Nico Rosberg fungierte beim Kanada GP als Versuchskaninchen. Eigentlich hatte Mercedes vorgehabt, sowohl den Wiesbadener als auch seinen Teamkollegen Lewis Hamilton beim ersten Boxenstopp erneut mit den superweichen Reifen auszustatten, doch weil Rosberg vier Runden früher an die Box kam, konnte die Silberpfeil-Mannschaft bald feststellen, dass dieser Plan kein guter war und rüstete Hamilton mit Medium-Pneus aus. "Sie haben an mir gelernt und das war auch super so", war Rosberg keineswegs sauer, obwohl er viel Zeit auf seinen Stallgefährten verlor, und erklärte: "Ursprünglich waren wir beide auf derselben Strategie, aber ich musste früher kommen, um Webber zu covern - sonst wäre er vorbeigewesen."

Obwohl Rosberg unmittelbar nach dem Start auf Rang drei lag, sei für ihn ein Platz auf dem Podium außer Reichweite gewesen. "Alonso hätte ich sicher nicht halten können, aber die falsche Strategie hat mit die Chance auf Platz vier genommen", meinte er. Der Wiesbadener musste sich unmittelbar vor seinem zweiten Boxenstopp vom Spanier sowie Webber überholen lassen und erlebte dabei ein unschönes Déjà-vu, das ihn an Barcelona erinnert, wo er ebenfalls nach hinten durchgereicht wurde. "Irgendwann kommt der Punkt: Ich überstrapaziere die Reifen, um die Gegner hinter mir halten zu können, und wenn ich sie noch länger bekämpfe, mache ich sie komplett kaputt und irgendwann ist Ende", erläuterte er.

Mercedes stand bei den letzten vier Rennen auf der Pole Position und auch in Montreal fehlten den Silberpfeilen lediglich 87 Tausendstel auf den Platz an der Sonne - kein Wunder also, dass Rosberg den F1 W04 weiterhin als den schnellsten Wagen im Feld bezeichnete, wenn es auf die Zeit über eine Runde ankommt. "Aber es fehlt noch hinten und vorne", schränkte er mit dem Blick auf die Rennpace sogleich ein. "Alonso war zeitweise fast eine Sekunde schneller als wir, daher war der fünfte Platz Schadensbegrenzung. Mehr war heute nicht drinnen."

Ziel: Dominant wie Vettel

Zu kritisch wollte Rosberg dann aber auch nicht, denn das wäre nach den Plätzen drei und fünf doch etwas vermessen, wie er anmerkte. "Ich glaube zu hundert Prozent an das Team und bin voll motiviert", stellte der 27-Jährige klar und fügte mit einem Grinsen hinzu: "Ich habe gerade Monaco gewonnen und das macht alle Rennen davor wieder wett, denn das war richtig cool. Wir befinden uns auf einem guten Weg und es macht Spaß, mit dem Auto zu Rennen zu kommen und um die Pole kämpfen zu können."

In der Weltmeisterschaft rangiert Rosberg nun auf dem sechsten Platz, ein konkretes Ziel, wo er am Ende der Saison stehen möchte, hat er sich aber nicht gesetzt. "Ich denke nur von einem Rennen zum nächsten. Wir wollen uns steigern und gute Ergebnisse erreichen", betonte er. "Mein Ziel sind weitere Siege." Mercedes steht in der Konstrukteurswertung aktuell an dritter Stelle und liegt lediglich elf Punkte hinter Ferrari. "Für das Team ist das sehr wichtig, denn daran wird gemessen, ob wir uns steigern", so Rosberg.

Ob es Mercedes in diesem Jahr noch schafft, den Boliden nach seinen Wünschen zu adaptieren, wollte der Wiesbadener nicht abschließend beurteilen. "Zufrieden bin, wenn ich das Rennen so wie Sebastian dominiere", legte er die Latte hoch. "In Monaco war ich zufrieden und da müssen wir wieder hin." Im letzten Jahr wurde Rosberg in Kanada guter Sechster, doch in weiterer Folge ging es mit Mercedes in der zweiten Saisonhälfte steil bergab. "Deshalb müssen wir tierisch aufpassen", hob er warnend den Zeigefinger.