Natürlich hätte ich mir im Jubiläumsrennen von Force India ein besseres Ergebnis als den zehnten Platz gewünscht, aber es war halt mal wieder so ein Sonntag, wo es absolut nicht für mich lief. Den Dreher bei dem Versuch, Valtteri Bottas zu überholen, muss ich wohl in gewisser Weise auf meine Kappe nehmen - so was passiert halt mal, wenn man attackiert. Aber dass mir dann noch Maldonado hinten drauf gefahren ist und meinen Heckflügel beschädigt hat und vor allem die Strafe, die ich dann noch wegen Missachtens der blauen Flaggen bekommen habe, das war schon sehr ärgerlich.

Das ist auch der Punkt, wo ich nicht unbedingt sage - einfach abhaken und nach vorn schauen, wie man das sonst nach Rennzwischenfällen tut. Ich möchte da schon noch mal mit Charlie Whiting reden und das auch grundsätzlich beim Fahrerbriefing in Silverstone zum Thema machen. Denn es müsste da einfach mal eine einheitlichere Regelung geben, damit wir Fahrer auch wissen, woran wir sind. Ich habe in diesem Jahr schon so oft wesentlich mehr Zeit hinter den langsamen Autos beim Überrunden verloren - und da ist nie etwas passiert. Ich habe mir das nachher mal angeschaut - Lewis hat hinter mir in der gesamten Runde eine Sekunde gegenüber seiner vorherigen verloren, das ist eigentlich absolut im Rahmen. Dafür dann so eine Strafe zu bekommen, die mich mindestens zwei Plätze gekostet hat, das ist schon bitter. Ganz zu schweigen davon, dass ohne den Zwischenfall am Anfang wahrscheinlich mindestens ein sechster, vielleicht sogar ein fünfter Platz drin gewesen wäre - schnell genug war unser Auto dafür.

Es gibt bei Force India keine Geheimnisse, Foto: Sutton
Es gibt bei Force India keine Geheimnisse, Foto: Sutton

Gerade jetzt, bei unserem 100. Rennen, wird immer wieder gefragt, wie es Force India schafft, immer wieder die Großen zu ärgern, und das konstant - was den anderen Mittelfeldteams ja anscheinend weniger gelingt. Geheimnisse gibt es da eigentlich nicht. Ich würde sagen: Wir machen einfach unseren Job, wir haben seit Jahren konstant die richtige Richtung eingeschlagen, waren immer in den Top-10 - aber wir wollen ja eigentlich noch mehr, wir wollen ganz nach vorne.

Und so kann man die Frage natürlich auch umgekehrt stellen: Warum schaffen wir es bis jetzt nicht ganz, diesen Schritt auch noch zu tun. Dass wir in den Top-10 sind, ist ja schon quasi normal, das sehe ich jetzt gar nicht mehr als so etwas Besonderes an. Aber je weiter man nach vorne kommt, desto schwieriger wird es natürlich auch, desto dünner wird die Luft. Da geht es dann um die letzten Kleinigkeiten, die aber sehr, sehr viel Geld kosten. Auch die Top-Leute kosten sehr viel Geld, weil ihre Anzahl ja auch sehr limitiert ist.

Wir haben eine gute Mannschaft, wirklich gute Leute - so konnten wir ja zum Beispiel auch den Abgang von James Key verkraften, obwohl der ein wirklich guter Mann ist, wie man ja jetzt gerade wieder sieht. Aber ich glaube nicht, dass wir unser Potenzial schon ausgereizt haben. Ich glaube, dass man auch mit einer Fabrik, die im Vergleich etwa zu McLaren, Ferrari oder Red Bull sehr, sehr klein ist, Außerordentliches machen kann. Aber man muss auch fair sein und sagen, dass gewisse Vergleiche auch vor allem von außen so extrem wirken. Wenn man die Fabrik von McLaren sieht, ist das sehr beeindruckend, denn dort gibt es zum Beispiel ein 25-Meter-Schwimmbad, Fitnessräume und vieles mehr an Luxus, was für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter angeboten wird. Aber, um ein Rennen zu gewinnen braucht man nicht unbedingt eine Riesenfabrik. Das alles haben wir nicht, Force India ist da eher reduziert und von außen betrachtet fragen sich die Leute dann vielleicht auch, wie wir es bei Force India überhaupt hinkriegen, die Großen anzugreifen.

Wir sind schließlich auch kein kleines Team, wir haben 350 Mitarbeiter, wir bekommen das Getriebe und die Hydraulik von McLaren, die Motoren von Mercedes. Würden wir alles In-House bauen, dann bräuchten wir natürlich auch 500 Leute und dann wären wir auch so groß wie Lotus oder vielleicht sogar Red Bull. Wenn man es genau betrachtet, ist der Unterschied also gar nicht mehr so groß.

Adrian Sutil wartet immer noch auf seinen ersten Podestplatz in der Formel 1, Foto: Sutton
Adrian Sutil wartet immer noch auf seinen ersten Podestplatz in der Formel 1, Foto: Sutton

Dazu kommt, dass das Team in der Arbeitsweise, im Ablauf von Prozessen, in der Struktur, noch einmal besser geworden ist. Das ist mir nach dem Jahr Pause besonders aufgefallen. Man muss dabei ja sehen, wo das Team herkommt; aus ganz kleinen Anfängen, dann hat es in der ersten Zeit sehr oft Führungswechsel gegeben, was natürlich auch nicht unbedingt hilfreich war, wenn es darum ging, Stabilität und eine gewisse Ordnung zu schaffen, eine Richtung, einen Weg zu finden. Das hat sich geändert, seitdem Vijay da ist, aber das ist natürlich ein Prozess, der eine Weile dauert, bis sich wirklich die Ergebnisse zeigen.

In der Formel 1 muss man langfristig denken und planen und dafür dann auch hart arbeiten. Das ist es, was sich im Laufe der Jahre immer weiter verbessert hat. Wir haben eine gewisse Konstanz rein bekommen - auch wenn es natürlich immer noch viele Bereiche gibt, die sich noch weiter verbessern lassen. Man muss sich ständig Gedanken machen, ob wirklich alles so richtig ist, wie man es macht. Nach jedem Qualifying lernt man wieder etwas dazu. Manchmal sind das kleine Sachen, von denen man im ersten Moment denkt, das müsste man doch eigentlich schon in der Formel 3 lernen - aber in diesem ganzen Datenmeer vergisst man manchmal die ganz simplen Dinge.

Bis zum Heimrennen des Teams in Silverstone ist jetzt ja noch ein bisschen Zeit. Ich hoffe, dass uns dann dort wieder ein Ergebnis gelingt, das unserem Potenzial wirklich entspricht. Genauso wie eine Woche später, dann bei meinem eigenen Heimrennen am Nürburgring.