'Hello - Turn Your Radio On'… Dieser Song von Shakespears Sister dürfte Nico Rosberg in seinen Träumen heute Nacht in seinem Hotelbett in Montreal wohl noch ein Stück weit verfolgen. Mit dem Funk wollte es beim Deutschen auf der Ile Notre Dame im Zeittraining einfach so gar nicht klappen. Normal wäre das auch nicht so schlimm gewesen - zumindest im Trockenen. "Ideal ist so etwas zwar nie, aber bei einem normalen Qualifying kann man mir ja auch einfach vorher in den Boxen sagen, was ich zu tun habe. Bei solchen Bedingungen wie heute braucht man aber viel mehr Informationen", meinte Rosberg im Anschluss an seinen vierten Startplatz auf dem Circuit Gilles Villeneuve. "Mein Funk ging nur auf einem ganz kleinen Stück auf der Geraden - das hat aber auch nichts genützt, weil das Team das ja nicht wusste", ärgerte sich der 27-Jährige.

Die aus der non-existenten Kommunikation entstehende Problematik: "Am Ende dachte ich zum Beispiel, dass ich nur noch zwei Runden habe - dabei wäre sich noch eine weitere ausgegangen. Das wäre genau die Runde gewesen, in der es dann darauf ankam und ich die Zeit hätte fahren müssen... aber so verliert man natürlich viel." Doch wer glaubt, Rosberg hätte als Resultat der Panne lediglich den mangelnden Ton auf seinem Ohr zu beklagen gehabt, der irrt. "Mein KERS ging dementsprechend auch nicht, weil ich ohne Funk nicht die richtigen Einstellungen hatte und auch die Bremstemperaturen konnte ich so nicht anpassen", zählte der Wiesbadener die lange Liste an Problemen auf, die der Ausfall mit sich brachte. Unterm Strich wollte der Silberpfeil-Pilot also fast noch glücklich mit seinem Abschneiden am Ende sein.

Achillesferse: Reifenverschleiß

Dunkle Wolken über Montreal? Rosberg ist das gerade recht..., Foto: Mercedes AMG
Dunkle Wolken über Montreal? Rosberg ist das gerade recht..., Foto: Mercedes AMG

"Eigentlich ist Platz vier ziemlich gut, wenn man sich einmal diese Umstände anschaut - ich hatte eigentlich erwartet, dass es viel schlimmer wird, denn ich konnte am Ende so nicht einmal eine richtige Runde zusammenbringen", sagte Rosberg, der mit Blick auf die Gesamtperformance seines F1 W04 feststellte: "Das Auto ist sowohl im Regen als auch auf trockener Fahrbahn über eine Runde gut - im Regen auch über die Distanz. Im Trockenen ist der Long-Run mit dem Reifenverschleiß immer noch unsere Achillesferse... da gibt es mit Sicherheit andere Teams, die schneller sind als wir." Mit Blick auf Sonntag sei trotzdem keine Schwarzmalerei vonnöten. "Wir müssen das Beste draus machen - die Startpositionen sehen jedenfalls schon einmal gut aus", fand Rosberg kurz und kanpp. Doch wie schnell man bei Mercedes im Rennen auch nach hinten durchgereicht werden kann, musste er diese Saison schon mehrfach schmerzlich am eigenen Leib erfahren - zuletzt in Bahrain und Spanien.

"Barcelona ist noch nicht lange her und da war das unsere große Schwäche", gab auch der Wahl-Monegasse selbst unumwunden zu. Seine Hoffnung: "Wir haben uns seitdem verbessert." Trotzdem sei man aber noch nicht gänzlich dort, wo man stehen wolle. "Im Trockenen ist es noch nicht gut genug", befand Rosberg. Etwas Positives abgewinnen wollte er dafür dem zweiten Startplatz seines Teamkollegen Lewis Hamilton. Mit Blick auf das interne Duell bei Mercedes, in dem er nach drei Pole-Positions in Folge, in Kanada erstmals seit einigen Wochen wieder unterlag, meinte Rosberg: "Man darf das nicht falsch verstehen - zwar hat mir die Sache mit dem Funk heute geschadet, Lewis zu schlagen wäre hier aber trotzdem sehr schwer geworden." Dem britischen Ex-Weltmeister wollte Rosberg dementsprechend ein Lob aussprechen. "Er war heute stark unterwegs - Kompliment dafür."

Für ihn persönlich gelte es jetzt aber einfach, sich auf sein eigenes Rennen zu konzentrieren, um so am Sonntag das bestmögliche Resultat herauszuholen. Auch von hinten erwartete Rosberg noch die ein oder andere Attacke. "Vor allem von Ferrari", meinte der Deutsche, der auf die Frage nach seinem Ziel für den Grand Prix scherzhaft konterte: "Also ein besseres Resultat als zuletzt in Monaco wird ja schon einmal schwierig." Klar sei aber auch: "Das Rennen hier wird für uns viel schwieriger als in Monte Carlo und wieder zu gewinnen sowieso, denn morgen werden wir einen heftigeren Reifenabbau zu beklagen haben und das wird definitiv eine Herausforderung." Dass die kalten Verhältnisse einem voll in die Karten spielen würden, verneinte Rosberg. "Wenn es zu kalt ist haben wir Graining... wenn es zu warm ist, beanspruchen wir die Reifen auch zu sehr. Aber klar... für meinen Geschmack kann es morgen ruhig nass sein."