Mit Spannung wurde das Urteil des Internationalen FIA-Tribunals erwartet. Sieben Stunden lang hatte die Anhörung in Paris am Donnerstag gedauert. Am Freitag folgte das Urteil: Mercedes wurde für den Reifentest in Barcelona von den kommenden Young Driver Tests (17. - 19. Juli) in Silverstone ausgeschlossen sowie für Reifen-Test-Gate verwarnt. Eine Verwarnung gab es auch für Reifenhersteller Pirelli. Das heißt, dass das Tribunal Mercedes in den Anklagepunkten für schuldig befunden hat. Die Strafe fiel überraschend milde aus, die Prozesskosten teilen sich alle drei Parteien.

Das Internationale Tribunal erklärte, dass Mercedes einen "unfairen, sportlichen Vorteil" aus den Reifentests mit einem aktuellen Auto gezogen hat, aber ihre Absicht wie die von Pirelli gut war. Fakt sei aber, dass die Regeln gebrochen wurden. In einem 20-seitigen Dokument hieß es: "Weder Pirelli noch Mercedes verfolgten eine böswillige Absicht. Pirelli und Mercedes haben die FIA über ihre Absicht in Verbindung mit dem Test in Kenntnis gesetzt und die Erlaubnis erhalten. Mercedes hatte keinen Grund anzunehmen, dass das Einverständnis nicht galt."

In seinem Plädoyer hatte Mercedes-Anwalt Harris immer wieder darauf hingewiesen, dass Charlie Whiting das Okay für den Test gab. "Charlie hat während eines Rennwochenendes oft noch viel schwerwiegendere Entscheidungen zu treffen. Wir alle verlassen uns auf seine Meinung", betonte auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn. FIA-Ankläger Howard ließ dieses Argument nicht gelten, doch das Tribunal kam zu dem Schluss, dass sich Charlie Whiting korrekt verhalten hat. In der Theorie hätte ein aktuelles Auto zu Testzwecken eingesetzt werden dürfen - unter der Voraussetzung, dass diese Gelegenheit allen Teams angeboten wurde.

"Charlie Whiting hat den Rat eines FIA-Anwalts eingeholt und somit in bester Absicht gehandelt. Seine Intention war es, die Parteien zu unterstützen und gleichzeitig sportliche Fairness zu gewährleisten", lautete die Begründung des Tribunals. Am Donnerstagabend schien es, als würde das Tribunal das Whiting-Argument von Mercedes nicht teilen, weshalb Mercedes-Anwalt Harris in seinem Schlussplädoyer zurückruderte und den Testausschlusss als Strafmaß vorschlug.

"Es handelt sich um einen Drei-Tages-Test, bei dem die Teams volle Kontrolle haben und alles über die Reifen und Autos wissen. Es steht dem Internationalen Tribunal zu, Ausschlüsse von Events auszusprechen, die unter die Gerichtsbarkeit der FIA fallen, und das trifft auf die Young Driver Tests zu", erklärte Harris. Red Bull-Teamchef Christian Horner, der dem Tribunal vor Ort beiwohnte, hatte bereits am Donnerstagabend erklärt, dass ein Ausschluss von den Young Driver Tests keine ausreichende Bestrafung sei. "Ich sehe darin nicht wirklich eine Strafe. Mercedes hat seinen Test bereits absolviert, noch dazu mit den Stammfahrern. Eine Verbannung wäre somit keine großartige Strafe", betonte Horner.

Die Entscheidung im Wortlaut

Nachdem die Parteien angehört wurden, entschied das Internationale FIA Tribunal:
1. Mercedes wird verwarnt
2. Mercedes wird vom kommenden, dreitägigen Young Driver Test ausgeschlossen
3. Mercedes muss laut Artikel 13.2 JDR ein Drittelt der Untersuchungs- und Anwaltskosten tragen, mit Ausnahme der FIA-Kosten
4. Pirelli wird verwarnt
5. Pirelli muss laut Artikel 13.2 JDR ein Drittel der Untersuchungs- und Anwwaltskosten tragen, mit Ausnahme der FIA-Kosten
6. Die FIA muss laut Artikel 13.2 JDR ein Drittel der Untersuchungs- und Anwwaltskosten tragen sowie all ihre eigenen Kosten
7. Weitere Schlussfolgerungen werden abgelehnt.