1. - S wie Startaufstellung

Bunt gemixt präsentiert sich die Startaufstellung in Montreal. Nach drei Pole Positions in Folge wurde Nico Rosberg von Sebastian Vettel an der Spitze abgelöst, dahinter folgt Lewis Hamilton. Doch eine faustdicke Überraschung gelang Valtteri Bottas, der den unterlegenen Williams auf P3 stellte. Fernando Alonso startet als bester Vettel-Verfolger 'nur' von Position sechs, der Spanier wird versuchen, schon am Start Plätze gut zu machen, zumal er nicht zu viel Zeit hinter den im Rennen vermeintlich langsameren Mercedes verlieren darf, will er noch eine realistische Chance auf den Sieg haben. Weil im Qualifying mit Intermediates gefahren wurde, haben übrigens auch die Top-10-Piloten am Sonntag freie Reifenwahl und dürfen mit frischen Pneus ins Rennen gehen.

Daumen hoch für Bottas, Foto: Sutton
Daumen hoch für Bottas, Foto: Sutton

Auch hinter Alonso geht es bunt weiter. Jean-Eric Vergne geht von Position sieben ins Rennen, unmittelbar gefolgt vom starken Adrian Sutil. Wegen der Strafversetzung von Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo, die wegen 'Drängelns' beim Restart in Q3 jeweils zwei Startpositionen abgeben mussten, startet Nico Hülkenberg von Startplatz neun. Titelkandidat Kimi Räikkönen muss von Startposition zehn aus versuchen, durch das Feld zu pflügen. Spannend wird es auch am Ende des Feldes. Felipe Massa muss nach einem Unfall in Q2 von Platz 16 starten, Romain Grosjean geht nach schlechtem Qualifying und Strafversetzung - die noch aus Monaco resultiert - gar nur vom letzten Startplatz aus ins Rennen. Crashpotential ist also genügend vorhanden.

2. S - wie Start

Starts sind generell nicht gerade ungefährlich in der Formel 1. Doch Montreal hat es in sich. Nach dem lediglich 260 Meter kurzen Sprint zur ersten Kurve verzögern die Piloten in den ersten Linksknick, bevor der richtige Fügel-Salat droht. Der Linksknick geht nahtlos in Turn 2, eine äußerst enge Rechtskurve, über. In der Vergangenheit zeigte sich, dass die 'Virage Senna' ein wahres Nadelöhr ist und es eine Seltenheit ist, sollten alle Frontflügel heil bleiben.

Saltos gibt es nicht nur beim Kunstturnen, Foto: Sutton
Saltos gibt es nicht nur beim Kunstturnen, Foto: Sutton

Alexander Wurz kann davon ein Lied singen, allerdings wäre der Österreicher froh gewesen, wäre es bei einem defekten Flügel geblieben. 1998 überschlug er sich nach dem Start spektakulär, das Rennen musste unterbrochen werden. Erschwerend hinzukommt, dass das Grip-Niveau sehr schlecht sein wird, weil noch fast kein Gummi auf die Strecke gelegt wurde. Somit könnte es am Start zu größeren Unterschieden kommen, ein sensibler Kupplungsfinger ist also gefragt.

3. S - Strecke

Der Circuit Gilles Villeneuve: 4,361 Kilometer lang, 15 Kurven und jede Menge dichte Mauern, die jeden Fehler direkt bestrafen. Ein Grund, weshalb viele Teams in ihrer Strategie sogar auf mindestens eine Safety-Car-Phase setzen, auch wenn zwei der letzten drei Rennen in Kanada ohne das Führungsfahrzeug auskamen. Während des Rennens erreichen die Fahrer eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 320 Stundenkilometern. Der durchschnittliche Speed liegt immer noch bei 199 km/h.

Auch Sebastian Vettel machte Bekanntschaft mit der Wall of Champions, Foto: Sutton
Auch Sebastian Vettel machte Bekanntschaft mit der Wall of Champions, Foto: Sutton

Nach dem Temporausch folgt der wahrscheinlich prominenteste Punkt des Parcours: die berühmt-berüchtigte 'Wall of Champions', die am Ende der letzten Schikane vor Start und Ziel lauert. Nicht wenige Piloten haben mit ihr schon Bekanntschaft gemacht, darunter auch Sebastian Vettel. Wer in allen 70 Runden problemlos an ihr vorbeikommt, der ist dem Weg zum Rennsieg einen großen Schritt näher gekommen.

4. S - Strategie

Die Strategien für den Großen Preis von Kanada fallen abwechslungsreich aus und hängen vor allem auch vom Wetter ab. Sollten die Bedingungen denen des Vorjahres gleichen, sollte der mögliche Sieg-Weg klar sein: eine Zwei-Stopp-Strategie. "Das Rennen dürfte ähnlich wie letztes Jahr verlaufen: Zwei-Stopps, 20 Runden auf Supersoft, vielleicht versuchen einige Fahrer eine Ein-Stopp-Strategie, wenn wohl auch nicht Ferrari", mutmaßt Pirelli-Chef Paul Hembery. "Zwei-Stopps sind wohl die wahrscheinlichste Strategie." Doch auch der mögliche Regen darf nicht unterschätzt werden und spielt bei der Wahl der Reifen eine bedeutende Rolle. "Das Rennen könnte vom Regen unterbrochen werden, wie wir es schon in den letzten Jahren gesehen haben", erinnert Hembery.

5. S - wie Setup

Das Setup für den Sonntag ist eine Lotterie: Die Wettervorhersagen sind gut, der wärmste und trockenste Tag des Wochenendes wird erwartet. Weil die bisherigen Trainingssessions allerdings unter komplett anderen Bedingungen stattfanden, bleibt bei allen die Ungewissheit. Adrian Sutil erklärte gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass er seinen Boliden kompromisslos auf trockene Verhältnisse abgestimmt hat und deshalb einen guten Rennsonntag erwartet. Doch bei den unsicheren Wetterprognosen, die den Ausläufern des Tropensturms Andrea geschuldet sind, ist es gut möglich, dass der eine oder andere Pilot gepokert hat. Wegen des andauernden Regens ist zudem die Strecke noch sehr grün, sollten die Wetterprognosen eintreffen, wird sich die Strecke während des Rennens sehr stark verändern. Wer für diese Bedingungen das richtige Setup gewählt hat, hat definitiv einen Vorteil.

6. - S wie Spannung

Kaum eine Strecke im Rennkalender wartet mit dermaßen viel Spannungspotenzial wie der Circuit Gilles Villeneuve auf. Der Kurs ist mit seinen langen Geraden und beiden DRS-Zonen dafür bekannt, Überholmanöver am Fließband zu liefern, weshalb das Ergebnis des Qualifyings gut und gerne noch einmal auf den Kopf gestellt werden könnte. Zwar ist es Sebastian Vettels Paradedisziplin, dem Feld von der Spitze zu enteilen, doch gerade die ungewissen Wetterbedingungen ermöglichen eine Vielfalt von Strategien, dürfen die Piloten doch etwa ihre Reifen frei wählen.

Für jede Menge heiße Szenen sollten auch Fernando Alonso und Kimi Räikkönen sorgen, die sich von ihren suboptimalen Startpositionen den Weg nach vorne bahnen müssen. Dabei werden sie wohl oder übel auf Valtteri Bottas treffen, nachdem der Williams-Pilot sensationell den dritten Platz eroberte. "Er wird nach hinten durchgereicht werden, das ist das Schlimme für ihn", glaubt Marc Surer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com allerdings an keine weitere finnische Sensation.

7. - S wie Sonntagswetter

Keine Spur von Frühsommer in Kanada. Bereits am Freitag wurden die Piloten zum Freien Training von kühlen Temperaturen und Regenschauern begrüßt und auch am Samstag sollte das wechselhafte Wetter Bestand haben. "Heute war es so schwierig, weil es nur in ein paar Kurven geregnet hat - das kann man nicht vorhersagen und braucht auch das Quäntchen Glück", ließ Pole-Sitter Sebastian Vettel das Qualifying Revue passieren.

Schenkt man den Prognosemodellen glauben, dürfte der Grand Prix am Sonntag jedoch trocken über die Bühne gehen, selbst wenn weiterhin eine geringe Regenwahrscheinlichkeit besteht. Ein Chaosrennen wie vor zwei Jahren, als es aufgrund heftiger Regenfälle zu einer mehrstündigen Unterbrechung kam, ist jedenfalls nicht zu befürchten. Zudem dürfte es wieder ein paar Grad wärmer werden, was sich in erster Linie auf den Reifenverschleiß auswirken sollte.