Lewis Hamilton konnte seine Serie in Kanada nicht fortsetzen. Bislang hatte der Brite das Rennen auf der Ile de Notre Dame stets gewonnen, sofern er die Zielflagge sah. Am Sonntag musste er sich dagegen mit Rang drei begnügen. "Es ist hier wirklich jedes Mal toll, auch für den Sport", schwärmte er dennoch. Platz zwei eroberte Fernando Alonso mit einem Manöver, das den Mercedes-Kommandostand sicherlich kurz den Atem anhalten ließ. Denn am Ende der Start-und-Ziel-Geraden gab es bei hohem Tempo eine leichte Berührung zwischen den beiden Kampfhähnen. Dabei brach ein kleiner Teil von Hamiltons Frontflügel ab. "Es war ein guter Kampf", betonte er "Er ist fair."

"Wir wussten, dass Alonso schnell sein würde", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und zollte auch Rennsieger Sebastian Vettel Respekt. "Sebastian war jenseits von Gut und Böse mit seinem Speed." Mercedes habe erneut Probleme mit den Reifen gehabt. Auf dem ersten Satz habe man bereits gesehen, dass es mit den weichen Reifen schwer wird. "Wir konnten bei Lewis noch gegensteuern, denn er hatte das Glück, dass er später an die Box gekommen ist", erläuterte Wolff. "Nico hat sich dann noch den Reifen platt gebremst, deshalb mussten wir bei ihm einen Sicherheitsstopp einlegen. Maximal wäre heute der zweite Platz drin gewesen. Vielleicht war der Renngott nicht auf unserer Seite. Das ist unerfreulich, aber so ist es nun einmal." Immerhin habe das Team zum zweiten Mal in Folge beide Autos in die Top-5 gebracht und dadurch in der Meisterschaft eine gute Basis aufgebaut.

Alonso einen Tick zu schnell

Hamilton räumte ein, dass Mercedes die Pace von Vettel und Alonso nicht mitgehen konnte. Den Silberpfeil lobte er dennoch in höchsten Tönen. "Das Auto hat sich heute fantastisch angefühlt und ich hatte guten Grip in den langsamen Kurven", sagte er. Dennoch habe das Team noch nicht alle Probleme aus der Welt geschafft. "Wir müssen [das Bremsen] immer noch verbessern und das war der Punkt, an dem Fernando mich überall schnappen konnte", erläuterte er. "Ich bin am Limit gefahren und wir haben absolut alles aus dem Auto herausgeholt, was ging. Es wäre schön gewesen, den zweiten Platz zu halten, aber Fernando war heute sehr schnell und es war schwierig, ihn hinter mir zu halten."

Er sei nah dran gewesen, Position zwei zurückzuerobern, aber der Ferrari-Pilot sei einfach einen Tick zu schnell gewesen. "Dennoch bin ich sehr zufrieden mit dem dritten Platz und es war für das Team mit Nicos fünftem Platz ein starker Tag in Bezug auf die Punkte. Wir haben in der Konstrukteurs-Wertung einen Schritt nach vorne gemacht, was für das Team großartig ist und was uns für Silverstone einen schönen Schub gibt."

Hoffen auf kühlere Bedingungen

Dass nach der Dominanz von Nico Rosberg in den letzten Rennen nun Hamilton die Oberhand hatte, sah Toto Wolff gerne. "Die beiden schenken sich einfach nichts. Das ist wichtig und gut für uns als Team. Es ist mal der eine, mal der andere stärker, sie motivieren sich gegenseitig. Das ist für uns als Team extrem erfreulich." Beide hätten in Kanada großartige Arbeit geleistet und es sei schön, Hamilton wieder auf dem Podium zu sehen. "Er hat versucht, sich Fernando gegen Ende des Rennens vom Leib zu halten, aber der Ferrari war heute einfach zu schnell."

Weniger erfreulich als die Bilanz in Kanada fiel Wolffs Ausblick auf das nächste Rennen, den Großbritannien GP, aus. "Für uns ist Silverstone schwierig, denn es gibt dort Kurven mit viel Energie, wo unsere Hinterreifen abbauen", erläuterte er. "Heute war es gefühlte 20 Grad wärmer, das tut uns gar nicht gut und das wird in Silverstone nicht besser sein. Wir hoffen, dass es vielleicht kühler ist", meinte er. "Wir müssen weiterhin Ursachenforschung betreiben, warum unsere Hinterreifen so stark abbauen."