James Allison gehört derzeit zu den heißtesten Eisen auf dem Arbeitsmarkt der Formel 1. Nach seinem überraschenden Aus bei Lotus vor mehr als einem Monat ranken sich ständig neue Gerüchte um die Zukunft des Technikers. Mit so ziemlich jedem Team wurde der 45-Jährige bereits in Verbindung gebracht, nur der Name Red Bull wurde eher selten genannt. Das änderte sich nur wenige Tage vor dem Großen Preis von Kanada. Plötzlich spekuliert der eine oder andere Medienvertreter, dass Allison die Nachfolge von Adrian Newey antreten könnte. Alle Jahre wieder wird Newey angedichtet, dass er sich der Formel 1 ab- und stattdessen den Yachten des America's Cup zuwenden wolle.

Nach den Meisterschaften in den vergangenen drei Jahren mit Red Bull war es nicht immer einfach, einen Grund für Neweys F1-Abschied zu finden - diesmal bietet sich immerhin ein ansatzweise verständlicher: die neue Formel 1. Wenn 2014 die Turbo-Aggregate ihre Rückkehr feiern, könnte Newey die Lust an der Autokonstruktion vergehen und er Ende des Jahres seinen Hut an den Nagel hängen. Nicht nur bei Newey besteht eine gewisse Sorge, dass sich die Formel 1 zur Motoren-Formel entwickelt und aerodynamische Einflüsse stark abnehmen - Neweys Spezialgebiet. Dass der Brite nicht immer glücklich mit der Arbeit der Motorenabteilung von Red Bull war, dafür gab es ausreichend Belege.

Man erinnere sich nur an die schier endlose KERS-Debatte 2012 im Hause Red Bull, als Newey seinen Willen durchsetzen und die Batterie anders verbauen wollte als es vorgesehen war. Er war noch nie ein Freund davon, aerodynamische Vorteile aufzugeben, um mechanischen und elektronischen Komponenten den nötigen Platz zu schaffen. Außerdem glauben nicht wenige, dass er langsam den Spaß an der F1 verliert - einer Formelserie, die immer restriktiver vorgeht und die Möglichkeiten der Designer immer stärker einschränkt. Von angeblasenen Diffusoren und flexiblen Frontflügeln ist am diesjährigen Red Bull nichts mehr zu sehen...

Sollte Newey Ende 2014 - vorher eher nicht, schließlich ist er voll in das Turbo-Projekt involviert - Red Bull verlassen, könnte also Allison seinen Posten einnehmen? Ohne Frage ein adäquater Ersatz für das "Design-Genie", gilt Allison nach seiner Ferrari- und erfolgreichen Renault/Lotus-Zeit doch als einer der Top-Leute im Technikbereich. Doch jeglichen Spekulationen schob Red Bull am Mittwoch erst einmal einen Riegel vor. "Heute machen ein paar Gerüchte die Runde, aber wir können bestätigen, dass James Allison sich nicht Infiniti Red Bull Racing anschließen wird", teilte das Team in gerade einmal 120 Zeichen via Twitter mit. Damit sollten die Diskussionen erst einmal ein Ende haben, wenngleich es nicht das erste zurückgerufene Dementi in der Geschichte des Sports wäre...

Wohin führt nun also der Weg des James Allison? Eigentlich wollte er schon vor zwei Wochen bekanntgeben, welchen Posten er künftig antreten wird. Doch aus dieser Richtung ist bislang überhaupt nichts zu vernehmen. Allzu eilig dürfte er es sowieso nicht haben, denn wegen der wahrscheinlichen 'Gardening Leave'-Klausel in seinem Lotus-Vertrag muss er zwangsweise eine Weile pausieren. Vielleicht gibt es ja schon am Rande des Kanada Grand Prix Neuigkeiten zur Personalie Allison - es wäre mal wieder ein anderes Thema als Pirelli.