Das Qualifying in Montreal ist geschlagen und verspricht eine spannende Ausgangsposition für den siebten Saisonlauf. WM-Leader Sebastian Vettel ergatterte auf dem Circuit Gilles Villeneuve die Pole Position und verwies Lewis Hamilton knapp auf die zweite Startposition. Dahinter ordnete sich sensationell Williams-Mann Valtteri Bottas ein, der zum ersten Mal überhaupt in seiner noch jungen Karriere den Einzug in Q3 schaffte. Weniger gut lief es für die weiteren Schwergewichte im Feld: Fernando Alonso musste sich mit dem sechsten Startplatz begnügen und Kimi Räikkönen wird das Rennen nach einer Strafe gar nur als Zehnter in Angriff nehmen.

Vettel hat den Sieg vor Augen

Sebastian Vettel und Montreal - bisher stellte diese Paarung keine Liebesbeziehung dar, konnte Vettel in Kanada bekanntlich noch nie gewinnen und warf den Sieg vor zwei Jahren leichtfertig auf den letzten Metern weg. Die Chancen, auch im Land der Mounties anzuschreiben, stehen nun jedoch denkbar gut, denn dem Feld von der Spitze davonzufahren, ist die Paradedisziplin des Red-Bull-Piloten. "Ich bin glücklich, auf der Pole zu stehen - das sind ideale Voraussetzungen für das Rennen", ist sich auch Vettel bewusst, über welch große Chance er verfügt.

Im Lager des Weltmeisterteams ist man jedenfalls zuversichtlich, auch wenn das Wetter weiterhin eine Unbekannte darstellt. Sollte es regnen, verfügt Vettel über keine frischen Intermediates mehr, was aufgrund der geringen Laufleistung der bisher eingesetzten Reifen laut dem 25-Jährigen jedoch kein großes Problem darstellen sollte. Als problematisch könnte sich hingegen Red Bulls traditionell geringer Top-Speed erweisen - auf den langen Geraden ist Power Trumpf.

Halten die Reifen bei Mercedes?

87 Tausendstelsekunden trennten Mercedes von der fünften Pole Position in Folge, diesmal hatte jedoch Lewis Hamilton und nicht Nico Rosberg die Nase vorne. Bei den Silberpfeilen dreht sich wieder einmal alles um die Reifen. Ausnahmsweise geht es jedoch nicht um strittige Geheimtests, sondern der Gummiverschleiß steht im Fokus. Hält das schwarze Gold oder werden Hamilton und Rosberg wie in Barcelona nach hinten durchgereicht?

Bottas erlebte eine Sternstunde, Foto: Sutton
Bottas erlebte eine Sternstunde, Foto: Sutton

"Es ist sicherlich der Tag der Wahrheit, ob sie das Rennen durchstehen können", weiß auch Marc Surer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Bei Mercedes regiert jedenfalls leiser Optimismus, denn Montreal gilt nicht als so aggressiv zu den Reifen wie andere Strecken im Kalender. "Hoffentlich haben wir uns da verbessert, sodass wir eine gute Platzierung erreichen können", meinte Rosberg, der als Vierter in den Grand Prix starten wird.

Mitten in die Weltspitze ist Valtteri Bottas vorgedrungen. Der finnische Rookie deutete bereits in den Freien Trainings an, dass mit ihm zu rechnen sein würde, doch der Vorstoß auf Rang drei verblüffte selbst den Mann aus dem hohen Norden. "Wir haben heute alles perfekt hingekriegt und stehen weiter vorne als wir uns das hätten erträumen können", konnte er sein Glück kaum fassen. Doch Achtung: Williams setzte im Gegensatz zu den anderen Teams verstärkt auf eine Regenabstimmung, sodass es mit der Herrlichkeit bald vorbei sein könnte, wenn das Rennen wie erwartet trocken über die Bühne geht. Die ersten Punkte für Williams in dieser Saison sollten aber durchaus im Bereich des Möglichen liegen.

Ferrari und Lotus frösteln

Neben Red Bull galt Ferrari als großer Favorit für das Qualifying, doch Felipe Massa warf seinen Wagen in Q2 weg und Fernando Alonso kam nicht über Platz sechs hinaus. Vor allem die kühlen Bedingungen machten dem Spanier zu schaffen, weshalb er einige Kontrahenten überholen muss, um an Vettel dranzubleiben, was gerade mit Blickrichtung Titelkampf essentiell wäre. Trotz der durchwachsenen Vorstellung ist mit dem Asturier im Rennen zu rechnen - gerade, wenn das Thermometer um ein paar Grad steigt, sollte Ferrari in der Lage sein, gewohnt schonungsvoll mit den Reifen umzugehen und dennoch über den nötigen Speed verfügen.

Noch einmal vier Plätze hinter Alonso wird Kimi Räikkönen starten. Eigentlich wurde der Finne Neunter, doch weil er sich nach Massas Abflug beim Restart nicht in der Fast Lane eingeordnete und sich dadurch einen Vorteil verschafft hatte, wurde er von den Stewards nach hinten versetzt. Wie bei Ferrari sorgte auch im Hause Lotus das kühle Wetter für schlechte Stimmung. Sollte der Himmel am Sonntag jedoch seine Schleusen geschlossen halten und die kanadische Sonne zum Vorschein kommen, ist auch dem Finnen ein Vorstoß ins Spitzenfeld ohne weiteres zuzutrauen. "Gestern war das Auto im Trockenen nicht schlecht...", konnte der Iceman einen gewissen Optimismus nicht verbergen.