom FIA-Urteil wenig begeistert, Foto: DPPI/FIA
Red-Bull-Teamchef Horner war vom FIA-Urteil wenig begeistert, Foto: DPPI/FIA

Zwar soll man gewillt sein, sich dabei an die Vorgaben des Mercedes-Tests in Barcelona zu halten - dennoch sei man davon überzeugt, dass man bei Privattests mehr lernen könne als bei den Nachwuchstestfahrten. Diese Meinung hatte Red Bull zuletzt auch schon dadurch zum Ausdruck gebracht, als man die FIA vor dem Mercedes-Tribunal mit einer detaillierten Liste versorgte, was die Silberpfeile beim Test im Anschluss an den Spanien GP alles gelernt haben könnten und welche Vorteile man potentiell aus den zusätzlichen Übungsfahrten habe ziehen können. Mercedes war anschließend vom Weltverband von den Young-Driver-Tests ausgeschlossen und mit einer Verwarnung belegt worden.

Dunkle Wolken am Horizont

Ein brisantes Detail am Rande: Die Teamführung von Red Bull soll F1-Boss Bernie Ecclestone bereits über ihr Vorhaben in Kenntnis gesetzt und ferner signalisiert haben, dass man für den Vorteil eines eigenen Tests das Risiko einer Verwarnung billigend in Kauf nehmen würde. Auch Ferrari soll dem Briten gegenüber bereits laut Unmut in Bezug auf die Causa geäußert haben - einmal mehr zeigt sich damit der immer größer werdende Spalt zwischen dem Automobilweltverband und den Teilnehmern der Weltmeisterschaft. Zwar soll Ferrari eine derart drastische Herangehensweise wie Red Bull und damit verbunden einen Privattest zum derzeitigen Zeitpunkt noch ausschließen - eine namentlich nicht genannte Quelle erklärte in Bezug auf das FIA-Urteil jedoch: "Wie kann eine Verwarnung genug sein, wenn ein Team beim Spanien GP erst Probleme hat und weit zurückfällt, dann testet und anschließend in Monaco gewinnt?"

Kommt auf das Tribunal bald noch mehr Arbeit zu?, Foto: DPPI/FIA
Kommt auf das Tribunal bald noch mehr Arbeit zu?, Foto: DPPI/FIA

"Niemand wusste von den Tests und das Tribunal erweckte auch nicht den Anschein, als habe man genau untersucht, was dort eigentlich vor sich ging." Dass viele Teams nun sehr verärgert seien, sei dementsprechend keine Überraschung. "Die meisten haben sowieso schon genug von der FIA", so die Quelle, die hinzufügte: "Allein dass solche Diskussionen geführt werden müssen, zeigt doch schon, dass niemand mit [FIA-Präsident Jean] Todt oder der FIA zufrieden ist. Der endgültige Bruch steht bevor - alle fragen sich nur noch wann und wie genau... und nun könnte es soweit sein." Die Rebellion einiger Teams, allen voran des amtierenden Konstrukteursweltmeisters, könnte dementsprechend tatsächlich zur großen Zerreißprobe zwischen den Teams und der FIA werden.

Vorsicht dürfte in puncto Red Bull aber dennoch geboten sein: Mercedes unterstellte man seitens des Verbandes beim Test zwar ein Fehlverhalten, da man mit einem aktuellen Auto testete - nicht jedoch zwingend eine Absicht der Vorteilnahme, da man deutlich zu verstehen gab, im beste Sinne des Sports, der Sicherheit und im Interesse von Pirelli gehandelt zu haben. Auf das Nichtwissen um Sanktionen und gewisse Graubereiche könnte sich Red Bull im Fall der Fälle aber nicht mehr herausreden - ein 'absichtlicher' Test mit dem aktuellen RB9 könnte dementsprechend weitreichendere Konsequenzen haben... und somit auch ein härteres Strafmaß als das zuletzt angewandte.