Das Racing bleibt auf der Strecke. Nach Meinung von Mark Webber büßt die Formel 1 durch die Anforderungen, die das Management der Pirelli-Pneus mit sich bringt, einige ihrer essenziellsten Eigenschaften ein: Speed, Rad-an-Rad-Duelle und den Vollgas-Charakter. "In Monaco musste ich in Kurve 3 damit anfangen, nach meinen Reifen zu schauen. Und ich habe gesehen, dass es bei Nico Rosberg genauso war", erzählte der Red-Bull-Pilot. "In Sachen Pace war das ein extremer Fall - es war fast so wie in der GP2. Das ist schon ein bisschen krass."

Reines Gas geben ist hingegen verpönt, stattdessen dreht sich alles nur noch um die Strategie. In den Anweisungen von der Boxenmauer ginge es nur darum, möglichst lange mit dem schwarzen Gold auszukommen. "Es läuft etwa so: Dort sind die Reifen, dazu sind wir in der Lage, kannst du uns bis dahin bringen", berichtete Webber. Aus diesem Grund müsse sich jeder Fahrer gut überlegen, ob und zu welchem Zeitpunkt er sich auf einen direkten Zweikampf mit einem Konkurrenten einlässt.

"Natürlich racen Fahrer noch gegeneinander, so wie Lewis [Hamilton] und ich es in den letzten drei, vier Runden in Bahrain gemacht haben", sagte er. "Wir würden das allerdings nicht in der siebten Runde machen, damit würden wir uns ins eigene Fleisch schneiden. Wir würden die Reifen killen, und damit die Länge unserer Stints." Der Australier gilt zwar nicht als Reifenflüsterer, aber bislang schaffte er es immer ganz gut, mit den Pirellis über die Runden zu kommen. Seiner Ansicht nach bleibt der Spaßfaktor bei dieser Art von Racing allerdings auf der Strecke .

"Das Racing fühlt sich heutzutage wirklich anders an, kein Zweifel. Es gibt sicherlich noch ein paar schöne Momente im Auto, aber die Befriedigung ist einfach nicht mehr in dem Maße vorhanden", so der 36-Jährige. Und der Anreiz, die Pirelli- Herausforderung zu bewältigen, hält sich bei einem altgedienten Rennfahrer wie Webber offenbar in Grenzen. "Wir Fahrer mussten schon immer mit wechselnden Umständen klarkommen", erläuterte er. "Egal, ob es die V10 oder die V8-Motoren waren, Nachtanken oder Qualifying über eine Runde in Q1, Q2 und Q3."

Was bleibt, ist der Hunger auf Erfolge. Die Aussicht, den Platz ganz oben auf dem Podest zu ergattern, motiviert den neunmaligen Grand-Prix-Sieger immer noch derart, dass er bereit ist, über Racing-Armut und Reifenärger hinwegzusehen. "Auf diesem Niveau bekommt man nichts geschenkt. In der Formel 1 muss man sich gegen hervorragende Konkurrenz durchsetzen", unterstrich er. "Man muss nicht nur andere Fahrer schlagen, sondern auch andere Teams. Wenn es klappt, ist das sehr zufriedenstellend. Man spürt das, wenn man ganz oben auf dem Podium steht. Das ist normalerweise ein sehr stolzer Moment."