Die Formel 1 begibt sich im Laufe des Jahres auf eine Weltreise und nicht alle Destinationen stehen in der Gunst der Pilot weit oben. Nach Montreal kommen jedoch alle gerne, zählt der Große Preis von Kanada doch zu den Klassikern schlechthin im Kalender. "Es ist einer meiner Lieblings-Grand-Prix - eine sehr coole Strecke", betonte auch Nico Hülkenberg. "Die Atmosphäre ist einmalig, wir sind ja auf einer Insel und kommen über das Wasser rein", schwärmte er. "Die Stadt ist super, es gibt zigtausende Fans und alle fiebern mit." Die Piloten würden es einfach genießen, wenn die gesamte Bevölkerung sich auf Rennen freut, so der Sauber-Pilot. "Die Stadt verkleidet sich, es gibt überall Formel-1-Parties."

Doch nicht nur Montreal hat seinen ganz eigenen Charme, auch der Circuit Gilles Villeneuve bürgt für Action und bietet aufgrund seiner Charakteristik stets spannende Rennen. "Die Strecke hat einen guten Fluss. Man muss über die Kerbs räubern und nahe an die Mauern ran - das sind Sachen, die kitzeln und Spaß machen", erläuterte Hülkenberg. Und dann gibt es freilich noch die Wall of Champions, in der schon so manch ein Bolide versenkt wurde. "Man hat es selbst in der Hand, aber wenn man einen Kerb falsch trifft, ist man ganz schnell in der Wall auf Champions", weiß auch Hülkenberg, der an der berüchtigten Stelle bis dato jedoch noch nicht Schiffbruch erlitt. "Ich hoffe, das bleibt so", grinste er. "Aber es ist eine super Herausforderung. Je näher man an die Wand fährt, desto mehr Speed kann man mitnehmen."

Tolle Stadt hin, Wall of Champions her: am Ende zählt nur, welches Resultat am Sonntag im Grand Prix erreicht wird und diesbezüglich gibt es bei Sauber und Hülkenberg noch einigen Nachholbedarf. Erst magere fünf Punkte konnte der Mann aus Emmerich auf sein Konto schaufeln und wartet seit drei Rennen auf Zählbares. "Wir haben ein paar neue Teile dabei, die uns hoffen lassen", gab Hülkenberg sich hinsichtlich des bevorstehenden Rennens kryptisch. "Wie gut sie sind, werden wir dann herausfinden. Ich bin mir prinzipiell nicht sicher - wir müssen abwarten und werden versuchen, in die Top-Ten zu kommen."

Zuversicht, dass es endlich aufwärts geht, versprüht Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Der Optimismus ist ungebrochen da, nicht nur näher zu kommen, sondern auch endlich zu punkten", erklärte die Österreicherin. "Zuletzt hatten wir Pech und haben auch Fehler gemacht und das Auto ist sicherlich nicht so gut, wie wir es erwartet haben, aber auch nicht so schlecht, dass wir so sehr um die Punkte kämpfen müssen", meinte sie. "Wir glauben, dass die Chancen gut stehen.

Mercedes-Untersuchung zu Recht

Naturgemäß sind die Reifen auch vor dem siebten Saisonlauf ein großes Thema. Pirelli bringt für die Freitagstrainings pro Fahrer zwei Sätze Experimentalreifen an die Strecke, doch ob sie auch wirklich zum Einsatz kommen werden, gilt als äußerst fraglich, denn über Montreal dürften sich dicke Regenwolken zusammenbrauen. Ansonsten gibt es für das Rennwochenende die mittlere und superweiche Mischung. "Es wird nicht problematischer oder unproblematischer als bei den letzten Rennen", schätzte Hülkenberg die Lage auf dem Gummi-Sektor ein. Graining sei in Montreal vor allem zu Beginn des Wochenendes ein Thema und sollte der Himmel am Freitag wie prognostiziert seine Schleusen öffnen, könnte sich das Problem auf den Samstag verlagern. "Ich habe aber keine besonderen Sorgen", beruhigte der Sauber-Pilot.

Eigentlich wollte Pirelli für den Kanada GP gänzlich überarbeitete Reifen anliefern, was schlussendlich jedoch am Reglement scheiterte. Nun soll ab Silverstone lediglich eine adaptierte Hinterradkonstruktion dafür sorgen, dass die zuletzt aufgetretenen Delaminierungen der Vergangenheit angehören. "Wir hatten es noch nie, aber es ist sicherlich nicht ideal und als Fahrer sehr unkomfortabel, wenn sich die ganze Lauffläche löst", meinte Hülkenberg, der verriet, dass dieses Thema auch in der Fahrerbesprechung diskutiert wurde, aber keine Details ausplaudern wollte. Generell wollte der Deutsche zu den neuen Reifen noch keine Einschätzung abgeben, ohne sie selbst gefahren zu sein. "Man muss sie einmal gefühlt haben, dann kann man etwas dazu sagen. Zuvor ist es nur Spekulation", hielt er fest.

Und noch einmal Reifen: Der fragwürdige Test von Pirelli für Mercedes hält das Fahrerlager derzeit in Atem. Mittlerweile hat die FIA den Fall an das Internationale Tribunal übergeben. "Der Test war sicher nicht von Nachteil", sagte Hülkenberg. "Ich denke, die Untersuchung findet zu Recht statt, denn irgendwo geht es mit den Regeln nicht ganz überein." Man müsse sich daher ansehen, was genau vorgefallen ist, so der 25-Jährige, allerdings würden die zusätzlichen 500 Kilometer für einen Piloten keinen Vorteil darstellen. Ob die ganze Sache bestrafenswert ist, möchte Hülkenberg den zuständigen Funktionären überlassen, doch in einer Sache ist er sich sicher: "Es wird nicht jedes Team einen Test bekommen. Das ist nicht realistisch."