Der Name weckt bereits große Erwartungen - und der Circuit Gilles Villeneuve hält was die klangvolle Ehrenbezeichnung verspricht. Die Strecke ist etwas für echte Draufgänger - solche Fahrer eben, wie es der legendäre Namensgeber - Ferrari-Pilot Gilles Villeneuve - zu seinen Lebzeiten war. Von allen Kursen im Rennkalender wird auf der 4,361 Kilometer langen Strecke in Montreal die geringste Rundenzeit benötigt. Für eine Umrundung brauchen die Fahrer durchschnittlich gerade einmal 75 Sekunden. Mehr als die Hälfte der Runde wird mit Vollgas gefahren. Dabei erreichen die Fahrer eine Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 320 Stundenkilometern. Der durchschnittliche Speed liegt immer noch bei 199 km/h.

Tempo ist allerdings nicht die einzige Komponente, die auf dem Rundkurs gefragt ist. Mindestens genauso stark wie das Gas- wird in Kanada das Bremspedal betätigt. "Wegen der Stop-and-Go-Charakteristik kommt es in Montreal besonders auf gute Beschleunigung und hohe Topspeeds an", erklärt Remi Taffin, F1-Chef von Renault. "Die Geraden enden in engen Kurven, meist sogar Kehren. Die Autos bremsen an diesen Stellen auf weniger als 60 km/h herunter. Folglich kommt es neben Spitzenleistung auch auf eine effektive Motorbremse, ein berechenbares Ansprechverhalten beim Einlenken und gute Traktion am Kurvenausgang an." Hinzu kommt: Durch den ständigen Wechsel von Abbremsen und Beschleunigen wird der Motor auf eine harte Probe gestellt. Lange Zeit galt die Strecke in Kanada als Motorenkiller.

Neben seinem rasanten Charakter zeichnet sich der Kurs noch durch drei markante Schlüsselstellen aus. Auf der Start- und Zielgeraden beschleunigen die Fahrer auf über 300 Stundenkilometer. Das Vollgasstück findet in der Anfahrt auf Kurve eins allerdings ein abruptes Ende, wenn die Piloten in den dritten Gang herunterschalten. Richtiggehend in den Keller geht die Geschwindigkeit vor der Haarnadelkurve, dem zweiten neuralgischen Punkt der Strecke. In der Anbremszone drosseln die Fahrer die Geschwindigkeit bis auf unter 60 km/h, um nach der Durchfahrt auf der über einen Kilometer langen 'Droit du Casino'- Geraden wieder Vollgas zu geben. Auf diesem Stück werden Top-Speeds von 320 km/h erreicht.

Von wegen angekratztes Image: Die berühmt-berüchtigte Wall auf Champions, Foto: Sutton
Von wegen angekratztes Image: Die berühmt-berüchtigte Wall auf Champions, Foto: Sutton

Nach dem Temporausch folgt der wahrscheinlich prominenteste Punkt des Parcours: die berühmt-berüchtigte 'Wall of Champions', die am Ende der letzten Schikane vor Start und Ziel lauert. Ihren Namen verdankt die Begrenzungsmauer der Tatsache, dass die drei Weltmeister Michael Schumacher, Damon Hill und Jacques Villeneuve im Rennen 1999 allesamt in der Mauer strandeten. Witzigerweise ist über der Wand eine Werbetafel mit der Aufschrift 'Bienvenue au Quebec' (Willkommen in Quebec) angebracht. Die Schwierigkeit besteht darin, die Schikane mit der exakt benötigten Motorenleistung zu durchfahren. Schiebt das Aggregat zu stark an, landet der Fahrer in der Weltmeister-Wand, bei zu geringem Leistungseinsatz fehlt auf der anschließenden Start- und Zielgeraden die Power.